Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
Gefahr, die von dieser Apparatur ausgeht. Falls die Verstärkung nicht rechtzeitig eintrifft, schaffen wir es auch ohne sie.«
Nicht alle am Tisch wirkten von dieser martialischen Ankündigung gänzlich überzeugt, doch niemand widersprach. Was hätten sie auch sagen können? Keiner von ihnen wollte sehen, wie Hunderte Drizilschiffe über Perseus auftauchten. Dieser Angriff war ihre einzige Hoffnung. Falls Perseus fiel, würden die anderen Planeten dieses Sektors ebenfalls über kurz oder lang fallen und niemand wollte dies miterleben.
Carlo wandte sich seinen Offizieren zu. »Kehren Sie zu ihren Einheiten zurück und instruieren Sie Ihre Offiziere. Sorgen Sie dafür, dass alle Truppenteile in Position sind, sobald das Signal zum Angriff erteilt wird. Und machen Sie allen eines klar: Irgendjemand muss durchkommen. Entweder die Bodentruppen erobern die Apparatur und zerschlagen die letzten Driziltruppen auf Perseus oder die Flotte führt einen Orbitalschlag durch. Den Drizil darf nicht gestattet werden, das Gerät zu aktivieren, sonst ist alles verloren.«
Carlo zog sich einen Stuhl heran und setzte sich eine Armeslänge von den Gitterstäben entfernt vor die Zelle.
Taran Stuullonor saß im hinteren Teil der Zelle auf dem Boden. Als er die Anwesenheit des Generals bemerkte, stand er auf und trat an die Gitterstäbe heran. Die allgegenwärtigen Legionäre hinter Carlo hoben warnend ihre Waffen. Taran Stuullonor verharrte auf der Stelle.
»Nun? Was kann ich heute für Sie tun?«
»Da bin ich mir ehrlich gesagt selbst nicht so ganz sicher«, erwiderte Rix ein wenig unsicher. »Ich hatte einfach das Gefühl, mit Ihnen sprechen zu müssen.«
»Ich nehme an, ich sollte mich geehrt fühlen.« Überraschenderweise fehlte dem Tonfall des Drizil jeder Sarkasmus, tatsächlich wirkte er eher amüsiert.
»Eigentlich nicht.« Carlo zuckte mit den Achseln.
Die beiden verfeindeten Offiziere starrten sich gegenseitig einen endlos scheinenden Moment an, bis der Drizil den Blick abwandte und stattdessen die Gitterstäbe musterte. »Wäre der Angriff vergangene Nacht erfolgreich gewesen, wäre die Lage jetzt umgekehrt. Dann würde ich jetzt dort draußen sitzen und Sie hier drin.«
»Oder ich wäre tot.«
»Oder Sie wären tot«, bestätigte der Drizil.
»Ich hatte schon vermutet, dass der Angriff Ihnen galt. Ich wusste, dass Sie wichtig sind, aber wichtig genug, um einen solchen Angriff zu rechtfertigen«, er schnalzte mit der Zunge, »das hat mich dann doch überrascht.«
»Überraschungen verleihen dem Leben Würze, nicht wahr?«, lachte der Drizil. »So sagt man doch bei Ihnen?«
»In der Tat, aber auf manche könnte ich gut verzichten.«
Der Drizil musterte ihn plötzlich ernst. »Warum sind Sie wirklich hier?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Carlo ehrlich. »Ich weiß es wirklich nicht. Ihre Leute haben damit begonnen, ein Funkfeuer aufzubauen.« Warum er dem Drizil das erzählte, wusste er selbst nicht zu sagen. Es erschien ihm – richtig.
»Ist es bereits einsatzfähig?«
»Nein, aber das wird es schon sehr bald sein.«
»Ah, ich verstehe«, sagte Taran Stuullonor. »Sie haben vor, das Gerät anzugreifen, bevor es so weit ist.«
»Ja, das ist richtig, die kommende Schlacht wird Perseus’ Schicksal entscheiden.«
»Der Kommandant sucht nach Einsichten am Vorabend der Schlacht. Ist es das? Sind Sie deswegen hier?«
Carlo begann, Tarans Scharfsinn zu bewundern. Der Drizil besaß ein erstaunliches Gespür für die Dinge, die ihn bewegten. Eigentlich hätte er erwartet, Spott in der Stimme des feindlichen Offiziers zu hören, stattdessen nahm er so etwas wie Mitgefühl wahr. Und noch etwas anderes. Respekt?!
»Vielleicht.«
»Die kommende Schlacht wird den Krieg nicht beenden.«
»Das nicht, aber sie wird Perseus sicher machen.«
»Nur vorübergehend. Selbst wenn Sie Erfolg haben und das Gerät erobern oder zerstören, bevor es aktiviert wird, ist das nur eine vorübergehende Lösung. Sie können sich nicht ewig verstecken. Früher oder später wird mein Volk Sie finden. Sie werden nicht hier im Perseussystem bleiben. Sie werden Schiffe ausschicken, um zu erfahren, was in anderen Systemen vor sich geht. Sie können nicht anders, es liegt in Ihrer Natur. Und irgendwann wird einer Ihrer Schiffskommandanten einen Fehler machen und einen weiteren Schwarm hierher führen. Sie haben vielleicht noch einmal Glück und reiben diesen Schwarm wieder auf – und den übernächsten, der Sie findet, vielleicht
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