Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
einige Minuten später Lis Position erreichten, stand dieser vor den Überresten einer Apparatur. Es waren nur noch einige Stützen und Verstrebungen zu erkennen. Alles andere war vom Bombardement weggeschmolzen worden. Es grenzte eigentlich an ein Wunder, dass überhaupt etwas übrig geblieben war. Bei näherer Begutachtung wurde Edgar allerdings schnell klar, warum dieses Etwas die Zerstörung überstanden hatte. Die Überbleibsel waren aus einem Material gefertigt, das er nicht kannte und extrem hitzeresistent sein musste. Die Überreste reichten jedoch, um sich einen rudimentären Überblick zu verschaffen, wie die Apparatur ausgesehen haben mochte.
Ihre Grundfläche war quadratisch gewesen, mit einer Kantenlänge von etwa fünf Metern. Wenn man von den Überresten der Verstrebungen ausging, war sie etwa acht Meter hoch gewesen. Sonst ließ sich nicht viel dazu sagen, bis auf den Umstand, dass das Gerät etwas entfernt von dem Dorf aufgestellt worden war – und eindeutig nicht hierher gehörte.
Edgar kannte so ziemlich jedes militärische und sehr viele zivile Geräte und Apparaturen, die das Imperium verwendete, und diese Spezifikationen passten auf keine.
»Das gehört eindeutig den Drizil«, sprach Becky seine Gedanken laut aus.
»Was haben die hier gemacht?«, fragte Vincent. Seine Stimme klang so ratlos, wie Edgar sich fühlte.
»Wenn ich das nur wüsste.«
»Was machen wir mit dem Ding?«, wollte Li wissen, während er sich hinkniete, um einige der Verstrebungen zu untersuchen. Der Boden war übersät mit kleineren Fragmenten desselben Materials. Sie mussten während des Bombardements abgesprengt worden sein.
»Unsere Kameras haben alles aufgenommen. Damit haben unsere Oberbosse etwas, über das sie sich die Köpfe zerbrechen können.«
»Das reicht nicht«, erwiderte Edgar sofort. Noch während er sprach, überprüfte er den Sauerstoffvorrat seines Anzugs. Es würde verdammt knapp werden.
»Du hast doch nicht etwa vor, was ich denke, dass du es vorhast?«, fragte Becky im Tonfall eines Menschen, der sich bereits in sein Schicksal gefügt hat.
»Wir nehmen etwas von dem Zeug mit. Es gibt keinen anderen Weg. Man wird sich dafür interessieren.«
Edgar hätte es vorgezogen, mindestens einen kleinen Teil einer Verstrebung mitzunehmen. Die Streben abzubauen, erwies sich jedoch als unlösbare Aufgabe. Kein Wunder. Ein Material, das imstande war, einem planetaren Bombardement zumindest einen gewissen Widerstand entgegenzubringen, würde vor einem einzelnen Feuertrupp und dessen Möglichkeiten sicherlich nicht kapitulieren. Im Endeffekt entschloss sich Edgar für die zweitbeste Möglichkeit, sammelte zwei kleine Bruchstücke vom Boden auf und steckte sie ein.
Becky war darüber gar nicht erfreut. »Du weißt aber schon, dass wir keine Ahnung haben, was das ist? Es könnte gefährlich sein.«
»Es ist trotzdem wichtig, dass wir was mitnehmen. Mit leeren Händen verschwinde ich sicherlich nicht.« Mit einer knappen Handbewegung, die keinen Widerspruch duldete, beendete Edgar die Diskussion.
Sie marschierten im Eilschritt zurück zu ihrem Landefahrzeug. Nacheinander quetschten sie sich in die enge fünfeckige Kabine des Bullfrogs und schnallten sich an, nachdem sie ihre Gewehre gesichert hatten.
Der Druckausgleich dauerte fast zwanzig Minuten, erst dann füllte sich der Bullfrog mit dringend benötigtem Sauerstoff und die Mitglieder von Edgars Trupp konnten ihre interne Sauerstoffversorgung abkoppeln. Es war höchste Eisenbahn, einige von ihnen hatten nur noch für fünf Minuten Luft im Tank.
»Vengeance?! Schneller Tod ist im Bullfrog und bereit«, erklärte Edgar über Kom.
»Verstanden, Schneller Tod. Was hat denn da so lange gedauert?«
»Lange Geschichte. Ich erzähle sie, wenn wir oben sind. Wir bringen euch ein Geschenk mit.«
»Verstanden, Schneller Tod. Achtung! Feuertrupps! Vengeance ist im Anflug. Schubdüsen zünden.«
Edgar betätigte den Auslöser an der Seite seines Sitzes. Die Einmal-Schübdüse des Bullfrog erwachte mit donnerndem Getöse zum Leben und katapultierte das Fahrzeug in die Luft. Um so etwas Massives wie einen Bullfrog in den Orbit zu befördern, war eine gewaltige Kraftanstrengung notwendig und Edgar spürte diese trotz der aktivierten Trägheitsdämpfer. Sein Körper wurde brutal in den Sitz gedrückt und er war kaum in der Lage, seinen Kopf zu bewegen.
Kurz vor Erreichen des Weltraums erstarb die Schubdüse und die bereits erreichte Geschwindigkeit genügte, um
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