Das gebrochene Versprechen
Hause zu holen. Ich habe dem
Direktor gesagt, er soll ihn auf keinen Fall jemand anderem als Ricky oder mir
übergeben. Und ich habe auch gleich in Mollys und Lisas Camp angerufen und dem
Leiter dieselbe Anweisung gegeben. Aber dort hatte niemand angerufen — bis
jetzt.«
Ich griff zum Telefon und
wählte die Nummer von RKI. Ich verlangte Hy und stellte auf Raumton. Als er
dran war, sagte ich zu Charlene: »Sag ihm, was du mir gerade erzählt hast.«
Als sie fertig war, sagte Hy in
einem Ton, der niemandem außer mir verraten hätte, wie beunruhigt er war:
»Okay, kein Grund zur Panik, aber die Kinder müssen woanders hingebracht
werden. Und du und die Mädchen auch. Gibt es irgendeinen Ort, wo du hinkannst —
einen, der der Öffentlichkeit unbekannt ist und von dem auch Rickys Partner
nichts wissen?«
Sie dachte nach. »Na ja, Vic
hat ein großes Haus in der Nähe des Lake Tahoe. Ich bin sicher, er würde es uns
überlassen.«
»Sprich mit ihm und ruf mich
dann wieder an. McCone, ich bin in Dan Kessells Büro; er ist in so was besser
als ich.«
Ich stellte den Raumton wieder
ab und gab Charlene den Hörer. Sie rief Vic an, sprach ausführlich mit ihm,
machte sich Notizen und legte wieder auf. »Alles klar.«
Ich wählte abermals die Nummer
von RKI, ließ mich in Kessells Büro durchstellen und schaltete wieder auf
Raumton.
Hy nahm ab. »Wie sind beide
hier, Dan und ich. Dan, da sind McCone und ihre Schwester, Mrs. Savage.
Charlene, klappt es mit dem Haus am Lake Tahoe?«
»Ja. Ich habe den
Alarmanlagencode und die genaue Wegbeschreibung.«
»Gut. Hör jetzt genau zu. Wir
haben einen Plan, den dir Dan jetzt darlegen wird.«
Kessells tiefe, brummige Stimme
ertönte. »Hallo, Mrs. Savage, Sharon. Zunächst mal möchte ich betonen, dass
kein akuter Grund zur Beunruhigung besteht, aber wir möchten Sie doch alle so
schnell wie möglich wegbringen. Wo befinden sich die Camps der Kinder?«
Charlene sagte: »Die Mädchen
sind in Mammoth Lakes, Brian ist am Lake Elsinore.«
»Geben Sie mir die genauen
Adressen, bitte.«
Während sie sie durchgab,
piepte das Fax. Ich starrte es ärgerlich an, dachte dann an die Botschaft von
vorhin und stellte mich so davor, dass ich meiner Schwester die Sicht auf das
Gerät versperrte. »Sehr gut«, sagte Kessell. »Also, Sie werden jetzt Folgendes
tun: Rufen Sie die Camps an und kündigen Sie den Leitern weitere Anweisungen
für den späteren Nachmittag an. Dann werden Sie und die älteren Mädchen packen.
Richten Sie sich auf einen längeren Aufenthalt ein. Einer unserer Leute wird um
vier Uhr dreißig bei Ihnen sein. Er wird sich durch folgende Codenummer
ausweisen.«
Er gab ihr eine siebenstellige
Zahlenfolge durch und wiederholte sie noch einmal.
Das Fax empfing eine Nachricht.
Während Charlene die Codenummer notierte, drehte ich mich um, um auf das
Display zu gucken. Dort stand nur »Empfang«, und auf dem herauskommenden Blatt
war keine Kopfzeile. Meine Schwester sprach mich an; ich drehte mich rasch um
und nahm den Zettel entgegen, auf dem sie die Codenummer notiert hatte.
Kessell fuhr fort: »Um sechs
Uhr dreißig wird unser Mann Sie und die Mädchen zum Lindbergh Field bringen und
mit Ihnen in einem unserer Jets nach Tahoe rauffliegen. Wenn ich’s richtig
verstehe, ist da noch ein älterer Sohn.«
Charlene war sichtlich
zerrissen. Schließlich sagte sie: »Mein ältester Sohn ist erwachsen und hat
einen Job zu machen.«
Ich wünschte, Mick hätte das
hören können.
»In Ordnung. Wie gesagt, Sie
fliegen nach Tahoe. Auf dem Grundstück werden bereits Wachleute unserer
Zweigstelle in Reno postiert sein. Geben Sie mir bitte die genaue Lage des
Hauses und den Alarmanlagencode.«
Sie gab ihm beides durch und
fragte dann: »Und was ist mit meinen drei Kleinen?«
»Dazu komme ich jetzt. Ehe Sie
das Haus verlassen, Punkt vier Uhr fünfundvierzig, rufen Sie im Camp Ihres
Sohnes an. Lassen Sie den Leiter zurückrufen, damit er weiß, dass er es
wirklich mit Ihnen zu tun hat. Sagen Sie ihm, Ihr Sohn wird um Punkt fünf Uhr
vom Hubschrauber abgeholt. Geben Sie ihm die Codenummer durch; der Pilot wird
sich damit als unser Beauftragter ausweisen. Wie alt ist der Junge?«
»Dreizehn.«
»Irgendwelche Probleme, wenn
ihn ein Fremder abholt? Oder mit dem Hubschrauber?«
Ein Hauch von Belustigung
huschte über Charlenes Gesicht. »Ich glaube nicht, dass irgendeins der Kinder
damit Probleme haben wird, Mr. Kessell. Es könnte eher für Ihren Piloten
strapaziös
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