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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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telefoniert.«
    Ich zuckte die Achseln.
»Vielleicht ist ihr ja was eingefallen, und es hat sich plötzlich irgendein
Zusammenhang ergeben. Ich werde Mick nochmal anrufen und ihm sagen, er soll
rausfinden, welche Flüge in der Stunde, nachdem sie in lax angekommen sein
muss, von dort abgegangen sind. Das können nicht allzu viele gewesen sein. Dann
kann er bei den Airlines nachfragen, ob sie auf einer der Passagierlisten
steht; falls sie die Information nicht rausrücken wollen, kann er eine Freundin
von mir bei der Polizei von San Francisco einschalten, damit sie über die
offiziellen Kanäle drankommt.« Ricky nickte, und sein Gesicht legte sich in Erschöpfungsfalten.
    »Die Rezeption hält all meine
Anrufe zurück, aber ich habe sie gebeten, Rae durchzustellen, falls sie wieder
anruft.«
    Hy sagte: »Meinst du, du kannst
schlafen?«
    »Ich muss, also werde ich.
Diesen Abschaltmechanismus habe ich entwickelt, als ich noch mit dem Bus auf
Tour war. Ich bin in die Koje in einem dieser umgebauten Dieseldinger gefallen
und war sofort weg.« Er schüttelte den Kopf. »Ich sage dir, ich bin froh, dass
ich nicht mehr so reisen muss. Das ist okay, wenn man jung ist — jung und
hungrig und auf dem Weg nach oben. Aber selbst diese Art zu touren ist kein
Zuckerschlecken.«
    »Das klingt, als dächtest du
ernsthaft dran, die Reiserei einzuschränken.«
    »Vielleicht, wenn Red heil
wieder zu Hause ist und ich sie dort halten kann. Irgendwas an dieser Frau
lässt mir die Vorstellung attraktiv erscheinen, Abende vor dem Kamin zu
verbringen, ohne Krach und Neonlichter.«
    Hy und ich wechselten einen
Blick. Rae war zwar nicht so süchtig nach Gefahrensituationen wie wir, aber da
war diese Unruhe in ihr, die sich nicht zähmen ließ. Und was ihre sichere
Heimkehr anging — um etwas dafür tun zu können, mussten wir erst mal wissen, wo
sie steckte.
     
    Hy gähnte herzhaft, als wir
durch den Flur zu unserem Zimmer gingen. Ich dagegen war hellwach und nervös
bei dem Gedanken, mit ihm allein zu sein. Seine Stimmung war im Moment, nun ja,
bestenfalls unberechenbar, und das Fetzte, was ich jetzt brauchen konnte, war
eine Auseinandersetzung.
    Er steckte die Schließkarte in
den Schlitz und winkte mich stumm durch die Tür. Unser Gepäck war gebracht
worden; ich nahm meine Toilettensachen heraus, ging ins Bad und schloss die
Tür. Ich konnte ihn im Zimmer herumkraspeln hören, wie er es immer tat, wenn er
in einem Hotel ankam: die Schranktür ging auf, die Vorhänge wurden zugezogen,
der Fernseher ging an und wieder aus. Als ich hinaustrat, nahm er gerade sein
Rasierzeug aus seinem Seesack.
    Er sagte: »Ich habe einen
Weckruf für zwei Uhr bestellt; um drei werde ich zum Messegelände rüberfahren
und mir dieses Coliseum ansehen.«
    Ich setzte mich aufs Bett und
zog die Schnürsenkel meiner Joggingschuhe auf. »Okay, wenn ich mitkomme?«
    »Wie du willst.« Er verschwand
im Bad.
    Seine Kurzangebundenheit
versetzte mir einen Stich. Ich streifte achselzuckend meine Kleider ab und schlüpfte
unter die Decke. Als Hy ein paar Minuten später zu mir kam, sagte er einfach
nur: »Schlaf gut«, drehte mir den Rücken zu und umarmte wieder sein Kissen.
Kurz darauf wurde sein Atem tief und regelmäßig.
    Hm, dachte ich, nicht ohne
einen gewissen Ärger, was auch immer mit ihm los ist — es mag mich ja nervös
machen, aber seinen Schlaf stört es jedenfalls nicht.
     
     
    Raes Tagebuch:
     
    8
Uhr 06, Pazifiksommerzeit
     
    Schlaf.
    Als
ich durch Santa Maria kam, wo ich geboren und aufgewachsen war, wünschte ich, ich
hätte wenigstens etwas Schlaf gekriegt. Ich hätte mich auf der Couch in Micks
Hotelzimmer zusammenrollen sollen, aber da hatte ich es so eilig gehabt, nach
Paso Robles aufzubrechen, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen war. Wenn
ich hätte fliegen können, wäre ein Nickerchen im Flugzeug drin gewesen, aber
bis es endlich irgendeinen Flug von LAX an irgendeinen Ort in der Nähe des
kleinen Städtchens im Südzipfel des Salinas Valley gegeben hätte, wäre ich mit
dem Auto bereits dort gewesen. Außerdem war Fliegen unpraktisch; dieser schicke
kleine Mietwagen würde mich überall hinbringen, wo ich hin musste. Es gab
keinen Grund, weshalb ich mich irgendwelchen Airline-Flugplänen ausliefern
sollte.
    Ich
bin im Grund ein Automensch — die Sorte, die die Umweltschützer zur
Verzweiflung treibt. Ich krauche immer den verstopften Teil des Freeway
entlang, während alle mit Gemeinsinn begabten Menschen auf der

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