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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Rats.«
    »Was haben Rats und die
Bandmitglieder dort gemacht?«
    »Spesengeld für die Tour
abgeholt.«
    »Sonst noch jemand?«
    »Meine Assistentin. Ricks
Sekretärin. Ethans Sekretärin. Noch ein paar Bürokräfte.«
    »Haben Sie die
Empfangssekretärin schon gefragt?«
    »Ging nicht. Sie hat ein paar
Tage freigenommen, und ich konnte sie nicht erreichen.«
    »Verflixt! Na ja, versuchen
Sie’s weiter.«
    Als ich aufgelegt hatte, sah Hy
das Telefon grimmig an. »Wir können auch gleich aufstehen«, sagte er. »Das Ding
wird sowieso keine Ruhe geben.«
    »Nein, warte noch kurz. Ich
möchte dir erzählen, was Linda Toole rausbekommen hat — und was ich gestern
rausgefunden habe. Du hast mir noch keine Gelegenheit gegeben, dich auf den
neuesten Stand zu bringen.«
    »Tut mir Leid. Ich war gestern Abend
nicht besonders gut drauf.« Ich wartete, aber er schwieg, also begann ich mit
meinem relativ langen Bericht. Als ich fertig war, sagte er zunächst gar
nichts. »Diese Fische umzubringen ist ein ganz schön gruseliger symbolischer
Akt«, sagte er schließlich.
    »Ein ganz schön gruseliger
Indikator für ihre damalige psychische Verfassung — und dafür, wie es jetzt in
ihr aussehen mag.«
    »Und wozu sie fähig sein
könnte. Weißt du, McCone, ich glaube, du hattest gestern Morgen Recht — wir
sollten uns für Samstag Abend in Austin auf etwas Übles gefasst machen.«
     
     
    Raes Tagebuch:
     
    13
Uhr 18, Pazifiksommerzeit
     
    »Austin?«,
sagte die Verwaltungsangestellte im Sierra Vista Medical Center. »Nein, dahin
ist sie nach ihrer Entlassung nicht gegangen.«
    »Aber
wohin sie gegangen ist, wollen Sie mir nicht sagen?«
    »Unsere
Patientenakten sind vertraulich, Ms. Kelleher. Ich habe ihnen schon mehr
gesagt, als ich dürfte.«
    »Wenn
ich Polizeibeamtin wäre, würden Sie’s mir dann sagen?«
    »Da
müsste ich meinen Vorgesetzten fragen, aber der ist momentan auf Reisen, und da
Sie ja sowieso keine Polizeibeamtin sind —«
    »Ich
weiß.« Ich verließ das Büro, folgte den Pfeilen auf dem Fußboden bis in die
Eingangshalle und trat in die Frühnachmittagssonne hinaus. Hier war es
grässlich heiß, und obwohl ich mir auf der Toilette des Coffee-Shops ein
ärmelloses Top angezogen hatte, war mir, als könnte ich jeden Moment zu einer
müden kleinen Pfütze zerschmelzen.
    Und
ich hatte keine Spur mehr.
    Eine
von Veronica Keels Exnachbarinnen hatte mir erzählt, dass die arme Frau nach
dem Unfall in die Trauma-Abteilung des Sierra Vista gebracht worden sei, also
war ich hierher gesaust in der festen Annahme, hier die aktuelle Adresse zu
kriegen. Aber ich hatte nicht bedacht, wie störrisch Klinikverwaltungskräfte
sein können, und jetzt war Ende der Fahnenstange. Oder?
    Ich
tauchte wieder in die Klimaanlagenkühle der Klinik ein und suchte mir eine
Telefonkabine. In meinem Adressbuch fand ich die Nummer von Adah Joslyn, Shars
Freundin im Morddezernat der Polizei von San Francisco. Aber Adah war nicht da;
sie machte Urlaub in Mexico.
    Ob
ich sonst jemanden sprechen wolle? Sofort fiel mir Greg Marcus ein, Shars
Exfreund und Captain im Rauschgiftdezernat. Ich bat, ihn sprechen zu können,
der Typ von der Mordkommission verband mich weiter, und man erklärte mir, Greg
habe heute keinen Dienst. Ich hatte seine Privatnummer, konnte mich aber nicht
überwinden, ihn anzurufen. Greg hält mich für ein hübsches Dummchen, und seine
herablassende Art bringt mich immer auf die Palme. Zuletzt war das vor zwei
Wochen passiert, worauf ich ihn ein Chauvi-Schwein genannt hatte. Man bittet
nicht jemanden, mit dem man kaum spricht, seinen Amtsstatus zu nutzen, um einer
Klinikverwaltungsangestellten Informationen aus der Nase zu ziehen — schon gar
nicht an einem dienstfreien Tag.
    Wieder
Ende der Fahnenstange.
    Denk
nach, Rae. Überleg, was du über Veronika Keel weißt.
    Okay,
sie und ihr Mann besaßen diesen großen Laster. Sie waren selbständige Fernfahrer,
fuhren vermutlich im Team. Kein leichtes Leben: Man hat keine Gewerkschaft,
keine Sozialleistungen; man muss dicke Rechnungen für den Wagen bezahlen, jede
Menge Reparatur- und Instandhaltungskosten.
    Reparatur-
und Instandhaltungskosten...
    Ich
schlug das Branchentelefonbuch auf. Die Registereinträge unter »Lastkraftwagen«
nahmen fast eine ganze Spalte ein. Außer LKWS und ihre diversen Bestandteile
kaufen, konnte man die Dinger beschriften, lackieren, poolen (was immer das
war), dampfstrahlreinigen, waschen, wiegen und verschrotten lassen (was wohl
letzten

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