Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
die terranisch-imperialen Verbände und die Drizil-Streitmacht im Perseussystem befanden. Die technischen Crews taten ihr Bestes – und oft war es nur diesen Menschen zu verdanken, dass einige von Lestrades Schiffen überhaupt noch operieren konnten –, doch viele Einheiten unter seinem Kommando wurden nur noch durch Spucke und gute Wünsche zusammengehalten. Raketen und Torpedos – sogar Abfangtorpedos – waren inzwischen Mangelware, sodass sich Lestrades Schiffe soweit möglich auf ihre Energiebewaffnung stützten.
Insgeheim hatte er bereits befürchtet, diese Schlacht und somit das ganze System zu verlieren. Doch nun gab es einen Silberstreif am Horizont. Hilfe war unterwegs. Ein Ende der wochenlangen Kämpfe rückte tatsächlich in greifbare Nähe. Alles, was sie tun mussten, war, fünf weitere Tage durchzuhalten.
Das musste doch zu schaffen sein.
Angelo packte blitzschnell zu, als Marc stolperte, und hielt den verletzten Waffenoffizier mühsam aufrecht.
»Alles in Ordnung?«
»Ja, geht schon. Ich bin nur über irgendetwas …«
Er stockte mitten im Satz, als sein Blick nach unten glitt. Marc erbleichte. Angelo folgte seinem Blick. Unter einem Schutthaufen lugte ein Bein in einem Kampfanzug hervor.
Angelo ließ den verletzten Waffenoffizier an einer Mauer lehnen, während er sich ihren Fund genauer ansah. Es war unzweifelhaft ein Soldat der Legion.
Ächzend räumte er einige Steine beiseite und förderte einen noch grausigeren Fund zutage. Unter der Schutthalde befanden sich mindestens fünf Leichen. Man hatte sie verbogen, um ihre Entdeckung zu verhindern. Es waren allesamt Legionäre der Aufklärungskohorte. Den Wunden zufolge waren Drizilwaffen für ihren Tod verantwortlich – natürlich.
»Warum haben die Drizil die Leichen versteckt?«, fragte Marc fassungslos. »Es kann den Drizil doch egal sein, ob man sie findet oder nicht.«
»Allerdings«, stimmte Angelo zu. »Es sei denn …?«
»Es sei denn?«
»Sie wollen hier noch etwas anderes verbergen.«
Angelo besah sich ihre Umgebung näher. Sie standen am Fuße einer kleinen Erhebung, die sich etwa drei Meter in die Höhe erstreckte. Es handelte sich ausnahmslos um Überreste von Gebäuden, die in den Kämpfen zerstört worden waren.
»Warte hier!«, forderte Angelo seinen Kameraden auf und begann damit, die Erhebung zu erklimmen. Dies erwies sich jedoch als deutlich schwieriger als ursprünglich gedacht. Bereits nach wenigen Sekunden strömte ihm der Schweiß aus jeder Pore.
Oben angekommen duckte er sich instinktiv. Die Erhebung verbarg eine Mulde von vielleicht fünfhundert Metern im Durchmesser – und die Mulde war voller Drizil. Einige der Invasoren waren offenbar Wachen, andere waren dabei, etwas zusammenzubauen.
Angelo hatte so etwas noch nie gesehen, doch er hatte bereits davon gehört. Die Drizil bauten in dieser Mulde eines ihrer Funkfeuer zusammen. Wie es schien, standen sie kurz vor der Fertigstellung.
Angelo ließ sich die Schutthalde wieder hinuntergleiten, darum bemüht, dabei so geräuschlos wie möglich vorzugehen. Sein Kamerad blickte ihn fragend an, als er ihn erreichte.
Angelo schüttelte immer noch zutiefst erschüttert den Kopf. »Wir haben größere Probleme, als wir dachten.«
22
Charlie und Simon waren Brüder. Seit ihrer frühesten Kindheit hatten sie einen besonderen Draht zueinander und waren in allen Lebenslagen unzertrennlich. Selbst wenn einer von ihnen Ärger bekam, war der andere nicht weit und bekam seinen Anteil an der Bestrafung ab. Dies schuf ein Band, stärker als die meisten anderen.
Als sich einer von ihnen freiwillig zum Dienst in der Miliz verpflichtete, war es keine Frage, dass es der andere ihm gleichtat. Sie absolvierten gemeinsam ihre Grundausbildung, ihr Überlebenstraining und kamen schlussendlich sogar in dieselbe Einheit, was durchaus ungewöhnlich war. Angehörige derselben Familie dienten normalerweise nie in derselben Einheit. Bei der Miliz wurden jedoch solche Regeln oftmals nicht ganz so rigoros gehandhabt wie bei Einheiten der Legion.
Nun standen sie in der nächtlichen Kälte von Perseus sogar gemeinsam auf Wache und froren sich gemeinsam den Hintern ab.
Die beiden Milizionäre bemannten gemeinsam einen schweren Schnellfeuer-Nadelwerfer, der auf ein Dreibein montiert war, auf dem Dach des militärischen Hauptquartiers.
Charlie zog mit zitternden Fingern eine Zigarettenschachtel aus der Uniformjacke und fummelte einen der Glimmstängel heraus. Er
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