Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
wurde schwer bewacht. Edgar überflog die Szenerie mit kundigem Blick und schätzte, dass dieser Ort von mindestens zwei- bis dreihundert Drizil verteidigt wurde. Nun war ihm auch vollkommen klar, warum sie so lange gebraucht hatten, um hierher zu kommen. Daniel hatte sie über Schleichwege geführt, um den Drizilpatrouillen auszuweichen, die zweifellos die Umgebung durchstreiften.
Über ihnen flogen paarweise Driziljäger Deckung aus der Luft. Es handelte sich im Allgemeinen um Jäger des Typs Blutstachel, ein Allzweckjäger, der eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen konnte, doch vor allem bestens geeignet war, um feindliche Bodenstellungen auszuschalten.
Was Edgars Aufmerksamkeit jedoch am meisten anzog, war das Gebilde in der Mitte der Senke. Es war das gleiche, dem sie schon auf Marianna begegnet waren. Doch dieses hier war völlig intakt. Es war intakt und arbeitete – und für die Drizil schien es äußerst wichtig zu sein.
Er öffnete zischend die Verschlüsse seines Helms und zog ihn vom Kopf, da er das Gebilde mit eigenen Augen betrachten wollte. Daniel tat es ihm gleich und musterte ihn stirnrunzelnd.
»Sie haben so etwas schon gesehen«, schloss er.
»Stimmt«, bestätigte Edgar dessen Vermutung. »Bevor wir nach Vector Prime kamen. Auf Marianna haben wir die Überreste einer solchen Apparatur entdeckt. Was zum Teufel ist das?«
»Das ist ein Rätsel, an dem wir schon seit Beginn der Invasion tüfteln.«
»Das müssen Sie mir erklären.«
»Mit diesem Ding fing alles an. Die erste Welle aus Drizilschiffen, die ins Vector-Prime-System eindrang, war recht überschaubar. Lediglich vier Dutzend Schiffe, die ein paar Tausend Soldaten mit sich führten. Es gelang unserer Flotte innerhalb weniger Tage, sie auszuschalten. Allerdings konnten die Drizil vorher noch ihre Truppen absetzen und diesen Teil der Stadt in ihre Hand bringen. Anschließend haben sie dieses Ding aufgebaut. Wir griffen an und belagerten ihre Stellung. Die Drizil haben bis zur völligen Vernichtung gekämpft und es schien ihnen wichtiger, dieses Gerät zu beschützen, als am Leben zu bleiben. In meinem ganzen Leben habe ich noch nie diesen Grad an Fanatismus erlebt. Sie hielten uns, so lange sie konnten, von diesem Ding fern. Die Bodenkämpfe dauerten alles in allem über vier Wochen. Es war brutal.« Daniel stockte.
Edgar musterte dessen Gesicht und erkannte, dass die Erinnerung den anderen Legionär mit all ihren Schrecken überflutete. »Und dann?«, forderte er ihn sanft auf.
»Dann fingen unsere Probleme eigentlich erst richtig an. Als alle Drizil tot waren, haben wir versucht, es abzuschalten. Es gelang uns nicht. Wir haben versucht, es in die Luft zu sprengen, aber unsere Sprengsätze waren nicht stark genug. Schließlich war ein Orbitalbombardement nötig, um es zu zerstören.« Er deutete auf die Senke. »Das hier war früher mal einer der Vororte von Cibola. Dieses Loch, das in den Boden gebrannt wurde – das waren wir.«
»Sie sagten, das Gerät wurde zerstört, aber dort unten steht es doch.«
»Dazu komme ich noch. Wie gesagt, wurde das Gerät durch ein Orbitalbombardement zerstört. Es war jedoch schon viel zu spät. Die Drizil waren bereits auf dem Weg und nur einen Tag später fielen sie über uns her wie die Heuschrecken. Es war eine verdammt große Flotte: Hunderte von Schiffen, Zehntausende von Soldaten. Sie nahmen die Raumstation im Handstreich und nutzen sie seitdem als Operationsbasis. Unsere Flotte wurde dezimiert und vom Planeten abgedrängt. Und wir«, er schnaubte, »wurden in den Untergrund getrieben. Anschließend bauten sie ein neues Gerät auf. Soweit wir feststellen konnten, an derselben Stelle wie das alte.«
»Oh mein Gott«, hauchte Edgar, »es ist ein Funkfeuer! So finden sie also unsere Planeten. Eine Aufklärungseinheit folgt einem unserer Schiffe zu einem unserer Planeten, installiert das Funkfeuer und beschützt es so lange wie möglich. Und die übrigen Drizil folgen dem Signal zu seinem Ausgangspunkt – und das war’s dann. Sie markieren unsere Planeten.«
Daniel zuckte die Achseln. »Diese Theorie ist so gut wie jede andere, hat aber einen schwerwiegenden Fehler.«
»Und der wäre?«
»Man kann im Hyperraum keinem Schiff folgen. Das ist physikalisch unmöglich. Daher kann eine Drizil-Aufklärungseinheit keinem unserer Schiffe folgen.«
Edgar schüttelte den Kopf. »Ich behaupte nicht, alles zu verstehen, aber die Drizil verfügen über so eine Möglichkeit. Sie müssen einfach
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