Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
auch, aber wir brauchen nur einmal Glück zu haben und nur einmal das Funkfeuer zu aktivieren, und dann werden alle Drizil wissen, wo Sie sind.«
»Schon möglich, aber wir werden auch diese bekämpfen.«
»Sie werden verlieren.«
»Sie wollen mir wohl den Mut nehmen?«, lächelte Carlo, doch das Lächeln erreichte seine Augen nicht.
»Nein, ich will Ihnen eine Alternative aufzeigen.«
»Kapitulation?«
»Überleben.«
»Wir kämpfen weiter. Auch das liegt in unserer Natur.«
Der Drizil überlegte und musterte Carlo währenddessen nachdenklich. Schließlich sprach er weiter. »Wollen Sie wissen, warum dieses Gebäude heute Nacht angegriffen wurde?«
Carlo nickte verwirrt. Worauf wollte der Drizil nur hinaus?
»Sie wurden deshalb angegriffen, weil diese Soldaten mich unbedingt befreien wollten. Das liegt in unserer Natur. Ich kommandiere nicht den Schwarm, der Ihre Welt angreift, sondern ich führe den Clan, dem dieser Schwarm angehört.«
Carlo stockte der Atem. Er hatte von Anfang an vermutet, dass Taran Stuullonor wichtig war, doch er hatte keine Ahnung gehabt wie wichtig. Der Drizil sprach ungerührt weiter.
»Ich bin Taran Stuullonor, Erster meines Clans, Sohn von Kare Stuullonor, Führer der Klick’Taldo-Drizil von der Welt Kerem-da.« Der Drizil sah Carlo erwartungsvoll an.
»Warum erzählen Sie mir das?«
»Weil es keinen Grund für weiteres Blutvergießen gibt. Ich will Ihnen aufzeigen, dass es einen Ausweg gibt. Unsere Völker werden weiterhin Krieg führen, und zwar so lange, bis eine Seite unterworfen oder vernichtet ist. Das bedeutet aber nicht, dass wir keinen Frieden schließen können. Wir beide.«
»Wovon sprechen Sie?«
»Mein Clan ist nur klein, nur wenige Schwärme groß. Aus diesem Grund gehören wir zu den Clans, die ausgeschickt werden, feindliche Welten zu finden. Trotzdem habe ich gewisse Möglichkeiten.«
»Möglichkeiten?«
»Ergeben Sie sich meinem Clan und Ihre Welt steht unter meinem Schutz. Kein Clan würde es wagen, eine Welt anzugreifen, die bereits von einem anderen Clan unterworfen wurde. Ihre Leute werden leben, egal ob Soldaten oder Zivilisten. Ihre Ehre bleibt unangetastet.«
»Sie stellen sich das sehr einfach vor«, sagte Carlo.
»Es ist einfach. Sobald ein größerer Clan dieses System findet oder von uns hierher geführt wird, ist keine Einigung zwischen uns mehr möglich. Ihr Schicksal hängt dann ganz davon ab, welcher Clan Ihr System für sich beansprucht. Und unter Umständen könnte dies für Ihre ganze Bevölkerung böse enden. Sie haben bereits Welten besucht, die befriedet wurden, Sie wissen, wovon ich spreche.«
»Ja, das weiß ich. Das ändert nichts daran, dass Ihr Vorschlag unannehmbar ist.«
»Wieso? Wenn Sie diese Schlacht auskämpfen, werden viele sterben. Ihre Leute und meine Leute. Ich will nur das Blutvergießen beenden. Ihre Welt wird sicher sein. Alles, was Sie tun müssen, ist, Ihre Waffen niederzulegen und Ihre Schiffe zu übergeben.«
Carlo sah den Drizil scharf an. »Würden Sie an meiner Stelle dieses Angebot annehmen?«
Der Drizil musterte sein Gegenüber, bevor er sagte: »Nein, das würde ich nicht, aber wir sind auch dabei, diesen Krieg zu gewinnen. Daher muss ich mir diese Frage gar nicht stellen. Wie lange kann Perseus ohne die Unterstützung weiterer Welten überleben? Ohne Nachschub und Reparatureinrichtungen?«
Beinahe hätte Carlo einen schweren Fehler begangen und dem Drizil von Worgan und den anderen Welten dieses Sektors erzählt, die zusammenhielten und sich geschworen hatten durchzuhalten. Der Drizil musste nicht alles wissen.
»Wir werden sehen«, sagte er stattdessen. »Ich werde Perseus aber nicht der Unterwerfung preisgeben.«
»Dann werden Sie sterben. Vielleicht nicht heute, aber sicher irgendwann.«
»Mag sein, aber wenigstens bin ich mir dabei treu geblieben.«
Carlo stand auf und stellte den Stuhl zurück. »Ich danke Ihnen für das Gespräch. Sie haben mir tatsächlich einige wichtige Einsichten verschafft.«
»Nämlich?«
»Dass wir die bevorstehende Schlacht nicht verlieren dürfen.«
Mit diesen Worten drehte sich Carlo um und steuerte die Tür an, doch der Drizil hielt ihn ein letztes Mal zurück.
»Sie sind ein mutiger Mann, Carlo Rix. Ich hoffe, wir sehen uns wieder. Ich wünsche Ihnen Glück.«
Zu Carlos grenzenlosem Erstaunen, hörte er die Ehrlichkeit aus den Worten des Drizil heraus.
Edgar setzte sich auf die oberste Stufe eines leer stehenden Gebäudes, lud ein frisches
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