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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Car-Pool-Spur
vorbeisausen. Ich liebe die Freiheit, die einem ein Auto gibt, und ich liebe
das Fahren — obwohl das keiner glauben würde, der die Rumpelkiste sieht, meinen
uralten, siechen Rambler American. Und wenn ich auch das Gegenteil vorschützte,
liebte ich doch insgeheim Rickys Porsche, auch wenn er mich auf der Rückfahrt
von Arizona in ein Arschloch am Steuer verwandelt hatte.
    Ricky...
    Um
halb zehn würde ich in Paso Robles sein. Dann würde ich ihn anrufen.
     
    »So
schnell kann ich doch nicht gefahren sein, Officer!«
    »Ich
habe Sie mit sechsundachtzig Meilen gestoppt.«
    »Lastwagen
haben mich überholt.«
    Er
fuhr fort, den Strafzettel auszustellen.
    »Diese
Lastwagen sind die eigentliche Gefahr, wissen Sie? Wieso nehmen Sie die nicht
mal aufs Korn?«
    Strenger
Blick.
    »Ich
wollte doch nicht... Schauen Sie, das hier ist ein Mietwagen. Zu Hause fahre
ich einen alten Rambler, der sofort auseinander fiele, würde ich über fünfzig
fahren.«
    »Unterschreiben
Sie bitte hier.«
    Ich
erwog, eine Schmollschnute zu ziehen — aufs Hübscheste natürlich — oder
vielleicht sogar ein Tränchen kullern zu lassen. Aber dann befand ich, dass das
ein billiger Trick wäre. Ich unterschrieb den Strafzettel und fädelte mich mit
gemächlichen fünfundfünfzig Meilen wieder in den Verkehr ein.
    Gott,
dieser Porsche hatte mich völlig verdorbenI Ich war wie ein Arschloch gefahren,
und das in einem Ford Probe!
     
    Paso
Robles ist so ein Ort, bei dem man sich fragt, wieso es ihn überhaupt gibt.
Jedenfalls bis man mitkriegt, dass Paso Robles zum einen als Handelszentrum für
die ländliche Umgebung dient und zum anderen genau am Schnittpunkt des
Nord-Süd-Highway 101 und des von Bakersfield kommenden State Higway 166 liegt.
Die Hauptstraße verläuft ungefähr parallel zum 101 und ist voller Motels. Mein
Lieblingsetablissement dort ist das Marianna, weil ich beim ersten Mal das
Schild falsch las und dachte, es hieße »Motel Marihuana«.
    Mein
Ziel war ein rosa verputztes Haus in einer westlichen Nebenstraße, der dritte
in einer langen Reihe absolut gleich aussehender Bungalows, die mich an die
Reißbrettsiedlung einer Holzfirma südlich von Eureka erinnerten, durch die ich
irgendwann mal gekommen war. Es war die Adresse, die Patricia Terriss vor fünf
Jahren ihrem Gynäkologen in Austin als Wohnsitz ihrer nächsten Angehörigen
genannt hatte — einer Schwester namens Veronica Keel. Wie sich Jenny Gordon
diese Information verschafft hatte, war mir ein Rätsel, da Ärzte gemeinhin
äußerst zugeknöpft sind. Eine Telefonnummer hatte die Terriss nicht angegeben,
und bei der Auskunft hatte ich erfahren, dass keine eingetragen war, also
schien ein persönlicher Besuch erforderlich.
    Außerdem
hatte Shar mich eines gelehrt: Wenn du nicht weißt, welche Art von Situation du
antreffen wirst, dann kreuze am besten einfach auf und lasse das
Überraschungsmoment zu deinen Gunsten wirken. Der Mann, der mir auf machte, war
alt und gebrechlich. Er starrte mich mit kurzsichtigen Augen durch die
Fliegentür an. Nein, sagte er, Mrs. Keel wohne hier nicht mehr. Er habe das
Haus vor vier Jahren bei einer Zwangsversteigerung erworben.
    »Wissen
Sie ihre derzeitige Adresse?«
    Er
legte die Hand hinters Ohr. Ich wiederholte die Frage lauter.
    »Oh,
die Adresse. Nein. Sie ist vielleicht zu Verwandten gezogen, damals, nach dem
Unfall.«
    »Welchem
Unfall?«
    »Schlimmer
Autounfall, auf dem Highway. Sie und ihr Mann hatten so einen großen Laster, waren
schon fast wieder daheim, nach einem langen Transport. Er ist eingeschlafen,
war sofort tot. Sie hat’s überlebt, war aber gelähmt.«
    Ich
hatte dem Highway-Polizisten doch gesagt, die eigentliche Gefahr seien die
Lastwagenfahrer. Zu viele sind entweder auf irgendwelchen Aufputschmitteln und
fahren wie die Irren oder kommen gerade wieder runter und pennen ein. »Wissen
Sie irgendjemanden, der noch Kontakt mit Mrs. Keel haben könnte?«
    »Nein,
tut mir Leid.«
    Was
jetzt? Die Nachbarn abklappern? Nein — zuerst mal ein Telefon finden, Ricky
anrufen, dann einen Kaffee. Nein — Frühstück. Ich war am Verhungern.
     
    Das
Hyatt Regency wollte mich nicht zu Mr. Savage durchstellen. Er habe strikte
Anweisung gegeben, alle Anrufe fern zu halten, aber ich könne eine Voice-mail-Botschaft
hinterlassen, wenn ich wolle. Ich erwog kurz, Rabatz zu machen, aber was würde
das bringen? Außerdem brauchte er seinen Schlaf, wenn er am Abend einen guten
Auftritt hinlegen sollte. Ich hinterließ so

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