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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Königin glänzte in Taft und Seide mit dunkelvioletten und rosenfarbenen Reflexen. Ihr Kronreif bestand aus mattem Gold und war mit Amethysten und Brillanten verziert. Neben ihrem Sitz stand Fridolin, der Leibzwerg, und hielt ihren weichen Mantel mit Hermelinkragen in den Armen.
    »Alles ganz schlicht und informell, um die armen Komödianten nicht zu erschrecken«, spöttelte Augustin.
    Pippa warf ihm einen Seitenblick zu und musterte seine Kleider. »Du hättest wohl auch dort sein sollen«, wisperte sie. »Oder warum hast du dich so fein gemacht?«
    Sein Gesicht wandte sich ihr zu, er war ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Wange spüren konnte. Sie schaute tief in seine braunen goldgesprenkelten Augen. »Ich wollte, dass du sie auch siehst. Sonst kann ich mich ja nicht darüber mit dir unterhalten.« Sein Lächeln wärmte ihr Herz.
    Die Saaltüren öffneten sich. »Prinzipal Spinelli und seine Truppe«, verkündete ein Lakai mit einer tiefen Verbeugung vor den Majestäten.
    Alfons, der Haushofmeister, öffnete die Tür und ließ eine kleine Gruppe von beklommen und ein wenig ängstlich dreinblickenden Leuten eintreten. Die Frauen versanken in einen tiefen Knicks, während die Männer sich zeremoniell verneigten.
    »Erhebt euch, meine guten Leute«, sagte der König, während die Königin ihr Lorgnon hob und die Komödianten vom Kopf bis zu den Füßen musterte.
    Pippa stieß Augustin in die Rippen. »Wie sie angezogen sind!«, flüsterte sie.
    Der Anblick war wirklich eine Augenweide – nein, falsch. Er war das Gegenteil einer Augenweide, denn wenn man seinen Blick zu lange auf der bunten Truppe ruhen ließ, begannen unweigerlich die Augen zu tränen.
    »Ich glaube, das sind Theaterkostüme«, erwiderte Augustin, der blinzelte, als schaute er in ein helles Licht. »Sieh mal, der Mann mit dem Turban und den Schnabelschuhen.«
    »Die Hagere mit den grauen Haaren – das ist bestimmt eine Banshee«, wunderte sich Pippa. »Die sind doch so schrecklich nervös und unberechenbar. Und die beiden Mädchen in den Tüllröcken – sie müssen Tänzerinnen sein. Ich würde frieren, wenn ich so wenig anhätte.«
    Pippa erhielt keine Antwort, und als sie Augustin einen fragenden Seitenblick zuwarf, sah sie, dass ihm beinahe die Augen aus dem Kopf fielen, während er die beiden Mädchen betrachtete.
    »Augustin!«, zischelte sie und stieß ihn an. Doch die geflüsterte Standpauke blieb dem Prinzen erspart, denn nun traten zwei der Wanderschauspieler vor und verneigtensich erneut vor dem Königspaar. Pippa und Augustin drückten sich wieder an die Luke. »Der Prinzipal«, hauchte Pippa.
    »Was für ein Schnurrbart!«, erwiderte Augustin.
    Das Oberhaupt der Komödiantentruppe war ein stattlicher Mann mit blauen Augen, einem großen schwarzen Schnurrbart und glänzend schwarzen Haaren. Er trug eine weiße Fantasieuniform mit roten und goldenen Besätzen, dazu ein kurzes, dunkelrotes Cape und schwarze Stiefel, die noch strahlender glänzten als seine Haare.
    Neben ihm stand eine dünne Frau in einem ausladendem Kleid mit großem Blumenmuster und einem ebenso ausladenden Hut. Auf ihrer Schulter hockte wie eine Brosche eine winzige Blumenelfe und zitterte aufgeregt mit den durchsichtigen Flügeln.
    »Das ist mehr Kleid als Frau«, murmelte Pippa.
    »Und mich nennst du ›fein gemacht‹«, gluckste Augustin.
    »Schsch«, machte Pippa, denn nun erwiderte der Prinzipal etwas auf die freundlichen Begrüßungsworte des Königs.
    »Was sagt er?«, hauchte Augustin.
    »Ich habe es nicht verstanden«, erwiderte Pippa, »aber schau!«
    Die Komödianten machten Platz für die beiden spärlich bekleideten Mädchen und einen Jungen mit einer Konzertina. Die ersten quietschenden, quakenden Töne des kleinen Instruments brachten Pippa zum Lächeln, aber dann begann der Junge mit dem Fuß einen schnellen Rhythmus zu tappen, seine Finger flogen über dieKnöpfe, die Komödianten klatschten mit, und die beiden Mädchen drehten sich, sprangen und warfen die Füße zu der schnellen Tanzweise hoch in die Luft. Pippa ertappte sich dabei, dass sie mitwippte und mit den Fingern schnippte, und hörte erschreckt auf. Sie wollte schließlich nicht unbedingt beim Lauschen ertappt werden.
    »Sehr hübsch«, flüsterte Augustin. Pippa stellte missvergnügt fest, dass sein glasiger Blick schon wieder wie festgeklebt an den Tänzerinnen hing.
    Die Musik hörte auf, der Junge verbeugte sich und trat zurück in den Kreis der anderen, die Tänzerinnen

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