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Das Geflecht

Das Geflecht

Titel: Das Geflecht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Laudan
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mit dem Anblick des eigenen Körpers im Spiegel, mit dem Hochzerren zu eng gewordener Hosen. Und bei alldem half es nicht im Geringsten, dass Dana sich schuldlos fühlte, weil sie schlicht die üppige Figur ihrer Mutter geerbt hatte – im Gegenteil: Der unkontrollierbare Eigenwille ihres Körpers vermittelte ihr ein Gefühl der Machtlosigkeit, des Ausgeliefertseins an ein missgünstiges Schicksal. Die Zahl ihrer gescheiterten Diäten betrug mehrere Dutzend, und obwohl Justin sie ständig davon abzubringen versuchte, fing sie alle paar Wochen mit einer neuen an.
    Während sie in einer Ecke der stockdunklen Höhle hockte, das Gesicht in den Händen, spürte Dana kaum noch die Kälte oder die Angst vor der Dunkelheit. Stattdessen musste sie an zahllose dumme Sprüche denken, die sich auf die Überlebenschancen einer dicken Frau in Notfallsituationen bezogen:
Na ja, bei ’ner Havarie hat sie ihren Rettungsring gleich dabei,
oder:
Vielleicht kriegt sie den Sicherheitsgurt nicht zu, aber
dafür hat sie die Knautschzone gleich eingebaut.
Falls sie jemals lebend aus dieser Höhle entkam, dachte Dana, hatten die Spötter garantiert ein neues Lieblingsmotiv: Dana Novak wäre fast draufgegangen, weil sie nicht durch den Höhlenausgang passte! Der Gedanke trieb ihr Tränen der Scham in die Augen.
    Lieber sterben, dachte sie. Dann erfährt es wenigstens keiner.
    Jemand beugte sich zu ihr herab.
    «Dana? Sind sie okay?», fragte Tia.
    Dana nickte stumm. Dann erst erinnerte sie sich, dass niemand es sehen konnte, und überwand sich zu einem heiseren Ja.
    «Dann kommen Sie! Wir dürfen nicht zu lange am selben Fleck bleiben.»
    Während Justin ihr auf die Füße half, hatte Tia sich abgewandt und untersuchte die Nebenhöhle.
    «Ellipsoider Hohlraum, ziemlich klein, etwa drei mal fünf Meter.»
    «Woher kommt der Luftzug?», fragte Leon.
    «Aus einer weiteren Öffnung, dort drüben. Die Pilzranken führen direkt dorthin, sie laufen wie Kabel am Boden und an den Wänden entlang. Es ist, wie ich gehofft hatte: Offenbar befinden wir uns am Anfang eines Gangsystems.»
    «Und du glaubst wirklich, es könnte eine Verbindung zu einem anderen Teil des Bergwerks haben?»
    «Wahrscheinlich sogar zur Erdoberfläche. Das würde den Luftaustausch erklären.»
    «Aber wir befinden uns mehr als sechzig Meter unter dem Boden, und das Bergwerk liegt direkt über uns.»
    «Nein, nicht direkt. Fühl mal die Wände! Das ist ordinäres Karbonat, also sind wir bereits außerhalb des Salzstocks. Es könnte sich um ein Karstsystem handeln, womöglich vongroßer Ausdehnung. Wenn es eine Verbindung zur Oberfläche gibt, ist sie vielleicht weit vom Bergwerk entfernt.»
    «Wie weit?»
    «Keine Ahnung. Nach der Stärke des Luftstroms zu urteilen, schätze ich einige hundert Meter. Allerdings sind im Umkreis der Stadt keine Höhlen bekannt, also ist der Ausstieg bisher wohl verborgen geblieben.»
    «Und das könnte bedeuten, dass es sich nur um einen winzigen Spalt handelt», folgerte Leon resigniert.
    «Sie meinen, am Ende kommen wir vielleicht gar nicht raus?», warf Justin ein.
    «Es sei denn, jemand kommt uns von draußen zur Hilfe und erweitert den Ausstieg mit geeignetem Werkzeug.» Tia rückte ihr Headset zurecht. «Herr Böttcher?»
    Es rauschte und knackte einen Moment, bis Böttcher sich meldete. Seine Stimme klang fern und undeutlich.
    «Ich kann Sie nur noch schlecht verstehen. Wo sind Sie?»
    «In einer Nebenhöhle. Wir haben ein natürliches Gangsystem entdeckt und werden versuchen, uns irgendwie durchzuschlagen. Die Verbindung wird allerdings schlechter werden, je weiter wir uns entfernen, weil die Funkwellen immer mehr Gestein durchdringen müssen. Gut möglich, dass der Kontakt ganz abbricht.»
    «Kann ich irgendetwas tun?»
    «Ja, das können Sie», bestätigte Tia, während sie in ihrem Rückengepäck kramte. «Dieses Höhlensystem hat höchstwahrscheinlich einen Ausstieg zur Oberfläche, aber er könnte zu klein sein, um durchquert zu werden. Wenn Sie ihn finden und uns entgegenkommen   …»
    «Haben Sie denn irgendeine Ahnung, wo das sein könnte?»
    «Schätzungsweise drei- bis fünfhundert Meter vom Bergwerk entfernt, also vermutlich an der hinteren Bergflanke. DerGang, der sich vor uns öffnet, führt ziemlich genau nach Nordwesten. Ich überprüfe es gerade.»
    «Wie das?»
    «Ich habe einen Blindenkompass – so ziemlich das einzige Ortungsgerät, das hier unten funktioniert. Tun Sie uns einen Gefallen: Schnappen Sie sich alle

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