Das gefrorene Licht. Island-Krimi
fragte Dóra. »Was sollte das mit den Füchsen und den Nadeln? Und den Buchstaben?«
»Ich habe keinen blassen Schimmer. Ich schwöre es«, antwortete Jónas. »Ich weiß weder etwas über den Mann noch über Füchse, Stecknadeln oder Buchstaben. Ich wäre fast ausgerastet. Ich dachte, es sei eine Falle.«
»Nein, glaube ich nicht«, entgegnete Dóra, »allerdings war es sehr merkwürdig.« Sie wartete, bis Jónas sein Glas ausgetrunken und nach der Flasche gegriffen hatte, um sich nachzuschenken. »Eine Frage, Jónas.« Er schaute sie an. »Wusstest du, dass Birna ein Verhältnis mit einem Bauern aus der Nachbarschaft hatte? Ein verheirateter Bauer?«
Jónas wurde rot. »Ja, hab ich mir gedacht«, sagte er mit einem eigentümlichen Gesichtsausdruck.
»Und dir war vermutlich ebenfalls klar, dass diesem fraglichen Bauern der von der Polizei erwähnte Pferdestall gehört?«
»Ja, das war mir klar«, antwortete Jónas. »Aber ich wollte es ihnen nicht sagen.«
»Warum nicht?«
»Ach, nur so«, sagte Jónas und nahm einen großen Schluck.
»Vielleicht, weil du selbst was mit ihr hattest und nicht Gefahr laufen wolltest, noch weiter in die Sache hineingezogen zu werden?«
»Vielleicht«, antwortete Jónas trotzig wie ein kleines Kind.
»Warum hast du mir nicht erzählt, dass ihr zusammen wart?«, fragte Dóra sauer.
»Da war nicht viel zwischen uns«, antwortete Jónas. »Jedenfalls kein Grund, ihr irgendwas anzutun.«
»Ihr habt euch im Guten getrennt?«, fragte Dóra. Sie warf dem unauffällig gähnenden Matthias einen Blick zu. Sie sprachen Isländisch, denn Dóra wollte, dass Jónas möglichst natürlich reagierte. Daher saß Matthias wie das fünfte Rad am Wagen neben ihnen und betrachtete den Gletscher. Sie bewunderte ihn dafür, dass er bei der ganzen Sache so ruhig blieb.
»Tja, kann man so sagen«, antwortete Jónas. Seine Augen waren schon leicht glasig, aber Dóra wusste nicht, ob aus Müdigkeit – es war schon nach Mitternacht – oder vom Alkohol. »Ich wollte durchaus weiter mit ihr zusammen sein, aber sie hatte andere Vorstellungen. Sie meinte, ich sei zu alt für sie.«
»Das klingt aber, als wärst du nicht sehr glücklich darüber gewesen«, sagte Dóra. »Und anschließend hat sie sich direkt in Bergurs Arme geworfen?«
»Ja«, sagte Jónas mit gerunzelter Stirn. »Könnte man sagen.«
»Du musst ziemlich unglücklich mit der Situation gewesen sein«, meinte Dóra. »Vielleicht habe ich Unrecht, aber ich finde es sonderbar, dass du weiter mit ihr zusammenarbeiten wolltest, nachdem es so gekommen war.«
»Was blieb mir denn anderes übrig? Sie wollte mich nicht mehr, so what? So ist das eben manchmal im Leben. Sie war eine gute Architektin und hat meine Vorstellungen für die weitere Bebauung des Grundstücks verstanden. Ich bin Manns genug, Geschäft und Privatleben voneinander trennen zu können.«
»Schön für dich«, entgegnete Dóra. »Dann wollen wir mal hoffen, dass sich bei den Zeugenvernehmungen nichts Gegenteiliges herausstellt.« Sie schaute Jónas ins Gesicht. »Sonst sähe es nämlich schlecht für dich aus.«
»Warum?«, fragte Jónas verständnislos. »Darf ich etwa nichts mit einer Frau haben?«
»Natürlich«, sagte Dóra entnervt. »Du weißt genau, was ich meine. Und dann ist da noch diese andere Geschichte. Wer ist der Tote im Pferdestall? Vielleicht dieser Bergur? Was dann??«
Jónas wurde blass. »Tja, ich weiß nicht.«
Matthias hatte den Arm um Dóras Schulter gelegt, während sie am Ufer standen und den plätschernden Wellen zusahen. Sie hatte ihn gebeten, vor dem Schlafengehen noch einmal kurz mit nach draußen zu kommen, da sie immer noch den Putzmittelgeruch in der Nase hatte und Kopfschmerzen im Anzug waren. Dóra schloss die Augen und wollte gerade etwas Nettes sagen, als ihr Handy klingelte.
»Man könnte meinen, das Hotelgebäude ist der einzige Ort hier, an dem man keinen Empfang hat«, sagte Matthias und seufzte.
Dóra ging schnell ran.
»Hi Dóra, entschuldige, dass ich so spät anrufe«, sagte eine Frauenstimme. »Hier ist Dísa, von nebenan.«
»Ja, hallo«, sagte Dóra verwundert. Stand ihr Haus in Brand?
»Ich hab schon öfter versucht, dich zu erreichen, aber dein Handy war wahrscheinlich ausgeschaltet«, sagte Dísa entschuldigend.
»Nein, ich bin in Snæfellsnes, und hier ist sehr schlechter Empfang«, entgegnete Dóra und hoffte, die Frau würde zum Thema kommen. »Mal klappt’s, mal nicht.«
»Ja, ich wusste, dass du auf dem
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