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Das Geflecht

Das Geflecht

Titel: Das Geflecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Laudan
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Verflixte Reporterin   … Am Ende will sie noch mit hinunter in den Stollen. Das muss ich um jeden Preis verhindern.
    Die Menschen, die sich vor dem Eingang des Bergwerks versammelt hatten, wichen zurück, als die Gruppe sich näherte. Die Feuerwehrleute musterten Tia und Leon interessiert. DanasOnkel dagegen, der seine in Tränen aufgelöste Schwester im Arm hielt, blickte skeptisch drein. Als Tia an ihnen vorbeiging, hielt sie überraschend inne, wandte den Kopf und trat auf die beiden zu.
    «Ihr Sohn – oder Ihre Tochter?», fragte sie ohne jegliche Vorrede.
    Danas Mutter blickte auf. Sie schien derart überrascht, dass ihre Tränen für einen Augenblick versiegten.
    «Meine Tochter», sagte sie mit leichtem polnischen Akzent. «Dana.»
    Tia nickte, tastete nach dem Arm der Frau und drückte ihn sanft. «Bitte versuchen Sie, sich keine Sorgen zu machen. Ich habe Sie gefunden, obwohl ich Sie nicht sehen konnte – und ich werde auch Ihre Tochter finden, wenn es irgend möglich ist.»
    Danas Mutter schluckte hart.
    «Hier entlang.» Bringshaus öffnete die Gittertür. «Herr Havermann, könnten Sie für Lampen und Helme sorgen?»
    Der Einsatzleiter nickte und winkte seine Männer heran, um die Ausrüstung zu verteilen.
    «Wir sind versorgt», sagte Leon, der einen Grubenhelm mit eingebauter Lampe aus seinem Gepäck zog. «Und Tia braucht ja kein Licht.»
    «Aber ich», meldete sich Böttcher.
    «Und ich auch!», schloss sich die Journalistin an.
    «Sie bleiben draußen!», wehrte Bringshaus ab und versperrte ihr den Weg. «Kein Zutritt für Zivilpersonen!»
    «Und was ist mit dem Herrn da?», fragte Carolin Frey und deutete auf Böttcher.
    «Herr Böttcher ist ein Freund der Familie. Seien Sie vernünftig und machen Sie keine Schwierigkeiten! Unsere Zeit ist kostbar.»
    Tatsächlich blieb die Journalistin zurück, als die kleine Gruppe den Stollen betrat, wo mehrere Feuerwehrleute undeiner der Notärzte zu ihnen stießen. Bringshaus atmete auf. Als sie ein paar Meter hinter sich gebracht hatten und außer Hörweite der Menschen draußen waren, konnte er seine Neugier nicht mehr zurückhalten.
    «Wie machen Sie das?», wandte er sich an Tia. «Woher haben Sie gewusst, wo Danas Mutter stand?»
    «Ich hörte die Frau leise schluchzen, und der Geruch war unmissverständlich.»
    «Der Geruch?»
    «Angstschweiß. Er riecht anders als gewöhnlicher Schweiß. Liegt an den Stresshormonen.» Tia wandte sich Leon zu. «Ich glaube, ab hier kann ich frei gehen.»
    «Wie du meinst», nickte Leon und ließ ihren Arm los.
    «Klassisches Stollenmundloch, zwei mal zwei Meter mit halbkreisförmiger Firste», vermutete Tia, die sich nun mit erstaunlicher Sicherheit bewegte. «In etwa richtig?»
    «Perfekt», bestätigte Bringshaus.
    «Können Sie hellsehen?», fragte der Einsatzleiter.
    «So ähnlich.» Tia drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, während sie leise mit der Zunge schnalzte. «Menschliche Echolokation nach der Kish-Methode. In geschlossenen Räumen kann ich die Lage und Höhe der Wände durch reflektierte Geräuschimpulse abschätzen. Wo genau liegt der Unfallort?»
    «Auf der tiefsten Ebene, etwa sechzig Meter unter Tage. Einen Lift gibt es natürlich schon lange nicht mehr. Wir müssen die Leitern benutzen.»
    Dies erwies sich als das geringste Problem: Als sie die Plattform zum Hauptschacht erreichten, kletterte Tia ohne Mühe und mit erstaunlicher Geschwindigkeit abwärts, sodass Bringshaus sich beeilen musste, um mit ihr Schritt zu halten. Leon und die anderen folgten als Nachhut.
    «Nutzen wir die Zeit!», bat Tia, während sie eine Ebenenach der anderen überwanden. «Bitte schildern Sie mir noch einmal möglichst genau, was geschehen ist.»
    «Die beiden Jugendlichen sind in einen Schacht gestürzt, der zur Betriebszeit des Bergwerks für die Müllbeseitigung diente», erklärte Bringshaus. «Der Schacht führt in eine natürliche Höhle, die noch nie erkundet wurde. Mein Sohn sagt, er hörte das Mädchen schreien, konnte aber nicht bis zum Boden hinableuchten. Womöglich sind die beiden ernsthaft verletzt   …»
    Er verstummte, denn er mochte sich nicht ausmalen, was geschähe, falls Dana oder Finn tot geborgen wurde.
    Das darf nicht passieren, wünschte Bringshaus inbrünstig. Bitte   … niemals!
    «Sie sagten, dass der Schacht in eine Höhle führt», unterbrach Tia seinen Gedankengang. «Sind Sie sicher?»
    «Ziemlich sicher, ja», antwortete Bringshaus. «Ich habe seinerzeit eine Messung mit dem

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