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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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beschwören.«
    »Okay«, sagte Dóra. »Lassen wir es erst mal gut sein. Und wie sieht es mit deiner Erinnerung an Donnerstagabend aus?«
    »Tja«, sagte Jónas. »Ziemlich schlecht. Ich weiß noch, dass ich kurz vor Beginn der Séance hier war, dann aber doch nicht daran teilgenommen habe. Ich hatte ... Angst.«
    »Angst?«, platzte Matthias heraus. »Wovor?«
    »Vor dem, was geschehen würde. Das ist ein schlechter Ort. Ich will das nicht von Verstorbenen bestätigt bekommen«, sagte Jónas, so als gäbe es nichts Natürlicheres. »Deshalb habe ich beschlossen, einen Spaziergang zu machen und meine Energiepunkte zu reaktivieren. Draußen waren Nebelschwaden. Solches Wetter eignet sich immer gut dafür.«
    Dóra ergriff rasch das Wort, bevor Matthias die Gelegenheit hatte, nach der Reaktivierung der Energiepunkte zu fragen. »Hast du bei diesem Spaziergang jemanden getroffen?«
    »Nein«, antwortete Jónas. »Niemanden. Es war ziemlich schlechtes Wetter, und hier ist ja nicht viel los. Außer mir war kein Mensch unterwegs.«
    »Du vergisst Birna«, sagte Dóra. »Und den Mörder. Sie müssen zur selben Zeit draußen gewesen sein.« Sie schaute Jónas flehend an. »Jetzt erzähl mir bitte nicht, du bist runter zu der Schlucht gegangen, wo Birna gefunden wurde.«
    »Nein, nicht bis zur Schlucht«, sagte Jónas, »nur ein Stück in die Richtung, aber nicht den ganzen Weg. Ich war ziemlich entnervt und bin ziellos umhergewandert. Ich hatte einen Anruf von der Gemeinde bekommen, dass ein Abwasserkanal unter unserem Zufahrtsweg repariert werden müsste, und der Bauarbeiter hatte sich ausgerechnet diesen Tag ausgesucht, um die Straße aufzureißen, und ist dann einfach nach Hause gefahren, ohne die Arbeit zu Ende zu bringen. Die Besucher, die abends zu der Séance kommen wollten, mussten ihre Autos an der Hauptstraße stehen lassen und den Rest des Weges zu Fuß gehen. Zwei Kilometer! Ich bin mir sicher, dass viele deshalb nicht gekommen sind. Außerdem waren die Hotelgäste sauer, als sie gemerkt haben, dass ihre Autos festsaßen.«
    »Wann war der Weg wieder befahrbar?«, fragte Matthias.
    »Am nächsten Morgen«, antwortete Jónas, immer noch sauer auf den Straßenarbeiter. »Der Typ hätte sich auch nichts anderes getraut, nachdem ich ihn zusammengestaucht habe.«
    »Es hätten also keine Autos vom Hotel runter zur Bucht fahren können, wo Birna wahrscheinlich ermordet wurde?«, fragte Dóra.
    »Nein, völlig ausgeschlossen«, antwortete Jónas. »Da war ein Riesengraben.«
    »Hattest du bei deinem Spaziergang dein Handy dabei?«, fragte Matthias.
    Jónas musste nicht lange überlegen. »Nein, ganz sicher nicht. Die Handy-Strahlung hätte mich ja bei der Reaktivierung der Energiepunkte gestört.«
    Matthias schnitt eine Grimasse und wollte Jónas gerade näher dazu befragen, als Vigdís mit einigen Ausdrucken in der Hand geradewegs auf sie zusteuerte. »Hier sind die Sachen, um die du gebeten hast«, sagte sie und reichte Jónas zwei Blätter. »Auf der ersten Seite stehen die Namen der Gäste, die am Donnerstag- und Freitagabend hier übernachtet haben und auf der zweiten die, die gebucht haben, aber nicht gekommen sind oder storniert haben.« Sie schenkte Dóra und Matthias ein aufgesetztes Lächeln. »Ich muss wieder zur Rezeption, wegen des Telefons.« Sie ging davon, und Jónas rief ihr ein Danke hinterher. Er überflog die Blätter und reichte sie anschließend Dóra.
    »Das ist ein Ausdruck aus unserem Buchungssystem. Ist bestimmt nicht sehr hilfreich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Birna von einem Hotelgast ermordet worden ist. Das scheint mir doch sehr weit hergeholt.«
    »Man kann nie wissen«, entgegnete Dóra und begann zu lesen. Die Liste war nicht lang. »Habt ihr immer so wenige Buchungen?«, fragte sie. »Das sind ja nicht besonders viele Namen.«
    »Ja, leider«, antwortete Jónas leicht verbittert. »Wir können nur im Hochsommer mit voller Auslastung rechnen. Die Reisesaison ist so kurz, dass man kaum von
Saison
sprechen kann. Ich plane alle möglichen Aktivitäten für den Winter, um den Anreiz zu erhöhen. Sonst wird es hier ziemlich trostlos sein.«
    Dóra nickte, ohne ihren Blick von der Liste abzuwenden. »Hiernach waren am Donnerstag acht und am Freitag zehn Zimmer belegt.«
    »Kommt hin«, entgegnete Jónas. Er hob sein Bierglas und nahm einen Schluck. »Das Bier ist aus kontrolliert biologischer Herstellung«, sagte er, als er das Glas wieder abstellte und sich den Schaum von der

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