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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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mit offenem Mund das Schauspiel. Der verhexte Besen fegte blindwütig alles zusammen, was ihm vor die Borsten kam. Mitten im Raum entstand binnen weniger Augenblicke ein wüster Haufen aus Kehricht und all dem Zeug, das auf dem Boden herumgelegen hatte.
    Der Besen sprang in die Luft und kehrte die Wände ab. Staubwolken senkten sich über den Raum. Pippa nieste und schützte ihren Kopf vor den herunterfallenden Spinnweben. Jetzt kam die Werkbank an die Reihe. Die ersten Schrauben und Werkzeuge gesellten sich zu den Dingen im Kehrichthaufen. »Schluss!«, schrie Pippa. Die brauchbaren Gegenstände wieder aus dem Unrat zu fischen würde Stunden dauern!
    Der Besen stand still, aber sein Stiel zitterte leise. »Schlaf!«, gab Pippa den Befehl, der ihn wieder in einen ganz normalen, unbelebten Haushaltsgegenstand verwandelte. Der Besen fiel um – mitten in das aufgehäufte Sammelsurium. Es puffte und klimperte, und der soeben zusammengefegte Schmutz verteilte sich erneut über das Zimmer, das danach schmutziger war als zuvor, weil sich jetzt auch noch der abgekehrte alte Staub von den Wänden und der Decke dazugesellt hatte.
    »Mist«, murmelte Pippa und sah sich die Bescherung an. Was für ein Glück, dass kein Dichterling zugegen war, der hohnlächelnd seine Feder spitzte, um ein neuerliches Spottgedicht über tumbe Zauberlehrlinge und ihre Besen zu schreiben. »Der Zauberlehrling, Teil zwei«, sagte sie laut. »Die Rückkehr des Monsterbesens. Angriff der Killerborsten. Verloren im ewigen Staub.« Sie begann auf ihrem Daumennagel herumzubeißen.
    »Gut«, sagte sie dann energisch und hob erneut beschwörend die Hände. (Diese Geste war nicht wirklich notwendig, aber gab ihr das Gefühl, die Situation besser unter Kontrolle zu haben.) »Besen! Erhebe dich! Eimer! Erhebe dich!« Erneut stand der Besen erwartungsvoll auf seinen Borsten, und neben ihm klapperte der große Blecheimer auf den Steinboden.
    Sie hieß den Eimer, sich mit Wasser zu füllen, und dann griff sie nach dem aufgeregt vibrierenden Besen, band ihn an eine Leine, die sie gut festhielt und befahl ihm zu fegen. Der Eimer wackelte platschend neben ihr her, und in Abständen ließ sie den Besen anhalten und wischte mit dem Putzlappen hinter ihm her. Währendder Besen wartete, klaubte sie alles auf, was noch irgendwie brauchbar erschien, und warf es auf einen Haufen. Dann ließ sie ihn weiterfegen und sammelte auf, sortierte und wischte. Wahrscheinlich wäre das Ganze sehr viel schneller vonstattengegangen, wenn sie den Besen einfach selbst geschwungen hätte, aber das hätte ihr das Gefühl gegeben, auf der ganzen Linie versagt zu haben.
    »Walle! Walle!«, sang sie, während sie den nassen Putzlappen über den Boden zog. »Dass, zum Zwecke, Wasser fließe …« Der Eimer platschte und eine große Pfütze breitete sich aus. »He, pass doch auf«, schimpfte Pippa. »Soll das ganze Haus ersaufen? In die Ecke! Schluss!«
    Der Eimer schepperte davon und verkroch sich beleidigt im Winkel neben der Tür.
    Endlich ließ sich Pippa auf einen Hocker fallen, schob mit spitzen Fingern ihr staubflockiges Haar aus dem Gesicht und pustete einmal erleichtert. Fertig. Sie griff nach dem nassen Saum ihres Gewandes, der an ihren Beinen klebte, und wrang ihn aus. So sauber die Werkstatt jetzt war, so schmutzig war sie selbst.
    »Pippa!« Die Tür flog auf und Prinz Augustin stürmte herein. Er war in bernsteinfarbenen Samt und milchweiße Seide gekleidet, was zu seinen dunklen Haaren und der olivfarbenen Haut gut passte. Pippa lächelte ihn an, aber dann wurde sie sich ihres eigenen Aufzugs bewusst und das Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht und machte einer betrübten Miene Platz. In einem solchen Aufzug sollte eine Frau ihrem Prinzen wirklich nicht unter die Augen treten.
    Augustin bemerkte es nicht. »Pippa, komm schnell«, rief er. »Die Komödianten sind eingetroffen und meine Eltern nehmen sie im kleinen Empfangssaal gerade in Augenschein!« Er griff nach Philippas Hand, um sie mit sich zu ziehen. »Bah!«, machte er und ließ gleich wieder los. »Was ist denn mit dir passiert?«
    »Ich habe aufgeräumt«, sagte Pippa und raffte würdevoll die nasse, schmutzige Zauberkutte um sich.
    Der Prinz nahm sicherheitshalber etwas Abstand. »Kannst du das nicht ausziehen?«, fragte er.
    Pippa schnaufte. »Ja klar«, erwiderte sie und hob den nassen Saum, damit er ihr nicht um die Beine klatschte. »Los, mein Zimmer liegt ja auf dem Weg.«
    Sie nahmen die Abkürzung durch die

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