Das Geflecht
davon auf der Haut, in unseren Haaren, an unserer Kleidung. Unsere einzige Chance ist jetzt, dass die Öffnung in der Wand uns in die Freiheit führt.»
«Was für
Leichen
, Hartmut?», flüsterte Bringshaus energisch. Womöglich riskierte er eine zweite Maulschelle, doch er war entschlossen, seinen Geschäftsfreund zur Rede zu stellen.
Dies schien auch Böttcher zu begreifen.
«Ich bin gleich wieder dran», versprach er und schaltete das Funkgerät ab.
Einen Moment lang standen sie sich schweigend gegenüber, Böttcher mit verschlossener Miene, Bringshaus entsetzt.
«Was hat das zu bedeuten, Hartmut? Warum liegen dort unten Leichen?»
Böttcher schnaubte abschätzig. «Woher soll ich das wissen? Vielleicht sind irgendwelche Hobbyforscher ins Bergwerk eingedrungen und wollten sich da unten umsehen.»
«Kein Mensch hat diese Anlage betreten, seit ich den Schlüssel verwahre!»
«Dann muss es eben vorher passiert sein. Du sagtest doch: Diese Höhle ist eine Müllhalde. Weiß der Himmel, was dort alles seit Jahrzehnten vor sich hin gammelt. Die Traveen hat ein Geldstück gefunden, das zwanzig Jahre alt ist. Ich wette mit dir, dass irgendwelche verrückten Amateure sich in die Höhle abgeseilt haben und nachher nicht mehr herauskamen. Tragisch, aber so etwas passiert eben.»
Bringshaus musterte Böttcher misstrauisch. Doch die Erklärung klang plausibel – und angesichts aller anderen Probleme, die sie derzeit zu lösen hatten, wollte er nicht genauer darüber nachdenken.
«Was ist mit den Fässern?»
Böttcher machte eine wegwerfende Handbewegung.
«Die Frau ist
blind
, Jörn, und da unten ist kein Funken Licht.Ja, sie hat etwas ertastet, aber sie kann sich doch irren! Das wird sie selbst einsehen, wenn sie wieder draußen ist.»
Bringshaus schwieg und legte eine Hand auf sein heftig klopfendes Herz.
«Komm schon, Jörn!» Böttcher klopfte ihm auf die Schulter. «Das wird schon! Die Traveen behauptet, dass sie einen Ausgang aus der Höhle gefunden hat. Wenn es ihr gelingt, deinen Sohn und seine Freundin irgendwie nach draußen zu schleusen, ist die Sache erledigt.»
«Hoffentlich», murmelte Bringshaus düster. Für einen Moment ließ ihn die Vorstellung schaudern, an einem Krankenhausbett zu sitzen, auf dem Justin lag – mit aschfahlem Gesicht, blutleeren Lippen und Schläuchen in der Nase.
Es ist alles meine Schuld,
hörte er sich selbst flüstern, während er die Hand seines Sohnes hielt, die kühl und schlaff war wie ein mit Wasser gefüllter Handschuh.
Meine Schuld.
Böttcher beobachtete ihn aufmerksam, schien aber vorläufig überzeugt, dass er keine Dummheiten machen würde, und schaltete das Funkgerät wieder ein.
«Frau Traveen? Wie ist die Lage?»
••• 23 : 42 ••• TIA •••
«Wir sind jetzt am Durchgang», antwortete Tia, die ihre Gefährten inzwischen zu der Wandöffnung geführt hatte. «Es wird einen Augenblick dauern, bis wir durch sind, denn leider liegt er ziemlich hoch an der Wand.»
Ihr ursprünglicher Einfall, ein Fass als Trittstufe zu benutzen, hatte sich aus begreiflichen Gründen erledigt. Glücklicherweisewar Leon nicht auf dieselbe Idee gekommen. Stattdessen half er Justin, indem er mit verschränkten Händen einen Steigbügel formte. Justin trat hinein, ergriff beherzt den unteren Rand der Felsspalte und wand sich ohne große Schwierigkeiten hindurch.
«Alles klar, ich bin drüben!»
«Bestens!» Zufrieden stellte Tia fest, dass das Echo seiner Stimme auf einen geräumigen Hohlraum schließen ließ. «Dana, Sie sind die Nächste! Benutzen Sie möglichst nur die linke Hand zum Klettern. Ihr rechter Arm sollte nicht belastet werden. Leon, am besten hebst du sie hoch.»
«Oh Gott, das schaffe ich nie.» Danas Stimme zitterte. Es war bereits schwer gewesen, sie überhaupt zum Verlassen der halbwegs sicheren Felsterrasse zu bewegen, auf der die kleine Gruppe gelagert hatte. Justin hatte sie am Arm geführt, denn sie war immer noch geschwächt und nicht sicher auf den Beinen. Vor allem aber fürchtete sie sich vor dem Pilz und wischte sich alle paar Sekunden nervös über Arme und Schultern, als müsse sie eine Spinne abschütteln. Im Nachhinein schalt sich Tia, dass sie allzu offenherzig über die Gefahren spekuliert hatte, die von dem monströsen Gewächs ausgehen konnten.
«Das kriegen wir schon hin!», meinte Leon zuversichtlich. «Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich Sie mal kurz an den Hüften fasse?»
«Ich weiß nicht», zögerte Dana
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