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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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Endes mit dem der Keels passiert war).
    Ich
warf einen Blick auf die lange Liste unter »LKW-Ausstattung, — Ersatzteile, —
Zubehör«, sagte: »Verdammt!«, und schloss das Branchentelefonbuch. Ich würde
eine Woche brauchen, um sie alle durchzutelefonieren und zu fragen, ob sie
irgendwas über Veronica Keels Verbleib wussten.
    Jetzt
mal langsam, Rae. Was weißt du noch über Fernfahrer?
    Sie
essen in Fernfahrerkneipen. Sie kommunizieren über CB-Funk. Sie trinken zu viel
Kaffee. Manche nehmen Aufputschmittel. Sie haben Hämorrhoiden. Sie hören
wahrscheinlich Ricky-Savage-Songs.
    Ricky...
    Konzentrier
dich, Rae. Okay, das Truckerleben ist hart. Man ist die ganze Zeit allein dort
draußen auf der Straße. Wenn man selbständig ist, ist man echt allein. Hat
niemanden, auf den man im Notfall zählen kann, außer sich selbst. So ähnlich
wie bei selbständigen Privatermittlern, wenn man’s recht bedenkt, und sogar bei
denen, die eine kleine Detektei führen, wie Shar oder Jenny Gordon.
    Also,
was machen sie?
    Sie
treten Organisationen bei und zetern stundenlang herum, in welche Bedrängnis es
sie bringt, selbst für ihre Krankenversicherung aufkommen zu müssen.
    Ich
schlug das Telefonbuch wieder auf und guckte unter »Berufsverbände.«
    Vereinigung
selbständiger Fernfahrer der Zentralküstenregion, in der Higuera Street.
    Den
Versuch war es jedenfalls wert.
     
     
     
     

25
     
    14 Uhr 27, Pazifiksommerzeit
     
    »Du verstehst wohl, dass ich
mir Sorgen mache?«, sagte Ricky.
    Er saß, in Shorts und einem Midnight Train -T-Shirt, in der dunkel getäfelten Bar neben der Hotelhalle, und
seine Finger spielten nervös an einem Glas Bier herum, das auf dem niedrigen
Tischchen zwischen uns stand. Von schlichter Unruhe aus seiner Suite getrieben,
dachte ich. Er bemerkte nicht mal die verstohlenen Blicke der hübschen
Cocktailkellnerin, die ihn erkannt hatte. Seine Bodyguards tranken am
Nachbartischchen Cola.
    Hy und ich hatten ihn
aufgespürt, ehe wir zum Messegelände aufbrechen mussten, und ich hatte ein paar
Minuten darauf verwandt, ihm zu erklären, womit Rae vermutlich beschäftigt war.
Ich hatte geglaubt, es würde ihn ein bisschen beruhigen, aber es steigerte
seine Nervosität nur noch.
    »Und wenn diese Schwester
genauso durchgeschraubt ist wie Patricia?«, fragte er. »Oder wenn Patricia dort
ist, verflucht nochmal?«
    »Hy und ich glauben, dass sie
in Austin ist, und außerdem bezweifle ich sowieso, dass Rae diese Schwester
findet. Ich habe nachgeguckt — sie steht nicht im Telefonbuch von Paso Robles.
Wahrscheinlich ist sie weggezogen.«
    »Wenn dem so ist, warum ist Rae
dann hingefahren? Und warum hat sie nicht nochmal angerufen?«
    »Ich weiß nicht. Wenn sie’s
tut, wird die Rezeption dann dran denken, sie durchzustellen?«
    Seine Augen wurden schmal.
»Diesmal werden sie dran denken — und sie wissen genau, wo sie mich finden.«
    »Solltest du nicht lieber
raufgehen und dich noch ein bisschen hinlegen?«
    »Schwester Sharon, ich könnte
nicht schlafen, und wenn ich zwei Sechserpacks von diesem Zeug hier trinken
würde.« Er machte eine Geste mit seinem Glas und trank dann.
    »Na ja, versuch dich zu
entspannen. Wann musst du zum Sound-Check?«
    »Um fünf, aber ich gehe
vielleicht schon früher hin.«
    »Okay, bis nachher dann.«
    Hy und ich gingen hinaus in die
sengende, trockene Hitze; der Himmel war milchig blau, und ein Dunstschleier
verhüllte die Sandia Mountains. Als wir in den RKI-Van stiegen, der vor dem
Hotel bereitstand, fragte er: »Meinst du, er wird seinen Auftritt heute Abend
vermurksen?«
    »Glaube ich nicht; auf der
Bühne hat er sich immer total im Griff. Aber andererseits war er auch noch nie
so gestresst. Es wäre sicher gut, wenn Rae noch rechtzeitig auftauchen würde.«
    »Vor allem, wenn sie mit einer
handfesten Spur auftauchen würde.«
    Das Tingley Coliseum, wo Rickys
Konzert stattfinden sollte, lag neben der Rennbahn auf dem riesigen
Messegelände. Hy lenkte den Van an einem Eisengittertor vorbei — eine
Hauptzufahrt, die mich an einen Militärstützpunkt erinnerte. Er erklärte: »Ich
will denselben Weg nehmen wie die Limousinen nachher, zur Ostseite des
Gebäudes.«
    Ich sah zu ihm hinüber,
versuchte, wohl zum zwanzigsten Mal an diesem Tag, seine Stimmung
einzuschätzen. Er wirkte etwas friedlicher, aber ich spürte immer noch diese
Distanz — und auch eine gewisse Anspannung. Aber wie hätte er auch nicht
angespannt sein sollen? Er hatte mir erklärt, nach den Plänen,

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