Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
die Oberhand über die Situation.
»Scheiße! MP!«
»Was jetzt? Das ist der einzige Ausgang.«
Edgar seufzte. »Ich befürchte, wir werden das Feuerwerk verpassen.«
»Auf das Feuerwerk kann ich gut verzichten, aber ich hätte heute in der Umarmung eines Mannes schlafen können. Stattdessen werde ich mir im Knast die Nacht um die Ohren schlagen. Dafür ist mir Galen aber was schuldig.«
»Uns allen, Becky. Uns allen.«
3
»Ich danke Ihnen für Ihr Erscheinen.« Carlo Rix setzte sich an das Kopfende des Tisches und begrüßte nacheinander jeden Einzelnen mit einem militärisch knappen Nicken seines markanten Kopfes.
Außer seinen Kohortenkommandeuren waren noch Lecomte als Vertreter der Miliz und Lord Gouverneur Cavanaugh als Vertreter der zivilen Regierung anwesend. Außerdem war Commodore Lestrade mit einem Beiboot eingetroffen, um der Besprechung beizuwohnen.
Die Mienen seiner eigenen Leute waren neutral bis interessiert – Lecomtes Miene eher neugierig, Cavanaughs offen nervös und Lestrades zurückhaltend.
»Ich habe Sie alle rufen lassen, um über unser weiteres Vorgehen zu beraten. Das Imperium ist in Auflösung begriffen.« Dieser Satz rief unter den Anwesenden bereits unterdrücktes Raunen hervor. Carlo wartete, bis sich die Unruhe wieder legte. »Unsere Welten sind gefallen oder werden umkämpft. Und unsere Informationen über die Galaxis, wie sie sich jetzt dort draußen darstellt, sind bestenfalls lückenhaft.« Carlo bedachte jeden seiner Offiziere mit einem bedeutungsvollen Blick. »Ich halte es nur für richtig, wenn hier jeder offen sagen darf, was er oder sie denkt. Auch wenn wir als Legionäre des Imperiums normalerweise einem militärischen Protokoll folgen, sind die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, von solcher Tragweite, dass niemand aus falsch verstandenem Taktgefühl mit seiner Meinung hinter dem Berg halten sollte.«
Carlo Rix sah sich in der Runde abermals um. Niemand begegnete seinem Blick oder machte auch nur Anstalten, als Erster das Wort ergreifen zu wollen. Angespanntes Schweigen war das Ergebnis. Carlo hatte die Unterredung mit voller Absicht im taktischen Planungsraum der Kolonie einberufen. Die Karte mit den verschiedenfarbigen Stecknadeln, die das Schicksal einzelner Systeme markierten, hing für alle gut sichtbar an der Wand hinter ihm. Nur die wenigsten trauten sich, ihr auch nur einen Blick zu gönnen.
Perseus war die Zentralwelt für diesen Sektor. Nicht jede Welt in der Liga durfte eine Legion aufstellen. Ob dies gestattet wurde, hing von der Bedeutung, dem Bevölkerungsreichtum, den Ressourcen und nicht zuletzt den Verdiensten der planetaren Verteidigungskräften ab. In diesem Sektor befanden sich noch drei weitere bewohnte Systeme: Carellan, Worgan und Birella. Jedoch war keines von ihnen bedeutend oder wohlhabend genug, um eine eigene Legion zu rechtfertigen, was bedeutete, dass die 18. Legion auch für deren Schutz verantwortlich zeichnete. Man musste sich noch mit den Gouverneuren der anderen drei Systeme zusammensetzen, um sie ins Bild zu setzen, doch das war Cavanaughs Aufgabe und sollte – zumindest im Moment – nicht Carlos Sorge sein.
»Wir alle kennen inzwischen in vollem Umfang die Tragweite der Neuigkeiten, die Commodore Lestrade uns überbracht hat. Das Imperium steht am Abgrund. Es ist nicht zu leugnen.«
Allgemeines Stühlerücken oder verhaltene Räusperer antworteten seiner Erklärung.
»Wie konnte das nur passieren?«, wagte Sam Hutchinson als Erster auszusprechen. »Wie konnten uns die Drizil das nur antun?«
»Das Wie ist nicht wichtig, Sam«, entgegnete Carlo milde. »Einzig und allein zählt, dass es ihnen gelungen ist. Es bringt nichts, sich über etwas den Kopf zu zerbrechen, das nicht zu ändern ist. Die Tatsachen sind nun einmal, wie sie sind. Die Frage ist, was ergeben sich daraus für Konsequenzen für Perseus?«
»Das dürfte an und für sich offensichtlich sein«, sagte René und deutete auf die Karte. »Wir stehen allein, ohne Nachschub und auch ohne Hoffnung auf Verstärkung, sollten wir sie brauchen.«
»Das ist genau der Punkt«, wandte Akira ungewohnt redselig ein. Der Kommandeur der Aufklärungskohorte wandte im Sekundentakt den Kopf, um nacheinander alle Anwesenden in das Gespräch einzubeziehen. »Brauchen wir denn Verstärkung? Soweit wir wissen, haben die Drizil keine Ahnung, wo sich Perseus befindet. Das könnte durchaus so bleiben.«
»Und wenn nicht?«, hielt Sam dagegen. »Genauso
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