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Das Gebot der Rache

Das Gebot der Rache

Titel: Das Gebot der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Niven
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treten.«
    Wir lachten alle.
    »UDA, all the way«, skandierte Banny und spuckte in den Fluss. »Wir scheißen auf den Papst und die IRA«, sekundierten Tommy und ich.
    Am anderen Ufer tauchte ein älterer Herr auf, der seinen Hund, einen Border Collie, spazieren führte.
    » HE! MISTER! «, brüllte ich. » TREIBEN SIE ES MIT IHREM DÄMLICHEN KÖTER? « Der Mann schüttelte den Kopf und ging weiter. Banny und Tommy konnten sich vor Lachen nicht mehr halten. »Du bist echt durchgeknallt, Willie«, sagte Tommy.
    Banny warf seinen letzten Stein und traf die Cola-Dose mit voller Wucht. Das rot-weiße Aluminium kippelte, gluckerte und sank. »So geht das! Ihr beschissenen Amateure!« Dann stand er auf und klopfte sich kreidigen Staub von seiner Sta-Prest-Hose. »Scheiße, Mann. Das ist zum Kotzen langweilig hier.« Er blickte das leere Flussufer entlang. »Los, kommt. Wir gehen zur Daddelbude.« Die Daddelbude: Defender, Galaxian, Asteroids, Scramble.
    »Aye, nur womit?«, fragte Tommy. »Ich bin total blank.«
    Banny zuckte mit den Achseln. »Wir zocken irgend ’nem kleinen Pisser seine Credits ab.« Er hatte das schon öfter gemacht. Einen der Jüngeren vom Automaten weggeschubst und dessen restliche Credits verzockt. Was konnte so ein Winzling schon gegen ihn ausrichten?
    »Alles klar.« Tommy erhob sich ebenfalls. »Ist jedenfalls besser als der Mist hier.«
    Dann passierte es. Banny und Tommy standen über mir. Ihre aufragenden Gestalten warfen im Schein der niedrig stehenden Morgensonne dramatisch lange Schatten. Erst hörte ich, wie sich Schritte näherten, dann sagte Tommy: »Das gibt’s doch nich’. Ist ja wohl echt nich’ wahr jetzt.« Ich konnte sein breites Grinsen aus seiner Stimme heraushören, also sprang ich ebenfalls auf die Füße und folgte ihren Blicken.
    Da war er. Er bog um die Ecke des Wehrhäuschens, in der einen Hand eine Angel, in der anderen eine kleine Forelle. Craig Docherty.
    Der verfluchte Professor höchstpersönlich.
    Mutterseelenallein. In freier Wildbahn.
    Er sah uns und zuckte zurück. Er dachte wohl daran, sich umzudrehen und wegzurennen. Aber Banny ging bereits auf ihn zu. Docherty blieb wie versteinert stehen.
    »Alles klar, Professor?«, fragte Banny harmlos, fast freundlich. Nervös blickte Docherty sich um, suchte panisch das Flussufer ab – in der verzweifelten Hoffnung, dass ein Erwachsener vorbeikam. Doch außer dem Mann mit Hund, der sich mittlerweile ein paar Hundert Meter entfernt hatte, war niemand zu sehen.
    »Was haben wir denn da?«, fragte Tommy. Wir standen nun alle um den Professor herum.
    »Eine Forelle«, antwortete Docherty leise. Er hatte ein Stück Nylon-Angelschnur durch die Kiemen des Fisches gezogen, um ihn zu tragen. Je deutlicher ihm die Ausweg losigkeit der Situation bewusst wurde, desto elender wirkte er. Die Tracht Prügel, die er in der Schule bezogen hatte, war den Umständen geschuldet kurz und hastig gewesen. Kaum war Banny halbwegs in Fahrt gekommen, hatten die Lehrer dem Ganzen auch schon wieder ein Ende gesetzt. Eine Gelegenheit, ihm außerhalb der Schule die verdiente Abreibung zu verpassen, hatte sich nie ergeben, da Craig Docherty sich nicht dort aufhielt, wo wir uns rumtrieben. Er hing nicht in der Spielhalle oder der Imbissbude rum. Er ging nicht auf Partys oder in die Disco im Gemeindezentrum. Hin und wieder sah man ihn im Supermarkt mit seiner Mum.
    »Gib her«, forderte Banny und griff nach dem Fisch.
    Docherty zog ihn weg, hinter sein Bein.
    »Jetzt gib ihn schon her, du Arsch«, sagte Banny, schubste den Professor und schnappte sich den Fisch. »Scheiße, ist das widerlich!«, rief er, das Gesicht vor Ekel verzerrt, als er die Forelle begutachtete. »Total schleimig.« Sie war bräunlich, vielleicht zwanzig Zentimeter lang, mit blutroten Sprenkeln auf dem dunklen Rücken. Ihr milchiger Bauch glitzerte silbrig im Sonnenschein. »Was willste mit dem Ding?«, fragte Banny.
    »Nach Hause bringen«, antwortete Docherty.
    Banny schleuderte den Fisch in den Fluss. Kurz blitzte es weiß auf, als er unterging und knapp unter der Oberfläche davontrieb. »Vergiss es«, sagte Banny, während Docherty traurig seinem Fang nachsah. Mit gesenktem Blick wandte er sich ab, um zu gehen. »He!«, rief Banny und packte ihn an den Schultern. »Wo willste hin?«
    »Aye. Wir sprechen mit dir, du Wichser!«, brüllte Tommy ihn an.
    »Her damit, ich will auch angeln«, sagte Banny und griff nach Dochertys Rute.
    Doch der Professor zog sie an sich heran –

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