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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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schickte
sie mir sogar Blumen. Ich musste sie als einen Scherz von jemandem in der
Plattenfirma deklarieren.«
    Jetzt
war es Rickys Hand, die sich um meine krampfte. Ich streichelte mit dem Daumen
seinen Zeigefinger, um seine Anspannung ein bisschen zu lockern — vergeblich.
    »Danach«,
fuhr er fort, »kamen Drohungen. Sie würde Charly von uns erzählen. Würde es den
Kindern erzählen. Sie wisse, wo wir wohnten, könne jederzeit kommen. Gott,
schon bei dem bloßen Gedanken bekam ich eine Gänsehaut! Und dann... dann drohte
sie, den Kindern etwas anzutun. Deshalb war ich an dem Tag, als ich Letta über
den Weg lief, so daneben.«
    Ich
hatte auch schon eine Gänsehaut. »Und da hast du dann den Anwalt konsultiert?«
    »Ja.
Er konnte mir nicht mehr raten, als eine Unterlassungsverfügung zu erwirken.
Aber er erklärte mir gleich, dass eine Unterlassungsverfügung wahrscheinlich
nichts nützen würde, wenn sie wirklich so verrückt war, wie es schien. Und dann
sagte er...«
    Jetzt
kam etwas Übles. Ich spürte es.
    »Dann
sagte er, das Einzige, was solche Leute verstünden, sei eine ›Demonstration der
Stärke‹.«
    O
Gott! »Was hat er damit gemeint?«
    »Dass
ich jemanden an heuern solle, um sie einzuschüchtern und dazu zu bringen, mich
in Ruhe zu lassen. Er hat mir angeboten, mir den richtigen Mann für den Job zu
besorgen.«
    »Ricky,
du hast doch nicht —«
    »Nein.
Ich habe ja in meinem Leben einen Haufen Dinge getan, auf die ich nicht gerade
stolz bin, aber irgendeinen Schläger zu dingen —« Er verstummte. Ich sah ihn
an; sein Blick ging ins Leere: »Was ich getan habe, war schlimmer.«
    Ich
schloss die Augen, wartete.
    »Schlimmer,
weil es so persönlich war.«
    Ich
wartete weiter.
    Schließlich
sagte er: »Ich habe sie in eine Falle gelockt. Habe sie unter der Nummer
angerufen, die immer unter den Briefen stand. Habe ihr gesagt, ich sei jetzt
bereit, Charly zu verlassen. Habe ein Date mit ihr gemacht, in einem Motel in
Ventura, an der Küste. Habe ihr gesagt, sie solle unter ihrem Namen einchecken
und mich dann bei Transamerica anrufen, um mir die Zimmernummer durchzugeben.
Und dann habe ich stattdessen zwei Männer hingeschickt, die sie von dem Abend
in Texas her kannte — meine Kumpels Dan und Benjy.«
    Mit
dünner Stimme fragte ich: »Mit dem Auftrag, was zu tun?«
    »Was
auch immer, Red. Was nötig wäre. Und sie haben’s getan.«
    »Was?«
Ich flüsterte jetzt.
    »Ich
weiß nicht. Sie wollten’s mir nicht sagen, und es war klar, dass ihnen nicht
wohl dabei war. Sosehr ich auch drängte und bohrte, sie wollten nicht damit
herausrücken. Aber von ihr kam nichts mehr. Ich habe nie mehr etwas von ihr
gehört.
    Glaub
mir«, fuhr er fort, »seit dem Morgen, als Dan und Benjy kamen und sagten, es sei
alles geregelt, hab ich keine Nacht mehr richtig geschlafen. Ich schätze, ich
kann mir selbst nicht mehr ins Gesicht sehen, solange ich nicht rausgefunden
habe, was in diesem Motelzimmer passiert ist. Und wenn ich’s weiß, kann ich mir
vielleicht erst recht nie wieder ins Gesicht sehen.«
     
    Sechs
Uhr morgens, und ich stand am Fenster und sah zu, wie die jetzt kühle Wüste
sich golden färbte. Ricky regte sich im Bett hinter mir, und kurz darauf kam er
herüber und legte mir die Hände auf die Schultern. »Was denkst du, Red?«
    »Dass
wir nach San Diego zurückfahren sollten. Du musst Shar das alles selbst
erzählen.«
    »... Ja,
das sollte ich wohl. Wir können fahren, sobald du willst.«
    »Bist
du fahrtüchtig?«
    »Im
Moment schon. Wenn ich unterwegs einschlafe, kannst du ja übernehmen.«
    Ich
hatte noch nie einen Porsche gefahren. Ich fragte mich, ob ich mich hinter
diesem Lenkrad auch in ein Arschloch verwandeln würde. »Alles okay mit dir?«,
fragte Ricky.
    »Hm.«
    »Und
— mit uns beiden?«
    Ich
neigte den Kopf und legte die Wange auf seine rechte Hand. »Auch.«
    »Dann
lass uns nach San Diego zurückfahren, damit wir das Ganze Shar übergeben und
uns endlich um uns kümmern können.«

 
     
     
     
    Zweiter Teil
    24.-26. Juli
1995

 
     
     
     
    StarWatch«, Los Angeles
Times, 24. Juli 1995:
     
    Innerhalb der Musikindustrie
kocht die Gerüchteküche. Grund: das plötzliche Auftauchen bewaffneter
Sicherheitsleute auf dem Anwesen des Country-Stars Ricky Savage in den
Hügeln bei San Diego. Angeheizt werden die Spekulationen durch die Anwesenheit
von Savages Schwägerin, Privatdetektivin Sharon McCone aus San
Francisco, und Hy Ripinsky , Teilhaber der

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