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Das gefrorene Lachen

Das gefrorene Lachen

Titel: Das gefrorene Lachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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sein«, warf der Zauberer ein. Er hatte die Hände unter dem Kinn gefaltet und betrachtete die kleine Apparatur mit einem seligen Gesichtsausdruck.
    Die beiden jungen Leute lächelten sich nachsichtig an. »Aber es wäre schon praktisch, wenn es einen Nutzen hätte«, bemerkte Pippa. Sie klatschte in die Hände und stand auf. »Ihr müsst mich entschuldigen. Ich habe heute noch nicht geübt.«
    Prinz Augustin verzog das Gesicht. »Buckelhorn?«
    Pippa nickte mit eiserner Miene. Augustin schüttelte den Kopf. »Wie kann man nur …«, murmelte er, verschluckte aber den Rest des Satzes, als er Pippas Gesicht sah.
    »Lass sie«, mischte ihr Vater sich ein. »Jeder Zauberlehrling muss ein Instrument beherrschen, und das Buckelhorn ist sicherlich eins der anspruchsvollsten.«
    »Aber es klingt wie ein verliebter Troll«, sagte Augustin. »Mein Vater hat verboten, dass sie es im Schloss spielt. Der Stuck begann von den Decken zu bröckeln.«
    Philippa hob das Kinn. »Banause«, sagte sie eisig, rauschte zur Tür und knallte sie hinter sich zu.

2
    Ha, mir juckt der Daumen sehr,
etwas Böses kommt hieher!
    Macbeth
    Philippa saß im Versteckten Garten unter dem alten Kirschbaum, ihr Buckelhorn neben sich auf der bemoosten Steinbank. Sie hatte den Kopf auf die Armlehne gelegt und blickte in die Krone des Baumes hinauf, während sie geistesabwesend das kleine Medaillon betastete, das um ihren Hals hing.
    »Weißt du, er sieht mich gar nicht richtig an«, beklagte sie sich. »Ich bin einfach nur sein bester Freund. Manchmal frage ich mich, ob er überhaupt schon bemerkt hat, dass ich ein Mädchen bin.«
    Flüsterndes Lachen und Wispern wie von bewegtem Laub. Wind fuhr durch die Baumkrone und ließ die Blätter tanzen. Ein Kohlmeisenpärchen hüpfte durch das Geäst und ließ seine zirpenden Rufe hören.
    »Ja, sicher«, fuhr Pippa fort, als hätte sie eine Erwiderung bekommen. »Und trotzdem, das reicht mir nicht. Ich wünsche mir so sehr, dass er mich nur ein einziges Mal so ansieht wie diese aufgedonnerte Ziege Mirabelle. Dass er mich anlächelt mit seinen braunen Augen – hast du schon bemerkt, dass sie goldene Sprenkel haben? – und dass er mich dann in seine Arme nimmtund mir einen Kuss …« Sie unterbrach sich und setzte sich auf.
    Flügel rauschten, eine sandfarbene Taube flatterte heran und landete auf Pippas Knie. Sie plusterte sich auf und begann sich zu putzen.
    »Bella, da bist du ja endlich«, sagte Pippa und streichelte die Taube. »Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass du einem unserer Wasserspeier vor das Maul geflogen sein könntest. Hast du eine Nachricht mitgebracht?«
    Die Taube hielt inne und sah Pippa mit einem schwarzen Auge an. Dann senkte sie den Kopf und pickte an ihrem Bein herum. »Darf ich?«, fragte Pippa höflich und löste das silberne Röhrchen vom Bein der Taube, die mit einem rauen Krächzen aufflog. Pippa nahm das Buckelhorn, klemmte es unter den Arm und lief den gewundenen Weg entlang.
    Der Versteckte Garten war ein überwucherter, verwunschener Ort am äußersten Ende des Schlossgeländes. In diesen entlegenen Winkel verirrte sich nur selten jemand, deshalb kam sie immer hierher zum Üben. Pippa musste nun aber eine ganze Weile laufen, ehe sie das Schloss erreichte.
    Atemlos riss sie die Tür zu Laurentios Arbeitszimmer auf. Ihr Vater saß im Lehnstuhl am Fenster und meditierte. Dabei entfuhr ihm gelegentlich ein leiser Schnarchlaut.
    »Papa, Bella ist zurück«, rief Pippa und rüttelte an Laurentios Schulter. Der Zauberer fuhr hoch.
    »Was? Wer? Wo?«, fragte er und rieb sich die Augen.»Philippa Saffronia, ich hatte dich doch gebeten, mich nicht zu stören, wenn ich nachdenke.«
    »Bella«, wiederholte Pippa mitleidslos und wedelte mit dem zierlichen Silberröhrchen vor seiner Nase herum.
    »Ah, Bella.« Laurentio nahm das Röhrchen aus ihren Fingern und zog ein winziges Zettelchen heraus. Er tastete seine Taschen ab.
    »Hier.« Pippa reichte ihm die Brille, die neben ihm auf dem Tisch lag. Der Zauberer dankte zerstreut und begann, die mikroskopisch kleinen Buchstaben der Botschaft auf dem hauchdünnen Papier zu entziffern. »Wir sollten es mit Raben versuchen«, murmelte er. »Oder mit Gänsen. Ja, Gänse wären perfekt.«
    »Wir haben es mit Gänsen versucht, Papa«, sagte Pippa geduldig. »Sie hatten keine Lust, Briefe auszutragen, erinnerst du dich? Warum benutzt du nicht einfach den Königlichen Dampftelegrafen?«
    Laurentio hörte nicht zu. Er nahm die Brille ab und rieb sich

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