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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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gefeiert. Acht Jahre Driften, eine ganz schön lange
Zeit.
    »Wirklich höhere Ironie«, fuhr
Charlene fort. »Er wird auch für den Rest unseres Lebens immer wiederkommen —
zu den Kindern, aber nicht zu mir.« Sie stieß sich von der Beckenwand ab und
begann, gemächlich Bahnen zu kraulen.
    Ich sah ihr einen Moment zu und
wurde immer trauriger. Dann steckte ich die Faxblätter in meine Aktenmappe und
ging nach drinnen.
     
    Als ich durch die Bürotür trat,
sah ich, dass das Faxgerät wieder eine Papierschlange ausgespuckt hatte. Noch
mehr Informationen von Keim? Nein, die hätte sie an das Hotel geschickt.
Vermutlich irgendetwas für Ricky. Ich ging nachsehen.
     
    WAS HAST DU GETAN?
     
    »Verdammt!« Ich riss das Papier
aus dem Gerät und suchte nach der Kopfzeile, der zu entnehmen wäre, wer das Fax
geschickt hatte. Keine da; alles, was da stand, war die hiesige Nummer.
Natürlich — wenn man Namen und Nummer nicht ins Gerät einprogrammierte, konnte
es sie auch nicht übermitteln.
    Eine Information enthielt das
Fax jedoch: Der Absender musste mit jemandem aus Rickys engstem Umfeld
kooperieren, der seine nicht eingetragene Faxnummer kannte.
    Ich steckte das Fax in meine
Aktenmappe, holte mein Adressbuch heraus und wählte Jenny Gordons Nummer in
Austin. Die Privatermittlerin — die ich letztes Jahr bei einem Treffen unseres
Bundesverbands kennen gelernt hatte — war nicht da, aber ihre heisere
Raucherstimme forderte mich auf, eine Botschaft zu hinterlassen. Ich gab Rickys
Nummer und auch die des Century Plaza in L.A. an. Dann setzte ich mich an den Schreibtisch
und atmete tief durch, um meinen Stresspegel zu senken. Diese Methode hatte ich
aus einer Illustrierten — irgendwie sollte der Sauerstoff die Gehirnströme auf
den Entspannungsmodus umpolen und die Herzfrequenz drosseln. Aber ich fühlte
mich immer noch schwindelig, ohnmächtig und frustriert. Ich musste etwas tun —
    Irgendwo in meiner Aktenmappe
gab es eine Faltmappe, in der ich Karten und Zettel mit Telefonnummern und
Adressen aufbewahrte. Ich fand sie und entnahm ihr eine Papierserviette aus dem
Hotel Alta Mira in Sausalito, auf die Letta James ihre Privatnummer gekritzelt
hatte.
    Letta meldete sich mit der
unverkennbaren elektrisierenden Stimme. »Sharon!«, rief sie aus. »Wie, zum
Teufel, geht’s Ihnen? Ich habe die Klatschspalten und den allgemeinen Tratsch
über Ricky mitgekriegt. Gott, was geht denn dort unten ab?«
    »Zu viel, aber das kann ich
jetzt nicht aufrollen. Letta, ich rufe an, weil ich Hilfe brauche. Erzählen Sie
mir mehr über diese ›StarWatch‹-Kolumne.«
    »Geschrieben wird sie von drei
Leuten, allesamt Arschlöcher. Ich kenne Leute, die ihre Stimmbänder dafür geben
würden, dort erwähnt zu werden — aber ich nicht. Und Ricky, der arme Teufel,
mit Sicherheit auch nicht.«
    »Wie strikt schützen sie ihre
Quellen?«
    »Sehr. Sie wollen rausfinden,
wer denen die Informationen liefert?«
    »Ja.«
    »Mal überlegen... Warten Sie,
ich rufe mal eben meine Freundin im Büro an und frage sie, ob ihr was
einfällt.«
    Es klickte. Ich wartete, wobei
ich den Hörer fester als nötig umklammerte.
    Wieder ein Klicken. »Sie haben
Glück«, sagte Letta. »Meine Freundin — ich sagte doch, dass sie in der
Markforschung arbeitet, oder? — , also, sie hat eine Klientin, die was mit
einem Typen bei der Times hat, der wiederum ein guter Freund von einer
ihrer Festangestellten ist, die mit einem Wasserträger im ›StarWatch‹-Büro
zusammenlebt. Und dieser Wasserträger ist gar nicht glücklich mit seinem
Wasserträgerdasein und mit der Behandlung, die so ein Job mit sich bringt.
Also, jedenfalls, es kann ein Weilchen dauern, aber es besteht eine reelle
Chance, dass wir die Information beibringen können.«
    »Welch eine Kette von
Beziehungen!«
    »Sharon, ganz L.A. ist eine
Kette von Beziehungen — und die meisten davon haben mit Sex nichts zu tun. Wir
machen uns dran und lassen Sie’s wissen, sobald wir was haben. Wo sind Sie zu
erreichen?«
    »Entweder hier bei Ricky« — Ich
gab ihr die Nummer des Büroanschlusses — »oder in L.A., im Tower des Century
Plaza.«
    »Nobler Schuppen. Wenn ich bei
dieser Ermittlerei gut bin, stellen Sie mich dann ein? Das scheint mehr zu
bringen als meine Tantiemen.«
    Um halb zwei rief ich den
Verantwortlichen des Security-Teams ins Büro und wies ihn an, dafür zu sorgen,
dass sich die Bandmitglieder ausschließlich im Studio aufhielten. Dann
telefonierte ich mit Hy beim RKI und sagte ihm,

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