Das gefrorene Licht. Island-Krimi
Kindes erkundigen oder dich seinerzeit um deine Tochter kümmern.« Sie ging zur Tür; Matthias folgte ihr auf den Fersen. »Ich nehme an, wenn du deine Pflicht erfüllt hättest, gäbe es jetzt kein Skelett im Keller.«
»Aber ...«, setzte der alte Mann an. Baldvin sagte nichts, schaute seinen Großvater nur mit undurchdringlichem Gesicht an. »Wie kannst du das behaupten?«, brachte der Alte hervor.
Dóra war an der Tür angelangt und drehte sich noch einmal um. »Wenn Grímur gewusst hätte, dass Kristín einen Vater hatte, hätte er sie nicht verschwinden lassen.« Sie lächelte den beiden Herren zu. »Auf Wiedersehen. War nett euch kennenzulernen.« Sie gingen hinaus und schlugen den Männern, die wie angegossen dasaßen, die Tür vorm Gesicht zu.
»Dann bleibt nur Bergur«, sagte Dóra und ächzte. »Genau genommen ist er der Unwahrscheinlichste. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie er mit einem Kajak hantiert, das er gar nicht zu benutzen bräuchte, und noch weniger kann ich mir vorstellen, dass er sich so große Sorgen um potenzielle Wiedergänger macht, dass er Leuten Nadeln in die Fußsohlen steckt.«
»Das Leben hält viele Überraschungen bereit«, meinte Matthias und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Wer hätte zum Beispiel geglaubt, dass ich mich in eine Frau mit schmutzigen Turnschuhen verlieben würde?«
Dóra betrachtete ihre Füße und grinste. Ihre Treter sahen im Vergleich zu Matthias’ frischgeputzten Schuhen ziemlich mitgenommen aus. »Oder dass ich was für einen Mann in Lackschühchen übrig haben würde.«
Dóra stapfte neben dem Bett auf und ab, während Matthias seelenruhig mit einem Bier im Sessel am Fenster saß. »Es muss Bergur sein. Er ist der Einzige, der übrig bleibt«, meinte er. »Neben Jónas.«
Dóra seufzte. »Wäre wirklich nicht schön, wenn er’s doch wäre. Kommt sonst wirklich niemand in Frage?«
»Offenbar leider nicht – uns gehen langsam die Männer aus. Nur noch Bergur und Jónas.«
»Mist, dass der Mörder keine Frau sein kann«, sagte Dóra. »Mir haben Rósa und Jökull als Bonnie und Clyde so gut gefallen. Aber wenn sie Geschwister sind, ist der Reiz weg.« Sie blieb stehen und schaute Matthias an. »Oder hast du schon mal von kriminellen Geschwistern gehört?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, noch nie. Nur von Brüdern. Die Dalton-Brüder zum Beispiel.«
»Ist es eigentlich vollkommen abwegig, dass Rósa Birna nach der Vergewaltigung entdeckt und getötet haben könnte?«, überlegte Dóra, ohne ihren Worten besonders große Bedeutung beizumessen. »Nein, das passt nicht.« Es klopfte an der Tür. Dóra rechnete mit einem ihrer Kinder und war ziemlich verwundert, Stefanía im Flur stehen zu sehen.
»Hallo«, sagte die Sexualberaterin und lächelte verlegen. »Ich wollte euch was geben. Ich hatte gehofft, ihr würdet aus eigenem Antrieb zu mir kommen, aber das scheint ja nicht der Fall zu sein.« Sie zauderte, die Hände hinter dem Rücken versteckt. Dóra zerbrach sich den Kopf darüber, was Stefanía wohl in der Hand hielt. »Ich kann euch helfen«, fügte diese hinzu und lächelte wieder.
Dóra verspürte einen Knoten im Magen. Die Frau war da, um Matthias und ihr Ratschläge für Safer Sex zu geben. Sie schluckte die Spucke, die sich in ihrem Mund angesammelt hatte, hinunter. Diesmal würde es schwierig sein, Sprachprobleme und Missverständnisse vorzuschieben. »Vielen Dank«, war das Einzige, was ihr in den Sinn kam. Sie wich nicht von der Tür, aus Angst, Stefanía könnte reinkommen und Matthias ansprechen.
»Tja, also«, sagte Stefanía. »Wie ich sehe, bist du beschäftigt. Dann gebe ich dir das einfach.« Sie reichte Dóra einen kleinen Karton. »Du kannst mich jederzeit anrufen. In dem Karton ist meine Visitenkarte. Das Gerät erklärt sich von selbst. Es ist ein Dildo, aber kein gewöhnlicher. Bei heftigen Bewegungen spritzt ein Gel heraus. Das macht die ganze Sache viel realistischer. Ein vollkommen neues Modell.« Sie lächelte.
Dóra stand da und glotzte den Karton an. »Gel, hm«, sagte sie und schaute verlegen auf. Auf einmal fiel der Groschen. Sie drückte Stefanía den Karton in die Hand und lief wieder ins Zimmer. »Warte«, sagte sie zu der Frau, die sie entgeistert anstarrte. Dann kam sie mit der Kiste zurück, die sie an der Rezeption für die Sachen aus dem Keller bekommen hatte. »Ist das dasselbe?«, fragte sie und zeigte auf den Aufdruck:
Aloe vera Action
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Stefanía sah Dóra an, als hätte die eine
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