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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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war genau die Reaktion, die
ich erwartet hatte, und ich war mir nicht so sicher, ob Hys These, dass er es
irgendwann akzeptieren würde, wirklich stimmte. Das Ganze würde Komplikationen
im Büro bedeuten — schwer wiegende Komplikationen.
    »Niemals«, wiederholte Mick.
    Ich zuckte die Achseln. »Das
ist deine Sache, aber ich hoffe, du wirst es bei der Arbeit ausklammern.«
    »Ach, verdammt, eine Woche, und
Rae hat ihren Job hingeschmissen und lässt sich von Dad aushalten.«
    Da kannte er Rae schlecht. Sie
war leidenschaftlich unabhängig und kam immer für sich selbst auf. Und sie
liebte ihre Arbeit genauso wie ich.
    Mick wechselte das Thema.
»Also, was ist jetzt mit diesem Brief, den Kurt gefaxt hat?«
    Sehr erleichternd, erst mal vom
Privaten wegzukommen. »Warte, ich rufe ihn an.« Ich drückte die Kurzwahltaste
für Girdwood und stellte das Telefon auf Raumton. Als der Manager dran war,
dröhnte seine wütende Stimme so laut auf uns ein, dass wir beide
zusammenzuckten.
    »Sharon, wie konnte das
durchsickern?«
    »Ich hatte keine Möglichkeit,
es zu verhindern, es sei denn, ich hätte am Samstag alle Anwesenden unter
Hausarrest gestellt und die Telefonleitungen herausgerissen. Ich glaube, das
gilt in diesem Staat als Freiheitsberaubung, und darauf steht —«
    »Kommen Sie mir nicht auf die
neunmalkluge Tour! Und was, zum Teufel, ist dieses andere Ding?«
    »Wie sind Sie da drangekommen?«
    »War hier unter der Bürotür
durchgesteckt worden, bevor meine Leute heute morgen kamen. Adressiert an
Rick.«
    »Und da haben Sie’s
aufgemacht?«
    »Natürlich hab ich’s
aufgemacht! Ich bin sein Manager; Himmelherrgott!«
    Ich seufzte.
    »Und wo wir gerade von ihm
reden — hockt er immer noch droben im Studio und schmollt?«
    »Er ist auf dem Rückweg.«
    »Werden er und Charly es
nochmal packen?«
    »Unwahrscheinlich.«
    »Shit. Und was soll das mit der
Rothaarigen?«
    Ich sah zu Mick hinüber. »Keine
Ahnung.«
    »Na ja, falls er sich bei Ihnen
meldet, würden Sie ihm um Himmels willen sagen, er soll mich heute Nachmittag
bei Zenith anrufen? Es gibt da ein potenzielles Problem mit der neuen Single,
die Transamerica an die Sender gibt, und wir haben das ganze Wochenende drauf
gewartet, mit ihm reden zu können. Es wird langsam knapp; wir müssen uns eine
Strategie überlegen.«
    »Was für ein Problem?«
    »Nichts, worüber Sie sich Ihr
hübsches Köpfchen zerbrechen müssten. Richten Sie’s ihm einfach nur aus. Und
sagen Sie ihm, er soll mir, verflixt nochmal, reinen Wein einschenken, warum
all diese Sicherheitsleute um sein Haus rumwimmeln. Ich bin sein Manager!«
    »Ja, Kurt, ich weiß.« Ich unterbrach
die Verbindung. »Noch mehr Probleme«, knurrte ich.
    »Shar«, sagte Mick, »was kann
ich tun?«
    »Bei den Ermittlungen? Nichts.
Dein Dad will nicht, dass du dabei mitarbeitest, und ich halte das, ehrlich
gesagt, auch nicht für richtig.«
    »Weil ich sein Sohn bin? Du
bist seine Schwägerin, und du führst die Ermittlungen.«
    Darauf fiel mir keine
angemessene Antwort ein, aber ich wusste, ich konnte ihn nicht einbeziehen. Rae
hatte am Telefon sehr verhalten geklungen, was Rickys Eröffnungen in Sachen
Patricia Terriss anging — so verhalten, dass es vermutlich etwas sehr Übles
war. Ich durfte Micks künftiges Verhältnis zu seinem Vater nicht gefährden, nur
weil es mir die Sache erleichtern würde.
    »Das ist was anderes«, sagte
ich lahm.
    Mein Neffe musterte mich mit zusammengekniffenen
Augen. »Da ist irgendwas, was du mir nicht sagst.«
    »Du bist voll auf dem
Laufenden.«
    »Das glaube ich nicht. Da ist
irgendwas, wovon du fürchtest, ich könnte es rauskriegen. Ich wette, es geht um
eine Frau.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ach, Shar, gib’s auf! Ich weiß
seit Jahren, dass Dad kein Heiliger ist. Ist das der Kern des Ganzen — dass
irgendeine Frau hinter ihm her ist?«
    »...Vielleicht.«
    »Damit werde ich fertig.«
    »Mit der Sache mit Rae wirst du
nicht besonders gut fertig.«
    Er wiederholte meine Antwort
von eben: »Das ist was anderes.« Das musste ich ja zugeben, aber da mir daran
lag, wenigstens eine oberflächliche Harmonie zwischen ihm und Rae herzustellen,
sagte ich nichts dazu. »Dein Dad will nicht, dass du an dem Fall beteiligt bist,
und ich muss seine Wünsche respektieren.«
    Er kniff den Mund zusammen, und
sein Gesicht flammte rot auf. »Scheiß auf seine Wünsche!«
    »Mick —«
    »Du kannst mich nicht einfach
ausschließen!«
    »Wenn du deinen Job hier
behalten willst, musst

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