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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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ist zwar nichts geworden, aber sie haben sich trotzdem dazu aufgerafft. Keine Ahnung, wie weit sie sind. Birna oder mir hat jedenfalls niemand mitgeteilt, dass sie fertig wären.«
    Matthias trank einen Schluck Bier. »Haben sie hier übernachtet?«
    »Nein, sie haben nie nach einem Zimmer gefragt. Allerdings waren sie ein paar Mal im Restaurant essen.«
    »Waren beide Geschwister hier oder nur Elín?«, fragte Dóra.
    »Keine Ahnung«, antwortete Jónas. »Einmal waren mehrere Leute da: der Bruder, seine Frau, die Schwester und zwei Jugendliche, sein Sohn und ihre Tochter. Ich weiß nicht, ob das nur ein Tagesausflug war oder ob sie in der Nachbarschaft gewohnt haben. Vigdís hat mir erzählt, das junge Mädchen ist ein- oder zweimal zu ihr gekommen und hat um Kartons gebeten. Wenn mich nicht alles täuscht, besitzen sie immer noch Land hier auf der Halbinsel. Ich glaube, sie haben auch ein Haus in Stykkishólmur oder Ólafsvík, das sie als Sommerhaus nutzen.«
    »Könnte einer von ihnen eine Auseinandersetzung mit Birna gehabt haben?«, fragte Dóra.
    »Nee, kann ich mir nicht vorstellen«, antwortete Jónas. »Birna hat mit dem Bruder etwas besprochen, aber soweit ich weiß verlief das sehr harmonisch. Sie brauchte Informationen über die Ortsverhältnisse, als die Höfe noch bewohnt waren. Ich glaube, sie hatte gehofft, er besäße alte Pläne oder so was.«
    »Und hatte er welche?«, fragte Dóra.
    »Nein, ich glaube nicht«, antwortete Jónas. »Er hat ihr erlaubt, die alten Sachen durchzusehen, den Kram hier im Keller in Kirkjustétt und das Zeug drüben in Kreppa.«
    »Hat Birna jemals den Namen Kristín erwähnt?«, fragte Dóra. »Oder nach jemandem mit diesem Namen gefragt?«
    Jónas schüttelte den Kopf. »Nein, nicht dass ich wüsste. Wer ist diese Kristín?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Dóra. »Wahrscheinlich hat sie nichts mit der Sache zu tun. Wir haben ihren Namen in ...« Dóra konnte sich gerade noch davon abhalten, Birnas Kalender zu erwähnen, » ... einen Balken auf dem Hof geritzt gesehen. Vielleicht ist es nur der Name eines Haustiers, einer Katze oder so. Wir glauben, dass ein Kind das geschrieben hat.«
    »Kristín wäre aber ein ziemlich seltsamer Name für eine Katze«, gab Jónas zu bedenken. »Ich kann mich nicht erinnern, dass Birna jemals eine Kristín erwähnt hätte, weder eine Frau noch eine Katze.«
    Sie schwiegen eine Weile. Dóra nippte an dem Weißwein, den Jónas ihr hatte bringen lassen, und nahm den Raum in Augenschein. Der Kamin war behaglich – altmodisch, aber dennoch Teil des modernen Anbaus. »Sind die von hier?«, fragte sie und zeigte auf die alten Fotografien an den Wänden.
    »Nein, ich habe sie in Antiquitätenläden gekauft. Keine Ahnung, welche Leute das sind. Es war Birnas Idee.« Jónas schaute sich um. »Ist ihr gut gelungen.«
    Matthias und Dóra nickten zustimmend. »Vielleicht solltest du die Familie fragen, ob du ein paar von den Fotos aus den Kisten im Keller benutzen darfst. Da sind einige Alben und ein gerahmtes Foto. Ich glaube, die Fotos sind von den ehemaligen Bewohnern. Das könnte hübsch aussehen. Ich hab allerdings die meisten mit auf mein Zimmer genommen. Du kannst sie dir dort ansehen, wenn du willst.«
    Jónas schüttelte sich. »Nein, vielen Dank, kein Interesse. Von denen will ich gar nichts wissen.«
    »Auf welchem Foto hast du den Geist denn eigentlich wiedererkannt?«, fragte Dóra. »Ich hab sie alle durchgesehen, es kommen mehrere in Frage.«
    »Es war ein Bild in einem Rahmen von einem jungen Mädchen«, antwortete Jónas. »Blond. Ganz genau wie das Wesen, das in meinem Zimmer erschienen ist.«
    »Es war also gar kein Kind«, entgegnete Dóra. »Ich dachte, es war ein Kind.« Das einzige gerahmte Foto, das Dóra gefunden hatte, war das von Guðný – das Porträt, das sie in ihrem Zimmer aufgestellt hatte. Darauf war Guðný kein Kind mehr, sondern ein halbwüchsiger Teenager.
    »Kind und Kind«, sagte Jónas. »Ein junges Mädchen, viel jünger als ich. In meinen Augen ein Kind.«
    »Und du bleibst dabei, dass das wirklich passiert ist?«, warf Matthias ein. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. »Du hast es nicht geträumt?«
    »Nein«, antwortete Jónas bestimmt, »ausgeschlossen. Ich bin müde nach Hause gekommen, und das erklärt vieles. In einem solchen Zustand sind die Abwehrmechanismen des Verstandes geschwächt, und man lässt Dinge aus dem Jenseits eher an sich heran. Es ist passiert, das kann ich

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