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Das gebrochene Versprechen

Das gebrochene Versprechen

Titel: Das gebrochene Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ich käme rüber, sobald sicher
sei, dass bei der Probe alles glatt laufe. Schließlich nahm ich mir das
Hintergrundmaterial zu Ethan Amory und Kurt Girdwood vor und ging es aufmerksam
durch.
    Der Anwalt war in Knoxville,
Tennessee, geboren und aufgewachsen, hatte erst an der Vanderbilt Universität
in Nashville, dann an der Northwestern School of Law in Illinois studiert.
Anschließend war er nach Nashville zurückgekehrt und hatte dort eine Praxis
eröffnet, deren Klientel aus Studiomusikern und kleineren Lichtern des
Schallplattenbusiness bestand. Doch als dann zwei seiner Sänger von MCA unter
Vertrag genommen worden waren und Platten gemacht hatten, die Platin holten, war
Amory ihnen nach L.A. gefolgt und hatte dort eine neue, wesentlich lukrativere
Praxis aufgemacht. Er war zweimal geschieden, kinderlos, wohnte in einem
Drei-Millionen-Dollar-Haus in Brentwood und besaß ein zweites Haus auf den
Bahamas. Keims Recherchen hatten keinerlei Vorstrafen oder Festnahmen und eine
makellose Kreditauskunft ergeben.
    Girdwood war ein waschechter
Kalifornien geboren in Stockton, aber in Pasadena aufgewachsen. Er hatte das
Studium an der ucla geschmissen, um bei einem Konzertveranstalter zu arbeiten,
war dann in eine der großen Booking-Agenturen übergewechselt und hatte sich
schließlich unter dem Firmennamen Girdwood Talent Management selbständig
gemacht. Binnen weniger Jahre hatte er eine ganze Reihe Top-Acts vertreten, und
als Ricky damals, beflügelt durch den Erfolg von »Cobwebs«, in sein Büro
marschiert war, galt GTM bereits als eine der wichtigsten Managementfirmen an
der Westküste. Als Ricky auf der Erfolgsspur geblieben war, hatte Girdwood
seine übrigen Klienten auf seine Angestellten verteilt und sich ausschließlich
dem Management meines Schwagers gewidmet. Er war dreimal geschieden und hatte
aus jeder Ehe ein Kind; er wohnte in einer Eigentumswohnung in einem teuren
Downtown-Hochhaus und besaß außerdem Apartments in New York und London. Wie
Amory hatte auch er keinerlei Vorstrafen oder Festnahmen aufzuweisen, und seine
Kreditauskunft war makellos.
    Keim hatte einen Artikel von
1991 aus der Zeitschrift Hits ausgegraben, der ein Profil der beiden
zeichnete. Unterm Strich stand darin, dass beide, jeder auf seine Weise,
kaltblütig und skrupellos seien, aber ihrer Fähigkeiten wegen ein hohes Maß an
Respekt genössen. Der Artikel schloss mit dem Satz: »Jeder Künstler würde sich
glücklich schätzen, von den Machiavellis des Musikrechts und des Musikmanagements
vertreten zu werden.«
    Ich schob gerade meinen Stuhl
zurück und streckte mich, als das Telefon klingelte. Der Knopf für den
Privatanschluss leuchtete auf — ein Anruf für Charlene oder eins der Mädchen.
Meine Uhr zeigte zwei Uhr dreiundzwanzig; die Probe lief jetzt, offenbar ohne
Zwischenfälle. Ich überlegte, ob ich Schluss machen und bei RKI vorbeifahren
sollte, um den jüngsten Brief im Labor abzugeben und bei Hy vorbeizugucken.
Vielleicht würde ich danach mit Chris’ Wagen nach L.A. rauffahren und Amory und
Girdwood einen Besuch abstatten. Sie mir einzeln und ausführlich vorzunehmen,
würde vielleicht irgendetwas ergeben, was den entscheidenden
Ermittlungsdurchbruch bringen konnte.
    Ich stand auf und packte die
Akten in meine Mappe. Dann rief ich kurz im Century Plaza an. Rae und Mick
waren bereits angekommen. Im Moment, sagte Rae, spielten sie gerade
Computer-Zankpatience in einer Suite von einschüchternden Ausmaßen, aber später
werde sie Mick rausschmeißen und ein wenig schlafen. Mick wollte immer noch
nach Pacific Palisades, um die Exnachbarn zu befragen, aber angesichts der
jüngsten Fax-Botschaft erklärte ich, er solle sich lieber daranmachen, über
seinen Laptop irgendeine Spur zu Patricia Terriss zu finden.
    Ich hatte gerade aufgelegt, als
die Tür aufflog und Charlene hereinplatzte. Ihr Gesicht war fast so weiß wie
das T-Shirt, das sie überm Badeanzug trug.
    »Was ist?«, fragte ich.
    »Dieser Anruf.« Sie fuchtelte
mit zittriger Hand in Richtung des Apparats auf dem Schreibtisch. »Der Leiter
von Brians Camp war dran. Er sagte, der Betreuer sei dabei, Brian packen zu
helfen, aber da er das Gespräch nicht persönlich entgegengenommen habe, wolle
er sich doch nochmal vergewissern, dass ich jemanden vorbeischicken würde, um
meinen Sohn abzuholen.«
    »Was!«
    »Vor einer Stunde hat dort eine
Frau angerufen und sich der Sekretärin gegenüber für mich ausgegeben. Sie hat
gesagt, um fünf käme jemand, um Brian nach

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