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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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dann behauptet er auf einmal, er sei befugt, mein Handy mitzunehmen.« Jónas war so brüskiert, dass ihm plötzlich die Worte fehlten und er þórólfur nur noch hasserfüllt anstarrte.
    »Verstehe«, sagte Dóra ruhig. »Darf ich die Befugnis sehen? Ich bin Jónas’ Rechtsanwältin, und er hat um meinen rechtlichen Beistand gebeten.«
    þórólfur reichte ihr wortlos ein Papier. Dóra überflog den Text. Es handelte sich um eine Verfügung des Bezirksgerichts Westland zur Beschlagnahmung von Jónas Júlíussons Handy. Als Begründung waren Interessen im Zuge der Ermittlungen im Mordfall an Birna Halldórsdóttir angegeben. Dóras Herz machte einen Sprung. Hier stand es schwarz auf weiß. »Darf ich fragen, wozu das Handy benötigt wird?«, fragte sie gefasst.
    »Wir vermuten, dass darin Daten gespeichert sind, die uns weiterhelfen können«, antwortete þórólfur ausdruckslos.
    »In einem Handy sind alle möglichen Daten gespeichert«, entgegnete Dóra ruhig und versuchte, sich ins Gedächtnis zu rufen, was für ein Handy Jónas hatte. Einige Informationen erhielt man auch über den Netzbetreiber, also ging es anscheinend nicht darum, wen Jónas angerufen hatte. Entweder waren sie hinter dem Terminkalender oder hinter Fotos her, falls das Handy eine solche Funktion hatte. Ungewöhnlich an der Verfügung war, dass die Polizei sich ausschließlich für das Handy interessierte. Von einer normalen Hausdurchsuchung war nicht die Rede. »Hier steht zwar, dass ihr das Handy beschlagnahmen dürft, aber die SIM -Karte wird nicht erwähnt. Kann er die behalten?«, fragte Dóra in der vagen Hoffnung, das Objekt der Begierde möge auf der Karte und nicht im Handy gespeichert sein.
    þórólfur riss Dóra die Verfügung aus der Hand. »Hier steht: Das Handy mit der Nummer ...« Er überflog das Schreiben, und als er die Nummer gefunden hatte, hielt er es Dóra triumphierend vor die Nase und tippte mit dem Finger darauf: » 667 – 6767 . Siehst du? Das ist Jónas’ Nummer. Hier steht sogar, dass er der registrierte Benutzer ist. Wenn du mir das Handy ohne die Karte gibst, kommst du dem Bescheid nicht nach.« Zufrieden lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und sagte zu Jónas: »Du musst mir das Handy übergeben.«
    Dóra schaute Jónas an. »Hast du etwas dagegen, das Handy zu übergeben?«
    Jónas prustete wie ein Wal. »Allerdings. Was soll ich ohne Handy machen? Das Netz ist hier zwar nicht besonders gut, aber das ist mir egal. Das ist mein Handy.«
    »Ich empfehle dir, deinem Mandanten zu raten, das Gerät entsprechend der Verfügung auszuhändigen. Alles andere wäre sehr unklug.« þórólfur konnte nicht verhehlen, dass ihm dieses Gezänk auf die Nerven ging.
    »Ich habe Birna nicht umgebracht.« Jónas schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wie kommt ihr darauf?«
    »Niemand hat das behauptet. Am allerwenigsten ich«, antwortete þórólfur wesentlich ruhiger als zuvor. »Allerdings wirft dein Verhalten einige Fragen auf.«
    »Was sollen eigentlich diese Andeutungen?«, brüllte Jónas und schlug wieder mit der Faust auf den Tisch, diesmal so heftig, dass der Stiftehalter und andere lose Gegenstände auf der Tischplatte herumhüpften. »Ich habe nichts mit diesem Mord zu tun und ... bestehe darauf, zum Beweis an einen Lügendetektor angeschlossen zu werden. Ihr bekommt das Handy nicht.«
    Dóra beugte sich kopfschüttelnd zu Jónas und umfasste sanft seine Hand. »Jónas, in Island werden keine Lügendetektoren benutzt. So etwas hat hierzulande keine Beweiskraft. Ich rate dir, das Handy zu übergeben. Vor allem, wenn du nichts verbrochen hast.«
    »Kommt nicht in Frage!« Jónas verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich im Stuhl zurück, um zu unterstreichen, wie ernst es ihm war. Dann beugte er sich zu Dóra und flüsterte ihr ins Ohr: »Sie dürfen auf keinen Fall das Handy mitnehmen. Glaub mir, das wäre wirklich katastrophal.« Er wandte sich wieder von ihr ab und lächelte dem Polizisten zu.
    »Okay. Ich verstehe. Gib mir dein Handy.« Dóra blickte ihm fest in die Augen. »Vertrau mir.«
    Jónas schaute sie misstrauisch an. »Nein. Du wirst es der Polizei nicht geben.«
    »Jónas. Ich hab gesagt, vertrau mir.« Dóra streckte die Hand aus.
    Jónas sah verunsichert aus. Nach kurzem Überlegen holte er das Handy aus der Tasche seiner Jacke, die über der Stuhllehne hing. Er hielt es Dóra hin, ließ es aber nicht los. »Ich wiederhole, du darfst es nicht der Polizei geben.«
    Dóra nickte. »Ich weiß.

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