Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion (German Edition)

nickte.
    »Dann kommen Sie. Es wird Zeit, Ihnen zu zeigen, was der Lord General gemeint hat. Mag sein, dass das alles ist, was wir für Sie und Perseus tun können. Es ist zufällig ganz in der Nähe des Ortes, an dem das Bombardement stattfand. Gut möglich, dass die Drizil gerade deswegen das Gebiet gesäubert haben. Sie wollen nicht, dass sich jemand zu nahe an ihrem Geheimnis aufhält.«
    »Ihrem Geheimnis?«
    »Geduld, Lieutenant. Nur Geduld. Sie werden es bald sehen.«
      
    »Verdammt! Wo kommen diese Schiffe so plötzlich her?«, verlangte Commodore Horatio Lestrade zu wissen.
    Die Alarmsirenen gellten ohrenbetäubend durch die Vengeance und riefen die Besatzung zu ihren Gefechtsstationen.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Mueller gepresst. »Sie haben vermutlich die Strahlung des Roten Riesen benutzt, um ihre Annäherung zu tarnen.«
    »Was ist passiert?«, schrie Castellano über den allgemeinen Lärm hinweg, als er die Brücke erreichte.
    »Die Drizil«, erklärte Lestrade, ohne seinen Blick von den Anzeigen seiner Kommandostation zu nehmen. »Sie haben uns gefunden.«
    »Aber wie?«
    »Fragen Sie mich etwas Leichteres.«
    »Womit haben wir es zu tun?«
    »Ein feindliches Flaggschiff der Intruder-Klasse, das von zwei Fregatten der Vandal-Klasse eskortiert wird. Sie sind in weniger als zwanzig Minuten in effektiver Gefechtsdistanz.«
    »Schon so nah? Werden Sie mit denen fertig?«
    »Mit Sicherheit, aber mit ihren Freunden, die bestimmt nicht untätig danebenstehen werden, wohl eher nicht.« Lestrade wandte seine Aufmerksamkeit von Castellano ab. »Navigation. Aus der Atmosphäre des Gasriesen ausscheren. Wir brauchen Platz zum Manövrieren.«
    »Aye, Sir.«
    Lieutenant Malcolm Neroy wandte sich augenblicklich seiner Navigationskonsole zu und gab in schneller Folge mehrere Befehle ein.
    Die Systeme der HMS Vengeance wurden unter volle Energie gesetzt und der Schlachtkreuzer nahm langsam Fahrt auf. Es dauerte jedoch kostbare Minuten, in denen der mehr als siebenhundert Meter lange Schlachtkreuzer seine eigene Massenträgheit überwand und aus der Atmosphäre des Gasriesen ausscherte. Minuten, in denen die drei Drizil-Kriegsschiffe beständig aufschlossen.
    Als die Vengeance schließlich die Atmosphäre hinter sich ließ, waren die drei feindlichen Schiffe bereits gefährlich nahe.
    »In drei Minuten in Gefechtsdistanz«, meldete Mueller. Dem XO liefen dicke Schweißperlen über die Stirn, die er geistesabwesend mit dem Ärmel seiner Uniform wegwischte.
    Lestrade betätigte einen Schalter auf der rechten Lehne seines Kommandosessels. »Torpedodeck? Erste Salve vorbereiten.« Er unterbrach die Verbindung und wandte sich seinem Waffenoffizier zu. »Lieutenant March, wir konzentrieren das Feuer zunächst auf die beiden kleineren Begleitschiffe.«
    »Aye, Commodore. Konzentrieren Feuer auf Begleitschiffe«, wiederholte der Waffenoffizier pflichtbewusst.
    Die Vengeance wendete schwerfällig in einer Kreisbahn, um den Drizil ihre schweren Torpedorohre zuzuwenden. Die Drizilschiffe schlossen in einer klassischen Dreiecksformation auf – und für Lestrades Befinden viel zu selbstbewusst. Dieses Selbstbewusstsein war vielleicht sogar verdient. Die Vandal-Fregatten stellten für den Swordmaster-Schlachtkreuzer keine Bedrohung dar, doch das Intruder-Kampfschiff war für jedes imperiale Schiff ein ernsthafter Gegner. An Bewaffnung war es sogar dem schwersten terranisch-imperialen Kriegsschiff überlegen, wenn schon nicht an Geschwindigkeit oder Manövrierfähigkeit. Das war ihr großer Schwachpunkt. Allerdings brauchten sie beides auch nicht, solange sie nur einen klaren Treffer mit ihren Fernlenkgeschossen anbrachten oder mit den Hülsen, die den Grünen Tod transportierten. Sie mussten ein Schiff lediglich infizieren und anschließend auf Distanz gehen, um zu gewinnen. Dann konnten sie sich gemütlich zurücklehnen und die Show genießen.
    »Feindlicher Abschuss«, meldete March an der Waffenstation.
    Der Computer der Vengeance baute vor Lestrade praktisch ohne zeitliche Verzögerung ein Schema auf, das die voraussichtliche Flugbahn der feindlichen Geschosse markierte. Mehr als fünfzig von ihnen hielten auf einer elliptischen Bahn auf den Schlachtkreuzer zu.
    »Abwehrmaßnahmen einleiten. Feuerbereitschaft herstellen und Torpedorohre klar machen, um den Beschuss zu erwidern.«
    Lestrade kam es so vor, als würde sich die Vengeance quälend langsam aus dem Gefahrenbereich herausbewegen, und das, obwohl sie ihre Maschinen