Das gebrochene Versprechen
gegeben, da ich für eins
dieser Trüffeldinger mein dunkelstes Geheimnis preisgegeben hätte. »Diese
Privatermittlerin«, sagte ich, »ist unbestechlich.«
»Schade. Dann muss ich das hier
wohl selbst essen.«
»Guten Appetit.«
»Bringt meine ganzen
Diätvorsätze ins Wanken.«
»Pech. Also, bis sechs.«
»Und wo bist du bis dahin?«
»Bei einem Exlover, hoffe ich.«
Meinen Berechnungen nach musste
Don DelBoccio inzwischen von seinem täglichen Gastspiel als Discjockey bei ksun, dem wildesten Hard-Rock-Sender
der Stadt, nach Hause zurückgekehrt sein. Ich lenkte meinen roten mg — der jetzt, nach diversen
Karosseriearbeiten und mit einer neuen Lackierung, fast schon ein gepflegter
Oldtimer war — zu seinem Haus in der Luck Street, im Industriegebiet beim China
Basin. Als ich auf die Klingel des Lofts im dritten Stock gedrückt hatte, ließ
Don mich per Summer ein, und ich nahm den Lastenaufzug, der direkt in seinen
Wohnraum führte.
Als der Aufzugkäfig emporglitt,
tauchten zuerst seine bloßen Füße auf, dann seine jeansbekleideten Beine, dann
der restliche Don. Er lächelte mich mit freudig funkelnden Augen durch das
Gitter an — ein untersetzter Mann mit moppartigem dunklem Haar und einem
extravaganten, buschigen Schnurrbart. Ich verkniff mir ein Kichern, als ich an
den Kommentar dachte, den mein Bruder John abgegeben hatte, als er Don das
erste Mal sah: »Mein Gott, der sieht aus, als ob er versucht, eine Katze zu
verdrücken!«
Don zog das Gitter auf und
umarmte mich. »Wie kommt’s, dass du immer auftauchst, wenn ich gerade an dich
denke?«, fragte er. »Keine Ahnung. Was hast du denn gedacht?«
Er winkte mich in sein Loft —
einen einzigen riesigen Raum mit Küchenecke und Schlafnische, voll gestopft mit
einer Menge von Büchern, Hi-Fi-Geräten, Musikinstrumenten und
Tropenfischaquarien, die selbst den langeweileanfälligsten Menschen bis ans
Ende seiner Tage hätte unterhalten können. Dieses Loft war noch größer als das,
das er in den Zeiten unserer Beziehung bewohnt hatte, aber in dem einen Jahr,
das er jetzt hier residierte, war es ihm gelungen, es so gut wie ganz zu
füllen. Allerdings nehmen ein komplettes Schlagzeug, ein Stutzflügel und ein
Trampolin natürlich auch einigen Platz ein.
»Wein?«, fragte er.
»Bisschen früh noch, oder?
Woran hast du in Zusammenhang mit mir gedacht?«
»So früh auch wieder nicht.
Außerdem habe ich jetzt Feierabend.« Ach, zum Teufel. »Na gut, danke. Was hast
du gedacht?«
»Werd ich dir nie verraten.« Er
ging zur Küchenecke, schenkte ein und brachte mir ein Glas Rotwein.
»Hm.« Ich ließ mich in den
Kissenhaufen sinken, der ihm als Sofa diente. »Was hat es mit dem Trampolin auf
sich?« Es war bei meinem letzten Besuch noch nicht da gewesen.
Don ließ sich neben mir nieder.
»Ein Typ im Sender hat es billig abgestoßen. Er ist jeden Morgen drauf
herumgehüpft, hat meine Sendung gehört und dabei Gewichte gestemmt. Weiß der
Himmel, warum. Na, jedenfalls, vor ein paar Monaten ist er bei Pearl Jam so in
Ekstase geraten, dass er von dem Ding runtergefallen ist. Die Hantel ist durch
eine Fensterscheibe gekracht, er hat sich böse geschnitten und sich außerdem noch
das Bein gebrochen.«
»Kein Wunder, dass er es
loswerden wollte. Ich nehme an, jetzt hüpfst du mit einer Hantel —«
»Nie und nimmer.« Er grinste
verschlagen. »Aber hüpfen tu ich schon. Du glaubst nicht, wie viele Frauen es
noch nie auf einem Trampolin getrieben haben.«
»Wüstling.«
»Mal probieren?«
»Wenn ich Ja sagen würde, wärst
du ganz schön schockiert.«
»Ich bin nicht so leicht zu
schockieren. Aber ich weiß, dass mir dieses Glück nicht mehr beschieden sein
wird. Hab gehört, die Sache mit diesem Typ, den du droben in Mono County kennen
gelernt hast, ist richtig ernst.« Er prostete mir zu und trank dann von seinem
Wein. »Also, was führt dich hierher?«
»Eine banale kleine Quizfrage,
letztlich. Du kennst doch meinen Schwager Ricky Savage?«
»Vom Hörensagen, ja. Hatte noch
nie das Vergnügen.«
»Na ja, er ist im Moment gerade
hier, und wir haben über Songtexte geredet. Da gibt es so eine Textzeile, die
wir beide im Kopf haben, aber wir kommen nicht drauf, woher. Ich dachte, bei
deinem Gedächtnis für Songtexte wüsstest du’s vielleicht.«
Don sah mich über sein Glas
hinweg skeptisch an. Ich senkte den Blick und kostete den exzellenten Rotwein.
Nach einer kurzen Pause sagte
er: »Wie heißt die Zeile?«
»Was ist mit meinem
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