Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
den reibungslosen Ablauf der Legion als Kampfeinheit nicht beeinträchtigten.
Das Ergebnis war ein ständiger Partnerwechsel innerhalb der Einheit, was Edgar nicht im Mindesten missfiel. Im Gegenteil. Es baute Spannungen und Aggressionen innerhalb der Einheit ab. Er wagte nicht, sich vorzustellen, was gewesen wäre, wenn Rix zu den Kommandeuren gehört hätte, die strikte Keuschheit forderten. Die 18. Legion wäre auf jeden Fall nicht dieselbe Einheit gewesen. Und das Leben wäre wesentlich weniger angenehm gewesen.
Die Tür zu einem der Nebenräume ging auf und ein dümmlich grinsender Legionär aus einer der Kampfkohorten kam in den Schlafsaal. Er knöpfte sich noch die Hose zu, als er seine Matratze ansteuerte.
Hinter ihm kam Becky in den Raum, die zwar nicht grinste, aber immerhin doch zufrieden wirkte. Sie legte sich auf die Matratze neben Edgar und schloss die Augen.
Edgars Schmunzeln wuchs in die Länge. Damit wäre auch das Geheimnis gelüftet, wo sich Becky die letzten Stunden aufgehalten hatte. Es gab wesentlich schlimmere Dinge, die man im Moment tun konnte. Wenn man ein Leben am Limit führte, in dem einem jede Sekunde irgendein feindlicher Soldat das Lebenslicht auspusten konnte, wollte man hin und wieder einfach nur noch spüren, dass man lebte. Edgar verstand und billigte das. Immerhin fühlte er genauso.
Er wollte gerade die Augen schließen, als er bemerkte, wie Vincents Augen auf Beckys Körper weilten. Als er Edgars Blick bemerkte, drehte er schnell den Kopf weg und tat so, als wäre nichts gewesen. Doch die Röte, die seine Wangen hinaufstieg, verriet ihn.
Der Junge hatte kein rein sexuelles Interesse an Becky, so viel war klar. Edgar warf der Legionärin einen kurzen Seitenblick zu, und obwohl sie die Augen geschlossen hatte, war er sich sicher, sie hatte Vincents Interesse bemerkt. Der Junge wirkte nicht nur verknallt, er wirkte darüber hinaus auch noch eifersüchtig wegen dieser Knalltüte von der Kampfkohorte, mit der Becky zurück in den Schlafsaal gekommen war.
Edgar seufzte leicht. Nun, das war auch ein Nebeneffekt bei Einheiten, in denen Männer und Frauen gemeinsam dienten. Manchmal ließen sich Gefühle wie Lust und Liebe nur schwer trennen und das eine wurde zum anderen. Er hoffte nur, das würde zu keinen Problemen in seiner Einheit führen. Es gab schon genug, um das sie sich Sorgen machen mussten.
21
Das Torpedoboot würde sich nie wieder ins All erheben. Das Boot hatte sich am Rande von Misarat in ein kleines Waldstück gebohrt und dieses entzündet.
Angelo spürte die Hitze auf der bloßen Haut von Armen und Gesicht. Das kleine Schiff brannte inzwischen lichterloh und Flammen leckten aus der geborstenen Kommandobrücke und dem Notausstieg, durch den er gekrochen war.
Er stützte Marc, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, während sie versuchten, der Flammenhölle zu entkommen. Sie beide waren die einzigen Überlebenden des Absturzes. Kurz vor dem Eintritt in die Atmosphäre von Perseus hatte Angelo noch einen Notruf abgesetzt, war sich jedoch nicht sicher, ob jemand diesen aufgefangen hatte. Das Einzige, was er außer Marc aus dem havarierten Schiff hatte retten können, war eine Notfallausrüstung gewesen, zu der eine Rettungsbake, ein Verbandskasten und ein paar Notrationen gehörten sowie ein Funkgerät, dessen Reichweite allerdings nicht allzu berauschend war und das von den Drizil vermutlich leicht angepeilt werden konnte, sobald er es benutzte. Alles in allem besaßen sie nichts, was ihnen auch nur entfernt aus dieser misslichen Lage helfen konnte.
Angelo und Marc ließen den kleinen Hain rußverschmiert und in zerrissener Uniform hinter sich, doch der beißende Rauch verfolgte sie noch eine ganze Weile. Sie husteten würgend. Angelo ließ seinen ehemaligen Waffenoffizier auf den Boden gleiten.
»Lange hätte ich das nicht mehr ausgehalten«, meinte dieser. »Verfluchte Hitze!«
»Mann, sei froh, dass du noch lebst. Die anderen hatten nicht so viel Glück.«
Marc nickte und sah sich mit tränenverschleierten Augen um. »Wo sind wir?«
»Keine Ahnung. Irgendwo in den nördlichen Stadtbezirken von Misarat.«
»Feindliches Territorium?«
»Vermutlich.«
»Na großartig! Genau das, was uns noch gefehlt hat.«
»Sieh nicht alles so schwarz. Die Devise heißt jetzt: Überleben. Wir meiden die Drizilpatrouillen und machen uns auf den Weg zu den eigenen Linien. Irgendwo im Süden werden wir entweder auf Miliz oder Legionäre stoßen.
Weitere Kostenlose Bücher