Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
Bear, dem Befehlshaber der 24. Daniel brauchte nicht lange zu warten. Eine befehlsgewohnte, tiefe Stimme drang aus seinem Kom.
»Hier Mother.«
»Hier Dolchstoß. Erbitte Genehmigung, von autorisierter Mission abzuweichen.«
»Zu welchem Zweck, Lieutenant?«
»Dolchstoß hat etwas entdeckt, das wir gerne untersuchen würden. Hier sind gerade einige Bullfrogs runtergegangen, etwa fünf Klicks nördlich von uns.«
Sekundenlanges Schweigen, dann …
»Erlaubnis erteilt, Dolchstoß.«
Edgar warf einen Blick zu dem Loch, das ihr Bullfrog in den Belag der Straße gebohrt hatte. Er konnte es kaum fassen, wie viel Glück sie gehabt hatten. Die Schubdüse hatte kurz vor dem Aufprall versagt und ihre Geschwindigkeit hatte erneut zugenommen.
Die Verlangsamung hatte jedoch gereicht, sie so weit abzubremsen, dass größere Blessuren ausblieben. Ihr Bullfrog würde jedoch nie wieder aufsteigen. Der war nur noch Schrott. Das Ding hatte sich durch die Straße gebohrt – direkt in die Kanalisation von Cibola.
Seine Leute stiegen unter Ächzen und Stöhnen aus dem zerstörten Gerät und landeten mit feuchtem Klatschen in einer eklig grünbraunen Flüssigkeit, die in früheren Zeiten (vielleicht) durchaus mal Wasser gewesen sein mochte, doch nun eine Schmiere war, in dem Dinge schwammen, von denen Edgar gar nicht wissen wollte, was sie waren oder mal gewesen waren.
»Sind alle in Ordnung?«, fragte er seinen Feuertrupp. Die Legionäre trugen bereits ihre Helme, sodass er ihre Gesichter nicht sehen konnte, doch er war sich ziemlich sicher, dass mindestens Becky und Li ihm bei seiner Frage die Zunge rausstreckten.
»Bin ich froh, dass ich meinen Helm aufhabe«, murmelte Vincent. »Ich möchte gar nicht wissen, wie das hier riecht.«
»Sicherlich nicht nach Parfum«, stimmte Galen zu.
Die Legionäre wateten hintereinander durch die knietiefe Flüssigkeit, bis sie voraus ein weiteres Loch im Asphalt über ihnen entdeckten. Das Loch stammte hundertprozentig von einem Luftangriff. Die geschwärzten Ränder deuteten auf die Waffen der Driziljäger hin. Zu ihrem Glück hatte der Beschuss eine kleine Lawine ausgelöst und das Geröll bildete eine behelfsmäßige Rampe, über die sie die Straße erreichen konnten.
Nacheinander erklommen sie die Rampe, wobei sie sich gegenseitig unterstützten, und traten hinaus in die Nacht. Edgar überprüfte sofort ihren Standort und scannte auf Lebenszeichen in der Nähe. Sie hatten Glück im Unglück. Sie waren zwar fast zehn Klicks von ihrem eigentlichen Ziel heruntergekommen, doch es war niemand in der Nähe. Genauso gut hätten sie mitten in einer ganzen Drizilarmee aufschlagen können.
Die Legionäre versammelten sich im Kreis.
»Also, Boss, was nun?«, fragte Galen, der sich etwas von dem Anzug kratzte, das sich Edgar gar nicht näher ansehen wollte.
»Wir gehen weiter wie gehabt. Wir sehen uns um und sammeln Informationen.«
»Was ist mit dem Bullfrog?«, fragte Vincent besorgt. »Ohne den kommen wir nicht mehr auf die Vengeance.«
Bei dieser Bemerkung warfen die übrigen Legionäre ihrem Anführer ebenfalls fragende Blicke zu. Dieser zuckte jedoch lediglich mit den Achseln.
»Keine Ahnung. Darüber machen wir uns Gedanken, wenn es so weit ist. Wir finden schon einen Weg zurück. Im Notfall leihen wir uns von den Drizil irgendein Vehikel.«
»Kannst du denn eins fliegen?«, fragte Galen und Edgar überkam der Verdacht, dass der Mann im Moment sehr amüsiert war.
»Wie gesagt, darüber machen wir uns später Gedanken«, beendete Edgar die unnötige Diskussion. Er aktivierte sein Kom.
»Schneller Tod ist am Boden. Keine Ausfälle. Mission aufgenommen.«
Mit einer Handbewegung deutete er nach Norden.
»Vorwärts!«
Edgar führte seinen Trupp tiefer in die vom Krieg verwüstete Stadt. Das unterschwellige Gefühl drohenden Unheils war allgegenwärtig. Aus Dutzenden leerer Fenster schienen Augen jeder ihrer Bewegungen zu folgen. Gar nicht so einfach, unter solchen Umständen nicht paranoid zu werden. Edgar konnte nur vermuten, dass es seinen Legionären ebenso erging.
Er ließ seinen Trupp erst anhalten, als sie eine halbwegs intakte verlassene Lagerhalle fanden. In deren Schatten sanken sie jeweils auf ein Knie, um die Umgebung im Auge zu behalten.
»Ganz schön unheimlich«, kommentierte Galen.
»Allerdings«, gab Edgar ihm recht. »Keine Menschenseele weit und breit.«
In seinem Ohr knackte es mit einem Mal.
»Wer seid ihr?«
Edgar hob augenblicklich seine
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