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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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Oberlippe wischte.
    Dóra sah, dass Matthias die Brauen zusammenzog. Argwöhnisch schnupperte er an seinem Glas. Sie redete schnell weiter, bevor er sich nach der biologischen Herstellung erkundigen würde. »Kennst du die Gäste, Jonas? Sind irgendwelche Stammkunden auf der Liste?«
    »Es gibt uns ja noch nicht so lange, Stammgäste haben wir leider noch keine. Aber ich kann euch bestimmt sagen, wer die Gäste waren.« Jónas legte seinen Finger auf den ersten Namen. »Mal sehen, Herr und Frau Brietnes, nein, das ist ein älteres Ehepaar aus Norwegen, sehr unwahrscheinlich, dass sie etwas mit dem Fall zu tun haben. Sie sind immer noch hier, falls ihr mit ihnen sprechen wollt.« Er bewegte seinen Finger abwärts. »Karl Hermannsson. An den erinnere ich mich nicht, er scheint nur eine Nacht hier gewesen zu sein. Aber an dieses Paar kann ich mich erinnern, Arnar Friðriksson und Ásdís Henrýsdóttir, die waren schon mal hier, interessieren sich für unsere Angebote und nehmen rege daran teil. Die haben auf keinen Fall etwas mit der Sache zu tun. Moment mal, wer war das noch gleich? þröstur Laufeyjarson?« Jónas überlegte. »Ach ja, stimmt – der Kajakfahrer. Er ist schon länger hier und trainiert für einen Wettkampf. Hat bis Mittwoch reserviert. Sehr verschlossen und unfreundlich. Könnte vielleicht ein Mörder sein.«
    »Oder auch nicht«, sagte Dóra. Ihr war nicht bekannt, dass Mörder verschlossener waren als andere Menschen. »Und diese Ausländer?« Sie zeigte auf die folgenden Namen.
    »Herr Takahashi und sein Sohn.« Jónas blickte zu Dóra und lächelte. »Viel, viel zu höflich für Mörder. Beide sehr zurückhaltend. Der Vater erholt sich von einer Krebsbehandlung. Der Sohn weicht nicht von seiner Seite. Vergiss sie.« Er betrachtete die nächsten Namen. »Ich weiß nicht, wer die sind, Björn Einarsson und Guðný Sveinbjörnsdóttir. Aber den hier müsstest du kennen, Dóra. Magnús Baldvinsson, ein alter Politiker vom linken Flügel.«
    Als Dóra den Namen hörte, kam ihr sofort das Gesicht des Mannes, den sie am Mittag im Speisesaal gesehen hatte, in den Sinn. »Ja, natürlich. Ich hab ihn heute Mittag gesehen und vor kurzem einen Artikel über ihn in der Zeitung gelesen. Er ist der Großvater von Baldvin Baldvinsson, diesem vielversprechenden Kommunalpolitiker aus Reykjavík. Was macht der Mann denn hier?«
    »Sich erholen, glaube ich. Er ist nicht besonders gesprächig, hat mir aber erzählt, er stamme aus der Gegend. Im Alter zieht einen das Herz offenbar in die Heimat«, kommentierte Jónas. Er ging die Liste weiter durch. »An diese þórdís Eggertsdóttir kann ich mich nicht erinnern, keine Ahnung, wer das ist. Aber an den hier, Robin Kohman, Fotograf. Der macht Aufnahmen für einen Artikel in einem Reisemagazin über das Westland und die Westfjorde. Eine Zeit lang war ein Journalist mit ihm hier, aber der ist schon abgereist. Am Dienstag oder Mittwoch. Und dieser Teitur ist Börsenmakler. Ist schon seit ein paar Tagen hier, scheint ganz nett zu sein, ein bisschen versnobt vielleicht. Er hatte einen Reitunfall, und ich war mir sicher, dass er daraufhin abreisen würde, aber er ist immer noch da. Die restlichen Namen kenne ich nicht. Weder die, die am Freitag angekommen sind, noch die, die storniert haben.« Er legte die Blätter auf den Tisch, und Dóra nahm sie an sich.
    »Ich darf doch bestimmt ein bisschen mit den Leuten plaudern, oder?«
    »Ja, klar«, antwortete Jónas und erhob sich. »Aber bleib bitte immer zuvorkommend. Verschreck sie nicht.« Er warf Matthias einen schnellen Blick zu und fügte dann leise auf Isländisch hinzu: »Und dass der Typ mir ja niemanden verhört. Achte drauf, dass es wie Smalltalk wirkt.« Er straffte sich, klopfte sich auf die Schenkel und stand auf. »Ich schaue mal nach der Polizei. Sie inspizieren Birnas Zimmer, keine Ahnung, wonach sie da suchen.«
    Matthias blinzelte Dóra zu und grinste. »Da finden sie ganz bestimmt nichts«, sagte er ruhig.
    »Immerhin haben sie mein Handy«, sagte Jónas, »und können zum Zeitvertreib alle Daten daraus registrieren.«
     
    Steini saß tief in Gedanken versunken da und starrte aus dem Fenster auf den Zufahrtsweg. Da hätte er ebenso gut allein auf der Welt sein können. Keine Autos, keine Menschen. Er hatte für den Rest seines Lebens bereits genug Fernsehen geguckt. Obwohl er erst 23 war. Wenn sein Leben sich in die richtige Richtung entwickelt hätte, lägen die Dinge jetzt anders.
    Es hätte nicht geschehen

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