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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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sehr nahe gekommen. Da sprichst du besser mit den anderen.«
    Dóra runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht ganz, warum du dir eine so klare Meinung über sie gebildet hast, wenn du sie so gut wie gar nicht kanntest. Eine sehr klare und negative Meinung. Dafür muss es doch einen Grund geben.«
    Das Gesicht des Kellners verdunkelte sich. »Ich bin eben Menschenkenner«, sagte er ohne weitere Erklärungen.
    Dóra beschloss, ihre Fragen in eine harmlosere Richtung zu lenken. »Du heißt doch Jökull, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Jökull, immer noch zurückhaltend. »Jökull Guðmundsson.«
    »Passt ja gut zu dem Ort hier: Jökull – Gletscher«, sagte Dóra freundlich und lächelte ihm zu. »Stammst du hier aus der Gegend?«
    »Ja, allerdings«, antwortete Jökull, »ich bin auf einem Hof in der Nähe aufgewachsen. Bin dann nach Reykjavík gegangen, um Kellner zu lernen, und da hängengeblieben. Als Jónas nach Mitarbeitern inseriert hat, hab ich die Gelegenheit genutzt, wieder herzuziehen.«
    »Kann ich gut verstehen«, sagte Dóra, »es ist wunderschön hier, und ich kann mir vorstellen, dass es einen wieder zurückzieht, wenn man mal hier gelebt hat.«
    »Ja, es ist ganz anders als in Reykjavík«, antwortete Jökull und lächelte zum ersten Mal.
    »Und kennst du dich mit der Geschichte der Gegend aus?«, fragte Dóra. »Weißt du vielleicht etwas über den Spuk, den es angeblich hier auf dem Hof geben soll?«
    Jökull machte wieder ein abweisendes Gesicht. »Ich hab keine Lust, mit Leuten aus der Stadt über Geister zu reden«, sagte er. »Ihr versteht das nicht. Sobald ihr keine Asphaltstraßen mehr seht, bringt ihr alles durcheinander und macht euch über alles lustig.«
    Dóra hob die Brauen. »Ich wollte mich nicht lustig machen. Ich arbeite an einem Auftrag für Jónas, bei dem es um Geister geht. Das ist alles. Jede Information darüber ist sehr hilfreich für mich.«
    »Kann ja sein.« Jökull war skeptisch. »Aber die musst du dir woanders besorgen. Ich bin kein Spezialist für Geistergeschichten, auch wenn ich welche kenne, und ich glaube, die Welt ist komplizierter, als die Reykjavíker meinen.«
    »Weißt du denn zum Beispiel etwas über die Leute, die hier gewohnt haben?«
    Jökull schüttelte den Kopf. »Nein, gar nichts. Ich bin zu jung, um mich für die alten Geschichten zu interessieren.«
    Da ist was dran, dachte Dóra und nahm sich vor, ältere Leute aus der Gegend ausfindig zu machen. »Hast du denn noch Verwandte hier?«
    »Eine Schwester.«
    »Dann sind deine Eltern in die Stadt gezogen?«
    »Nein, sie sind tot«, antwortete Jökull noch abweisender als zuvor.
    »Oh«, sagte Dóra, traute sich aber nicht, weiter nachzufragen. »Bitte entschuldige meine fixe Idee mit der Vergangenheit, aber weißt du, ob es hier mal eine Nazigruppierung oder so was gegeben hat?«
    Jökull riss die Augen auf, und Dóra nahm ihm seine spontane Antwort ab: »Nee, daran könnte ich mich mit Sicherheit erinnern. Das ist bestimmt Quatsch.«
    »Ja, wird wohl so sein«, entgegnete Dóra. »Aber weil du ja hier aus der Gegend kommst, kannst du mir bestimmt eine Sache erklären.«
    »Was?«, fragte Jökull misstrauisch.
    »Ich habe heute einen jungen Mann getroffen, der offenbar von hier stammt. Ich weiß nicht, wie alt er ist, aber er könnte in deinem Alter sein. Er saß im Rollstuhl und war schwerverletzt, wahrscheinlich Verbrennungen. Weißt du, was ihm zugestoßen ist?«
    Jökull stand ohne ein Wort zu sagen auf. »Ich muss weiterarbeiten. Die fünf Minuten sind schon lange um.« Er presste die Lippen zusammen, wie um zu verhindern, dass sein Mund von alleine zu plappern beginnt.
    »Du kennst ihn also nicht?«, fragte Dóra und stand ebenfalls auf.
    »Ich muss mich beeilen. Tschüs«, sagte Jökull und drehte sich auf dem Fuß um. Dóra schaute ihm nachdenklich hinterher. Anscheinend hatte sie einen wunden Punkt getroffen.
     
    »Er hat sich höchst merkwürdig verhalten«, meinte Dóra und stellte den Kaffee beiseite, der inzwischen eiskalt war.
    »Glaubst du, er hat was mit dem Mord zu tun?«, fragte Matthias. »Oder war er nur komisch?«
    »Keine Ahnung. Er konnte Birna offensichtlich nicht leiden, wollte mir aber nicht erzählen, warum, meinte nur, er sei Menschenkenner. Ob er ein ehemaliger Liebhaber ist, den sie für diesen Bauern hat fallenlassen?«
    »Oder ein so guter Menschenkenner, wie er behauptet?« Matthias zuckte die Achseln. »Ich habe Riesenhunger, wie spät ist es eigentlich?«
    Dóra

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