Das gebrochene Versprechen
hatten
über die Jahre so viel durchgestanden, aber das hat uns aus irgendeinem Grund
das Genick gebrochen. Danach haben wir nie wieder zueinander gefunden.«
Ich
sah auf den Joint und inhalierte. Gras hat bei mir noch nie sonderlich gewirkt.
Ich schätze, ich bin wie eine Katze, die nicht auf Katzenminze reagiert. Aber
ich fühlte mich doch relaxed genug, um zu fragen: »Also, was war mit dieser
Terriss, Ricky?«
Er
versteifte sich und rutschte von mir weg. »Warst du deshalb einverstanden,
hierher zu kommen — damit du in meinen persönlichen Angelegenheiten
herumschnüffeln kannst? Bist du deshalb mit mir ins Bett gegangen?«
»Du
weißt, dass es nicht so ist. Ich bin hier, weil ich es will. Ich bin mit dir im
Bett, weil ich dich sehr gern habe. Und ich will nicht, dass dir etwas passiert
— dir oder deiner Familie.«
»Was
soll schon passieren? Wir sind umringt von Security-Leuten — die mich ein
Vermögen kosten.«
»Na
ja, du hast ja gesehen, was die Security tun konnte, um diesen Schuss gestern
zu verhindern. Und du kannst nicht ewig so weiterleben. Außerdem gibt es da
noch ein paar Dinge, die Shar dir noch nicht sagen konnte.« Ich erzählte ihm
von dem gelben Jasmin, den jemand während des Konzerts in seinen Trailer gelegt
hatte, und auch von dem Eindringling in der Coso Street, der mich attackiert
hatte.
Er
setzte sich auf. »Jemand hat dich bedroht?«
»Ja.
Und dann ist da noch die Old-Fashioned-Lady-CD von Letta James, die zwischen
Jamies Geburtstagsgeschenken aufgetaucht ist. Daran klebte ein Zettel in
derselben Handschrift wie die Briefe, mit der Aufforderung, sich ›My Mendacious
Minstrel‹ anzuhören.«
»Himmel!
Jemand hat versucht, sich an meine Tochter heranzumachen!«
»Du
siehst, wie ernst die Lage ist. Wer auch immer dahinter steckt, er oder sie hat
eine Kontaktperson in eurem Haushalt. Kann dein Grundstück betreten. Kann dir
folgen. Kann die Security bei Konzerten umgehen.«
Er
deponierte den Joint in einem Aschenbecher, lehnte sich wieder zurück und nahm
meine Hand. »Okay, du hast Recht. Ich werde dir alles erzählen. Aber es wird
dir nicht gefallen. Ich will nicht, dass das zwischen uns etwas ändert, Red.
Dafür ist das, was sich hier gerade entwickelt, viel zu wichtig.«
»Wir
werden nicht zulassen, dass es was ändert.« Aber der Knoten in meiner
Magengegend war wieder da — fester denn je.
»Okay,
ich erzähl’s dir. Alles. Ich war in Austin. Ein Konzerttermin dort, einer in
Houston für den nächsten Abend und dann noch einer in Dallas. Vor drei Jahren,
im Frühjahr. Nach der Show sind wir noch zusammen losgezogen, die ganze Truppe
— Dan, mein Leadgitarrist, und mein Bassist Benjy. Der Konzertpromoter. Rats,
mein Road-Manager. Unsere Vorgruppe. Wir waren in einem Schuppen an einem See,
nördlich der Stadt, wo sie lokalen Newcomern Auftrittsmöglichkeiten geben.
Diese Patricia Terriss war die Sängerin einer Band. Sie sah toll aus, richtig
gut, aber ihr Talent war eher bescheiden. Als sie fertig waren, kamen sie auf
ein paar Drinks an unseren Tisch. Und ich...
Red,
das war mitten in einer richtig schlimmen Zeit mit Charly. Ich will mein
Verhalten nicht rechtfertigen — oder vielleicht will ich’s ja doch — , aber da
war diese schöne, willige Frau, mit der ich nicht in irgendwelche Probleme verwickelt
war, und wir landeten zusammen in meinem Hotelzimmer. Am nächsten Tag nahm ich
sie mit nach Houston und dann nach Dallas.«
Ich
merkte, dass ich seine Hand umklammerte, und lockerte den Griff etwas: »Und in
Dallas?«
»Ließ
ich sie zurück, mit einem Erster-Klasse-Flugticket nach Austin. Wir trennten
uns, wie ich fand, freundschaftlich. Zu freundschaftlich, vielleicht. Zwei
Wochen später rief sie unter meiner Büronummer in Pacific Palisades an,
erklärte, sie sei in L.A., und fragte, ob wir uns treffen könnten. Weiß der
Teufel, wie sie an die Nummer gekommen war. Ich sagte, das sei wohl keine gute
Idee. Aber sie rief immer wieder an. Nach zwei, drei Wochen dann unter meiner
Privatnummer. Da ließ ich beide Nummern ändern. Dann ging es mit Briefen los.
Wie sie an meine Adresse gekommen war, weiß ich auch nicht.«
»Was
stand in den Briefen?«
»So
ungefähr das, was sie auch am Telefon gesagt hatte. Dass sie mich liebe, mit
mir zusammen sein wolle. Dass ich versprochen hätte, mich von Charly zu
trennen, ihr, Patricia, einen Song zu schreiben und einen Star aus ihr zu
machen. Als Nächstes kamen Geschenke. Teure, persönliche Dinge. Einmal
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