Das gebrochene Versprechen
Girdwood, Toole und
Rats aber gar nicht begeistert sein.«
»Pech.« Er blieb stehen und
schaute die Krümmung des Gangs entlang. »Ist kein schlechtes Arrangement so,
und wir sind auf so gut wie alles vorbereitet. Aber eins sag ich dir: Es wäre
für alle Beteiligten erheblich leichter, wenn Rae heute Abend noch aufkreuzen
würde.«
Raes
Tagebuch:
15
Uhr 09 Pazifiksommerzeit
»Heute
Abend? So lange kann ich nicht warten. Ich muss sofort einen Flug nach
Albuquerque chartern!«
Die
Frau hinterm Tresen des SLO-Flugservice auf dem Flugplatz von San Luis Obispo
zuckte die Achseln und kratzte sich den bloßen Arm. Kein Verständnis für meine Notlage.
»Tut mir Leid. Bis dahin sind unsere Leute alle unterwegs.«
Ich
schloss die Augen und überschlug noch einmal die Fahrzeit bis LAX. Es kam
dasselbe heraus wie vorhin: fast drei Stunden, wenn der Verkehr mitspielte,
aber es war verdammt sicher, dass er das nicht tun würde. Und selbst wenn ein
Wunder geschähe, würde ich Stunden nach dem Abflug der nächsten Maschine nach
Albuquerque dort eintreffen — und Stunden vor dem übernächsten Flug.
Ich
muss wohl ziemlich bemitleidenswert ausgesehen haben, denn die Frau sagte
jetzt: »Ich habe eine Idee. Mein Freund, der hat sich gerade diese Cessna
einhundertzweiundfünfzig gekauft und —«
» Kommt
nicht infrage!« Ich sah im Geist ein winziges Ding mit Flügeln über den Santa
Monica Mountains abstürzen. Außerdem würde so ein Flugzeug ewig und drei Tage
bis New Mexico brauchen. »Wie Sie meinen.« Die Frau kehrte mir den Rücken zu.
Aber
sie hatte mich meinerseits auf eine Idee gebracht. Ich ging hinaus und strebte
zu der Telefonkabine, die ich im Hereinkommen gesehen hatte. Ich kramte meine
Telefonkarte heraus und wählte die Nummer von RKI in La Jolla. Erklärte der
Telefonzentrale, ich wolle Dan Kessell sprechen.
»Tut
mir Leid, der ist momentan nicht erreichbar. Kann Ihnen sonst jemand
weiterhelfen?«
Wohl
kaum. »Das ist ein Notfall.«
»Wer
ist dran, bitte?«
Ich
sagte meinen Namen und nannte, einer Eingebung folgend, auch noch den
Security-Code, den Ricky in mein Notizbuch geschrieben hatte, für den Fall,
dass ich Hilfe von RKI brauchte.
»Moment,
bitte.«
Gleich
darauf meldete sich eine tiefe, brummige Stimme: »Hier ist Dan Kessell. Was
kann ich für Sie tun, Ms. Kelleher?«
»Ich
bin in San Luis Obispo, weil Ich einer Spur in der Savage-Sache nachgegangen
bin. Dabei hat sich ergeben, dass ich so schnell wie möglich nach Albuquerque
muss, aber von hier geht nichts Direktes, und einen Charterflug kriege ich
nicht vor heute Abend. Wäre es möglich, dass mich eine Ihrer Maschinen dort
runterbringen könnte?«
»Mal
sehen, was verfügbar ist.« Er legte mich auf die Warteleitung und meldete sich
ein paar Minuten später wieder. »Sie haben Glück, Ms. Kelleher. Einer unserer
Jets setzt gerade einen Passagier in Santa Barbara ab. Er kann Sie in knapp
dreißig Minuten abholen. Der Pilot sagt, die Flugzeit nach Albuquerque wird
etwa zwei Stunden und zehn Minuten betragen. Ist Ihnen das genehm?«
Zwei
Stunden und vierzig Minuten, plusminus. Eine halbe Stunde höchstens, um an
einen Mietwagen zu kommen. Dann vielleicht eine weitere halbe Stunde, um das
Parkview-Genesungsheim zu finden, an das der Berufsunfähigkeitsfonds der
Vereinigung selbständiger Fernfahrer monatlich einen bescheidenen Scheck für
Veronica Keel schickte. Und wenn ich Glück hatte, noch eine Stunde oder so, um
sie zu befragen und aus ihr herauszubekommen, wo sich ihre Schwester jetzt aufhielt.
Vier Stunden und vierzig Minuten — vielleicht nicht ganz. Dann würde es dort,
die eine Stunde Zeitunterschied eingerechnet, kurz nach neun sein, und Ricky
würde die Bühne noch nicht betreten haben. Falls Patricia Terriss irgendwo in
der Nähe von Albuquerque war, würde ich Hy und seine Security-Leute noch
rechtzeitig benachrichtigen können.
»Das
ist mir sehr genehm, Mr. Kessell«, sagte ich. »Vielen Dank.« Komisch, dass
Veronica Keel seit ihrer Klinikentlassung in Albuquerque war. Die Frau von der
Fernfahrervereinigung hatte sie nicht gekannt, wusste nicht, warum sie sich
ausgerechnet dort ein Genesungsheim gesucht hatte. Aber das war ja auch egal.
Die arme Veronica hatte mir einen Gefallen getan: heute Abend würde ich wieder
bei Ricky sein.
Knapp
dreißig Minuten, hatte Kessell gesagt. Ich musste Hertz mitteilen, wo sie ihren
Wagen finden würden. Scheiß auf Hertz. Ich würde es ihnen später sagen, falls
Zeit dazu
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