Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
hinkriegen?«
»Im Idealfall ja.«
»Klingt ein wenig vage«, wandte Sam Hutchinson ein.
»Ist es auch, aber hast du vielleicht einen besseren Vorschlag?«
Zur Antwort zuckte Hutch lediglich mit den Achseln.
»Na also. Unser bester Schutz ist, möglichst viel über die Drizil in Erfahrung zu bringen. Nicht nur, was ihre Taktik betrifft, sondern auch ihre derzeitige Stärke, Stellungen innerhalb des terranischen Raums, welche Welten sich für eine Intervention unsererseits eignen et cetera. All diese Dinge sind wichtig. Außerdem hat der Imperiale Nachrichtendienst in den letzten Jahren kaum etwas über die Drizil als Rasse herausgefunden.«
»Kein Wunder«, meinte Abby Cummings. »Wir waren ja auch die meiste Zeit in der Defensive. Wie soll man so etwas herausfinden, wenn man mit Müh und Not die Stellung halten kann?!«
»Guter Einwand«, stimmte Sam zu.
Carlo nickte. »So makaber es klingt, aber die Niederlage des Imperiums bietet uns erstmals seit sechs Jahren die Chance herauszufinden, wie die Drizil es tatsächlich schaffen, ein System zu finden, anzugreifen und einzunehmen. Wir wissen, dass die Navigation der Drizil anders funktioniert als unsere. Wir brauchen die Koordinaten, um ein System anzufliegen. Die Drizil arbeiten anders. Und indem wir das herausfinden, schützen wir gleichzeitig die Bewohner von Perseus. Seien wir mal ehrlich, die Drizil gewinnen. Das macht sie möglicherweise unbekümmert und überheblich genug, dass ein solcher Vorstoß unsererseits gelingen könnte. Wir gehen rein und wieder raus, bevor die Drizil Zeit haben zu reagieren.«
Lord Gouverneur Cavanaugh räusperte sich verlegen. Die Offiziere wandten sich ihm erstaunt zu. Die meisten hatten seine Anwesenheit angesichts der angeregten Diskussion offenbar völlig vergessen.
»Ja, Gouverneur?«, sprach Carlo den Mann freundlich an.
»Ich finde, eine Möglichkeit ist noch nicht ausführlich genug diskutiert worden.«
»Nämlich?« Carlo runzelte verwirrt die Stirn.
»Die Möglichkeit, sich einfach still zu verhalten.«
»Gouverneur, das hatten wir doch schon …«
»Bitte hören Sie mir zu. Ich meine das ganz ernst. Ich persönlich halte es für Wahnsinn, nach den Drizil zu suchen. Wir können von Glück reden, dass sie uns noch nicht gefunden haben, und ich würde es gern sehen, wenn das so bleibt.«
»Und wer garantiert uns, dass das so bleibt?«, beharrte Carlo. »Aufklärung ist unser bester Schutz.«
»Und vielleicht unsere größte Gefahr. Sie könnten – wenn auch unabsichtlich – die Drizil hierher locken. Und was dann? Die Drizil sind uns – vor allem jetzt, da das Imperium in Auflösung begriffen ist – militärisch haushoch überlegen. Was, glauben Sie, können Sie mit ein paar Tausend Legionären ausrichten, was das Imperium nicht konnte, als es fünfunddreißig Legionen besaß?«
»Also ich halte es für gänzlich ausgeschlossen, dass wir die Drizil hierher locken«, erhob zum ersten Mal Commodore Lestrade mit dem Brustton tiefster Überzeugung seine Stimme. Der Vorwurf, seine Schiffe könnten zum Untergang der Kolonie beitragen, betrachtete er anscheinend als Schlag gegen seine persönliche Ehre. »Man kann einem Schiff im Hyperraum nicht folgen. Das ist astrophysikalisch gar nicht machbar. Man kann im Normalraum nur die ungefähre Richtung bestimmen, in die das Schiff gesprungen ist, und daher springen unsere Schiffe immer in kurzen Intervallen und schlagen Haken, um etwaige Verfolger abzuhängen. Außerdem löschen sich unsere Navigationscomputer selbständig, falls Gefahr besteht, dass eins unserer Schiffe in Feindeshand fällt. Falls Perseus entdeckt wird, dann nicht durch unser Zutun.«
»Ich wollte Sie keinesfalls beleidigen, Commodore, doch die Bedrohung für Perseus wächst exponentiell, wenn Schiffe und Truppen das System zu irgendeinem Abenteuer verlassen und auch noch explizit nach den Drizil suchen. Das ist doch Irrsinn! Wie General Rix soeben ausgeführt hat, wissen wir nicht, wie die Drizil unsere Welten finden. Wie also wollen Sie verhindern, dass Sie sie unabsichtlich hierher führen?« Er sah sich Hilfe suchend nach Lecomte um. »Sagen Sie es ihm!«
Der Milizgeneral wand sich unter den Blicken der anwesenden Offiziere und Carlo bemerkte, diesem behagte es gar nicht, von dem Gouverneur auf diese Art in die Diskussion hineingezogen zu werden.
»Unsere Miliz ist derzeit knapp sechstausend Mann stark. Falls die Drizil Perseus erreichen, rechne ich damit, dass sie unsere Linien binnen
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