Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)
Lichtverhältnisse ratsam, auch die Amöben ließen sich dadurch leichter aufspüren und früher entdecken.
Der Trupp arbeitete sich langsam vor. Besatzungsmitgliedern begegneten sie keinen, was Melissa zutiefst beunruhigte. Beinahe hundert Menschen sollten sich auf diesem Deck noch aufhalten.
Ihr Anzug fing in einiger Entfernung Schreie auf, die jedoch mit brutaler Plötzlichkeit verstummten. Das fing ja wirklich gut an. Das Erste, was sie von den vermissten Besatzungsmitgliedern fanden, war eine Leiche.
Der Mann hatte versucht zu fliehen und war einer der Amöben zum Opfer gefallen, sein Gesicht von den Schrecken, die er hatte erleben müssen, noch verzerrt. Von der Hüfte abwärts fehlte sein Körper einfach, doch dort wo seine Beine hätten sein sollen, klebte eines dieser ekelhaften Dinger an seiner Hüfte. Melissa zögerte keine Sekunde und richtete ihren Flammenwerfer auf das Ding und betätigte den Abzug. Eine Flammenzunge leckte über Leiche und Amöbe. Die grüne Farbe veränderte sich, wurde erst blau, dann gelb und schließlich schwarz. Sie glaubte auch, ein schrilles Kreischen wahrzunehmen, als die Flammen die Amöbe verzehrten. Melissa wusste nicht, ob die Amöben in der Lage waren, Schmerz zu empfinden. Sie hoffte es inständig.
Der Trupp bewegte sich vorsichtig den Korridor hinab, wobei die Soldaten nicht nur den Boden, sondern auch Wände und Decke im Auge behielten. Die Amöben lauerten überall, und sie zu unterschätzen, könnte sich womöglich als tödlicher Fehler erweisen. Sie kamen an mehreren Türen vorbei – Mannschaftsquartiere, die sie sämtlich überprüften, um keinen Ort des infizierten Bereichs auszulassen. Die ersten vier waren leer, im fünften fanden sie drei Leichen und zwei Amöben, die sie sofort mit den Flammenwerfern bearbeiteten, das sechste Quartier war ebenfalls wieder leer und im siebten fanden sie eine Gruppe aus neun Überlebenden, die Melissa – mit drei ihrer Marines als Eskorte – evakuieren ließ.
»Hier Trupp eins. Bisher minimaler Widerstand. Mehrere Amöben eliminiert. Keine Verluste.«
»Verstanden, Trupp eins«, drang die Antwort Commander Muellers gedämpft aus dem Funkgerät. »Halten Sie uns auf dem Laufenden. Die anderen Trupps kommen ebenfalls gut voran. Falls alles nach Plan verläuft, müsste der infizierte Bereich in etwa einer Stunde gereinigt sein.«
»Verstanden!«
Wollen wir’s hoffen , dachte Melissa im Stillen und winkte ihren Trupp weiter.
Das Drizil-Großkampfschiff verlor inzwischen aus gut zwei Dutzend Brüchen in der Außenhülle Sauerstoff und Trümmer. Es rollte sich ständig um die eigene Achse, um zu verhindern, dass ein einzelner Bereich zu großen Schaden nahm, doch diese Taktik würde nicht ewig funktionieren. Und Lestrade hatte die Faxen langsam dick.
»Navigation, bringen Sie uns so dicht wie möglich ran. Lieutenant March, volle Breitseite vorbereiten. Wir schlagen mit allem zu, was wir haben. Wir müssen diesen Kampf unbedingt beenden, bevor die Drizil Verstärkung erhalten.«
Die Vengeance war aus dem Gefecht nicht ohne Blessuren davongekommen. Von der Infektion einmal ganz abgesehen, waren gut ein Drittel der Geschütze an Bug und mittschiffs außer Gefecht oder in ihrer Funktionsweise zumindest nur noch eingeschränkt nutzbar. Deck acht war durch einen Hüllenbruch zum Vakuum hin offen und der Antrieb war nur noch zu etwa sechzig Prozent effektiv. Wenn sie eine Entscheidung herbeiführen wollten, musste es jetzt geschehen.
Das taktische Hologramm lieferte Lestrade eine recht gute Übersicht über die Schäden, die das feindliche Schiff erlitten hatte. Demnach war die erfolgversprechendste Schwachstelle die gebrochene Panzerung oberhalb der feindlichen Brücke. Dass das Schiff ständig um die eigene Achse rollte, machte eine Zielerfassung jedoch recht schwierig und auf diese Entfernung ließen sich Torpedos nicht einsetzen.
Die Vengeance schloss im Rahmen ihrer Möglichkeiten zum Gegner auf. Lestrade passte genau den Augenblick ab, in dem das feindliche Schiff sich anschickte, erneut um die eigene Achse zu rollen.
»Feuer!«
Die Geschütze der Vengeance spien Lanzen aus Licht gegen das feindliche Schiff und spießten es förmlich auf. Dieses Mal war die Panzerung jedoch nicht mehr stark genug, um standzuhalten. Die Lanzen brannten sich tief in die Eingeweide des Schiffes. Zwei Sekundärexplosionen rissen die Antriebssektionen auseinander, die so grell waren, dass die Brückenbesatzung der Vengeance den
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