Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
höher und stopfte mir
die Kissen in den Nacken. Er legte auf und tat es mir nach. Eine Zeit lang
lagen wir stumm da.
    Wir hatten immer eine so enge
innere Verbindung gehabt, dass wir oft gar nichts hatten reden müssen, um zu
wissen, was der andere dachte. Aber heute hatte ich keinerlei Zugang zu seinen
Gedanken — ich spürte nur, dass er irgendwie bedrückt war, auf eine Art in sich
zurückgezogen wie schon ziemlich lange nicht mehr. Schließlich nahm ich seine
langfingrige Hand. Er entzog sie mir nicht. Das Telefon klingelte wieder.
    Er seufzte, löste seine Finger
aus meinen, beugte sich hinüber und nahm ab. »Ja?... Ja, ist sie.« Er reichte
mir den Hörer. »Jenny Gordon, aus Austin.«
    »Hallo, Jenny.«
    »Hallo, haben Sie mein Fax
gekriegt?«
    »Welches Fax?«
    »Wegen der Schwester der
Terriss. Ich hab’s an Ihr Hotel in L.A. geschickt, gestern am späten
Nachmittag.«
    »Es muss irgendwie
untergegangen sein.«
    »Na, jedenfalls, die Terriss
hat ihrem hiesigen Arzt eine Schwester als nächste Angehörige genannt, eine
Frau in Paso Robles, Kalifornien.« Sie gab mir die Einzelheiten durch, und ich
notierte sie. »Wie haben Sie einen Arzt dazu gekriegt, Informationen über eine
Patientin herauszurücken?«
    Sie erwiderte in laszivem Ton:
»Ich habe meine Mittel und Wege.« Dann setzte sie hinzu: »Er ist ein
Pokerkumpan.«
    »Oh, vielen Dank. Konnten Sie
irgendeine Verbindung zwischen der Terriss und Curtin dingfest machen?«
    »Nicht mehr, als dass sie beide
in der Lodge aufgetreten sind. Sie kannten sich, aber die Leute, mit denen ich
geredet habe, sagen, da war nichts weiter.«
    »Hören Sie, ich habe inzwischen
die Telefonnummer von diesem Tod Dodson in Nashville, aber er hat noch nicht
zurückgerufen.«
    »Mal sehen, was ich tun kann.«
Sie notierte sich die Nummer und legte auf.
    Hy hatte das Telefon zwischen
uns aufs Bett gestellt. Ich legte den Hörer auf und berichtete Hy, was Jenny
gesagt hatte.
    Als ich fertig war, strich er
sich nachdenklich den Schnauzer. »Das Hotel ist ziemlich zuverlässig, was Faxe
angeht. Ich frage mich, ob dein Fax vielleicht bei jemand anderem gelandet
ist.«
    »Rae?«
    Er nickte.
    »Würde sie’s mir vorenthalten?«
    »Wer weiß denn noch, was sie
tun würde und was nicht? Vor einer Woche hätte ich nicht im Traum damit
gerechnet, sie mit deinem Schwager händchenhaltend auf der Titelseite des Insider zu sehen.«
    »Oder vor dieser Menschenmenge
in Union Station. Weißt du —« Das Telefon klingelte wieder. Charlotte Keim.
»Hey, hallo. Ich habe einen Bericht vom Richman-Labor aus dem Papierhaufen
hervorgezogen, unter dem dein Schreibtisch verschwindet; es geht um
irgendwelche Pflanzen, und laut Fallnummer bezieht es sich auf die
Savage-Sache.«
    Die Analyse des Gelben Jasmins.
»Was steht drin?«
    »Bei der Probe handelt es sich
um Gelsemiuni sempervirens, volkstümlich Gelber Jasmin. In Anbetracht
der Blüteperiode (Spätwinter bis Vorfrühling), kann man davon ausgehen, dass
dieser hier aus einem Treibhaus stammt. Durchweg Frostschäden feststellbar. Das
war’s.«
    »Frostschäden?«
    »Ja. Verrückt, was?«
    So verrückt auch wieder nicht,
wenn man bedachte, wie heiß es am Abend des Konzerts im Two Rock Valley gewesen
war. Wer auch immer den Jasmin in Rickys Trailer deponiert hatte, musste wohl
eine Kühltasche benutzt haben, um ihn frisch zu halten. Keim und ich erörterten
noch kurz ein paar andere Dinge auf meinem Schreibtisch, und sie erklärte sich
bereit, sich darum zu kümmern. Ich hatte gerade aufgelegt, als das Telefon
schon wieder klingelte. »Herrgott!«, rief Hy. »Das ist ja, als würden wir hier
ein Wettbüro betreiben!«
    Ich nahm ab. Linda Toole. »Ich
steige jetzt allmählich hinter diese Transparentgeschichte, und was da
rauskommt, gefällt mir gar nicht. Der zuständige Amtrak-Mann schwört Stein und
Bein, dass das Ding in dem Paket mit unseren Transparenten war.«
    »Interessant. Wer hat Ihre
Transparente verpackt?«
    »Na ja, ich habe sie vom Druck
abgeholt; es war ein Eilauftrag, und ich hatte Angst, sie würden sie nicht
rechtzeitig liefern. Ich habe sie ins Büro gebracht und der Empfangssekretärin
gegeben und ihr gesagt, sie soll sie per Boten zu Amtrak rüberschicken.« Von meinem
gestrigen Besuch bei Ethan Amory hatte ich ein Bild von dem Empfangsbereich:
groß und offen, vom Eingangsflur wie auch von den inneren Firmenräumen her
leicht zugänglich. »Wer war um die Zeit in der Firma?«
    »Na ja, Ethan. Kurt. Pete, Norm
und Forrest.

Weitere Kostenlose Bücher