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Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Das gefrorene Licht. Island-Krimi

Titel: Das gefrorene Licht. Island-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurðardóttir
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könnte sie der Polizei vorschwindeln, sie hätte ein Geräusch gehört – aber das würde die Ermittlungen durcheinanderbringen, denn die Polizei würde glauben, der Einbruch sei just in diesem Moment passiert. Vigdís stöhnte und tastete mit der Hand nach dem Türgriff. Sie schlüpfte hinaus und versuchte verzweifelt, sich einen glaubwürdigen Grund für ihre Anwesenheit in dem Zimmer zu überlegen.
     
    »Soll das ein Witz sein? Wer hat eigentlich die Tatortuntersuchung geleitet?« þórólfur streckte den Rücken und wandte sich an seinen Assistenten. Er zeigte auf eine Reihe von Stahlbehältern mit den Tatortfunden aus Snæfellsnes. »Muscheln und tote Krebse!« Er schloss die Augen, massierte seine Schläfe und spürte, dass schlimme Kopfschmerzen im Anzug waren.
    »Äh, das war Guðmundur. Er ist neu«, antwortete Lárus kleinlaut.
    »Sieht aus, als hätten Zehnjährige mit der Schule einen Strandausflug gemacht.« Er ging um den Tisch herum und schaute in einige Behälter.
    »Steine«, murmelte Lárus, bereute es aber sofort wieder, als þórólfur ihm einen bösen Blick zuwarf. »Das ist ein Steinstrand – kein Sandstrand.«
    »Steine, Sand, was spielt das für eine Rolle?«, stieß þórólfur hervor und schaute weiter in die Behälter. »Dieser Guðmundur muss seine Aufgabe völlig missverstanden haben. Hat erstens offenbar ein viel zu großes Gebiet abgesucht und zweitens alles eingesammelt, was er tragen konnte.« þórólfur bohrte einen Bleistift in eine alte, verbeulte Bierdose. »Das hier zum Beispiel«, sagte er und hob die Dose hoch. »Jeder mit gesundem Menschenverstand sieht doch, dass diese Dose schon seit Monaten da rumliegt. Und das hier ...« þórólfur ging zum nächsten Gefäß und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Ein toter Seewolf!« Er drehte sich zu Lárus. »Hast du die Fotos von der Leiche gesehen? Was hat ein toter Seewolf mit der Verstorbenen zu tun? Glaubt dieser Guðmundur etwa, sie wäre auf einem schleimigen Fischkadaver ausgerutscht und auf die Steine geknallt? Würde das deiner Meinung nach die Verletzungen erklären?«
    Lárus schüttelte nur den Kopf. þórólfur hatte angefangen zu schreien, und das verhieß nichts Gutes. Lárus zögerte und öffnete den Mund, im Begriff etwas zu sagen, aber bevor ihm etwas Schlaues einfiel, sprach sein Vorgesetzter weiter, diesmal wesentlich ruhiger. »Was ist das denn? Ein Märchenprinz?« Lárus ging zu þórólfur, stellte sich neben ihn und schaute in den Behälter. Tatsächlich. Unter dem schleimigen Maul des Seewolfs war ein beschädigter Plastikbolzen zu erkennen, der einem Dildo ähnelte.

17 . KAPITEL
    Dóra stieß Matthias mit dem Ellbogen an und deutete auf einen jungen Mann, der gerade an ihnen vorbeiging. »Das ist der Kellner, dieser Jökull, der so schlecht über Birna geredet hat«, sagte sie leise und stand auf. »Der weiß bestimmt was.« Sie saßen mit ihren Kaffeetassen in einer Nische neben der Hotellobby und diskutierten die anstehenden Schritte – ergebnislos, außer, dass sie Birnas Liebhaber kennenlernen wollten: Bergur, den Bauern von Tunga. Es war ihnen jedoch schleierhaft, unter welchem Vorwand sie ihn aufsuchen sollten, und Dóra hatte genug von den Grübeleien. Daher war sie froh über das Auftauchen des Kellners und ging ihm mit schnellen Schritten hinterher. Er steuerte auf den Speisesaal zu. Bevor er ihn erreicht hatte, tippte ihm Dóra auf die Schulter. »Hallo«, sagte sie und lächelte. »Erinnerst du dich an mich?«
    Der junge Mann drehte sich verwundert um. »Äh, ja, doch. Du bist doch die Anwältin?«
    »Genau, ich heiße Dóra. Hast du vielleicht fünf Minuten Zeit? Ich würde dich gerne noch etwas über Birna fragen.«
    Der Kellner schaute auf seine Armbanduhr. »Ja, von mir aus. Ich weiß allerdings nicht viel. Ich hab dir meine Meinung über sie ja schon gesagt.«
    »Man weiß ja nie«, entgegnete Dóra. »Sollen wir uns setzen?« Sie zeigte auf eine Sofaecke im Flur, die dort nur zu Dekorationszwecken stand. Wahrscheinlich wird sie jetzt zum ersten Mal benutzt, dachte Dóra und nahm Platz. Sie klopfte auf den Sessel neben sich. Eine kleine Staubwolke wirbelte aus dem Polster hoch. »Woher kanntest du sie? Nur aus dem Speisesaal?«
    Der Kellner setzte sich auf die Sesselkante. »Hier arbeiten so wenige, dass man nicht darum herumkommt, sich ein bisschen kennenzulernen. Ich arbeite allerdings noch nicht lange hier und bin ihr außerdem aus dem Weg gegangen, darum sind wir uns nicht

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