Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)

Stunden in das System eingeflogen, hatte unmittelbar Kurs auf den Planeten genommen und die zehn Bullfrogs ausgeschleust. Auf ihrem Weg zum Planeten hatte sie zwei Drizilfregatten zusammengeschossen, die als Wachschiffe eingesetzt worden waren.
    Die Vengeance hatte augenblicklich nach dem Abwurf Kurs auf den achten Planeten des Systems – einen Gasriesen – genommen und würde dort warten, bis die Zeit zur Abholung gekommen war.
    Einen Lichtblick gab es im Gegensatz zum Mariannasystem allerdings. Das System Vector Prime war keineswegs tot. Das ganze System war ein Kriegsgebiet und wurde heftig umkämpft.
    Kaum im System, hatte die Vengeance Funkmeldungen und Kampfgespräche imperialer Einheiten von der Oberfläche und von mindestens zweiundzwanzig imperialen Kriegsschiffen im System aufgefangen.
    Und alle waren in heftige Kämpfe mit den Drizil verwickelt. Dies stellte sich sogar als Glücksfall heraus, denn niemand schien großartig Notiz von der Ankunft der Vengeance zu nehmen.
    Lestrades erster Impuls war es, den Feind anzugreifen und die imperialen Einheiten zu unterstützen. Es war jedoch Colonel René Castellanos ruhige Logik, die ihn abhielt, etwas Dummes zu tun. Ihre Mission war Aufklärung, nicht Angriff. Ein einzelnes weiteres terranisches Schiff würde in der Schlacht, die dieses System auseinanderriss, nichts ausrichten. Die imperialen Kräfte im System leisteten zwar weiterhin erbitterten Widerstand, doch es war abzusehen, dass sie über kurz oder lang überwältigt werden würden. Die Drizilschiffe im System waren den terranischen Einheiten mindestens vier zu eins überlegen. Das Ende der Schlacht war absehbar.
    Daher genoss die Aufklärungsmission weiterhin absoluten Vorrang vor dem Wunsch, den Drizil wenigstens ein wenig von dem heimzuzahlen, was sie den Menschen angetan hatten.
    Lestrade hatte es – entgegen seinen Instinkten als Offizier – sogar unterlassen, Kontakt mit den imperialen Schiffen im System aufzunehmen. Zum einen konnte ein solcher Funkspruch von den Drizil leicht aufgefangen und zurückverfolgt werden, zum anderen wollte Lestrade seinen Kameraden an Bord der kämpfenden Schiffe nicht unnötig Hoffnung machen, es könnten eigene Verstärkungen unterwegs sein. Wie alle an Bord der Vengeance wussten, war dem nicht so.
    Edgars Bullfrog bockte, als er einige Luftlöcher durchstieß. Diesen Teil seiner Arbeit hasste er am meisten. In dieser Blechbüchse eingepfercht, darauf wartend, dass die Schubdüse endlich zündete und den freien Fall beendete und sie kurz darauf endlich diesen metallenen Sarg verlassen konnten.
    Im Moment waren sie ein leichtes Ziel für Abwehrfeuer von der Oberfläche oder auch nur für einen einzelnen feindlichen Jäger, der ihnen durch Zufall über den Weg lief. Edgar hatte in der Vergangenheit bereits viel zu viele Freunde auf genau diese Art verloren, von technischen Schwierigkeiten mit nicht anspringenden Schubdüsen und in den Untergang stürzenden Bullfrogs samt Insassen ganz zu schweigen.
    Edgar ließ die Höhenanzeige, die auf die Innenseite seines Helmvisiers projiziert wurde, keinen Moment aus den Augen. Die Entfernung zur Oberfläche schmolz erschreckend schnell dahin.
    Bei etwa tausend Metern erwachte die Schubdüse zur Erleichterung aller zum Leben und bremste den freien Fall ziemlich heftig ab. Edgar hatte das Gefühl, der Bullfrog hing sekundenlang bewegungslos in der Luft. Tatsächlich setzte das Gefährt seine Reise zur Planetenoberfläche mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit fort. Kurz vor der Oberfläche setzte die Schubdüse noch einmal für einige Sekunden aus, sprang jedoch gleich wieder an. Edgar biss sich schmerzhaft auf die Zunge. Er schmeckte den metallischen Geschmack von Blut im Mund.
    Die Schubdüse verringerte die Sinkgeschwindigkeit in vorprogrammierten Intervallen und brachte das Team Richtung Planetenoberfläche. Die Geschwindigkeit war zwar noch immer haarsträubend (niemand wollte den Drizil ein zu leichtes Ziel bieten), doch immerhin bestand nun die Möglichkeit zu überleben, falls Schwierigkeiten auftraten.
    Gewissermaßen stellte dies die gefährlichste Etappe des Landeanflugs dar. Sollten sie einem Driziljäger begegnen, wäre die Mission vorbei, bevor sie begann.
    Um sich von der drohenden, allgegenwärtigen Gefahr abzulenken, rief Edgar sich in Erinnerung, was er über Vector Prime noch alles wusste.
    Der Planet war Ende des 23. Jahrhunderts kolonisiert worden, und das hauptsächlich von den Nachkommen mehrerer