Das gefrorene Licht. Island-Krimi
passenden Ort.«
»Ich habe dieses Heulen gehört. Das hatte nichts mit irgendeiner Art von Geschlechtsverkehr zu tun«, erwiderte Matthias und errötete leicht, da er wusste, dass Dóra sein nächtliches Erlebnis für Einbildung hielt. »Außerdem war Birna schon tot, als ich es gehört habe.«
Dóra schaute ihn mit undurchdringlichem Gesicht an. »Wahrscheinlich hast du das nur geträumt.« Als sie sah, dass Matthias protestieren wollte, beeilte sie sich, weiterzureden. »Wie dem auch sei, ich glaube, der Grund wird schon noch ans Licht kommen, und ich will ihn unbedingt wissen, denn er steht möglicherweise mit den Morden in Verbindung.«
»Würdest du Jónas damit nicht seinen Prozess wegen des verdeckten Mangels vermasseln?«, fragte Matthias und fügte hinzu: »Wenn du den Spuk erklären kannst, hat er keinen Grund mehr für eine Schadenersatzforderung.«
»Ja, damit würde ich ihm natürlich einen Strich durch die Rechnung machen«, antwortete Dóra. »Andererseits glaube ich Jónas, dass dieser Geist tatsächlich negativen Einfluss auf die Angestellten und somit aufs Geschäft hat. Wenn ich den Spuk erklären und beweisen kann, dass nichts Übernatürliches dahintersteckt, dann ist das Ziel erreicht. Das Personal ist wieder zufrieden, und Jónas muss sich keine Sorgen mehr über Kündigungen und höhere Gehaltsforderungen machen.«
»Falls sie dir glauben«, gab Matthias zu bedenken. »Selbst wenn dir die Leute zuhören, heißt das nicht, dass sie auch hören, was du sagst.«
Dóra legte das Blatt beiseite und nahm das nächste. »Wie dem auch sei. Ich glaube jedenfalls, dass sich das alles noch herausstellen wird.« Sie überflog den Text und schaute dann auf. »Dann haben wir den Mord an Birna. Da gibt es einiges, was wir näher beleuchten sollten. Gut möglich, dass Jónas mehr mit der Sache zu tun hat, als er behauptet. Beispielsweise hat er mir nicht die Wahrheit über seine Beziehung zu Birna gesagt. Es wäre gut, von einem Außenstehenden etwas über das Verhältnis und die Trennung zu erfahren.«
»Was ist mit der SMS , die von seinem Handy an Birna geschickt wurde?«, fragte Matthias. »Glaubst du, er wusste davon?«
Dóra zuckte die Achseln. »Ich weiß es wirklich nicht. Allerdings kommt es mir sehr unwahrscheinlich vor, dass Jónas Birnas Mörder ist, ob er die SMS nun geschrieben hat oder nicht. Er will auf keinen Fall davon gewusst haben. Und er muss Birna ja nicht getroffen haben, selbst wenn er die SMS geschrieben hat. Vielleicht ist etwas dazwischengekommen.« Sie schwieg einen Moment. »Vielleicht hat Jónas dem Mörder zufällig von dem geplanten Treffen erzählt. Und der hat die Situation dann ausgenutzt.«
»Wer denn zum Beispiel?«
»Ich weiß es nicht, aber vielleicht kann uns Jónas da weiterhelfen.« Dóra schüttelte den Kopf. »Na ja, er wird es uns nicht erzählen, denn dann müsste er ja zugeben, dass er die SMS geschrieben hat. Es wäre nicht leicht, ihn dazu zu bringen.«
»Die andere Möglichkeit«, wandte Matthias ein, »ist natürlich, dass der Mörder das Handy entwendet und die SMS in Jónas’ Namen geschrieben hat. Jónas meinte, er würde das Handy überall rumliegen lassen. Es gibt einige Personen, die die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Hotelgäste, Angestellte und die Besucher der Séance. Das Problem bei dieser These ist, dass die Leute vom Hotel, zumindest die, die bei der Séance waren, es nie geschafft hätten, runter zum Strand zu laufen und Birna zu töten. Nicht, wenn der Mord gegen neun Uhr geschehen ist, was die SMS vermuten lässt.«
»Sehe ich auch so«, sagte Dóra und schaute wieder auf ihr Blatt. »Dann haben wir diesen Bauern, Bergur. Er ist durch den Toten in seinem Pferdestall noch tiefer in die Sache verstrickt.« Sie warf Matthias einen Blick zu. »Ein sehr merkwürdiger Zufall. Zwei Leichen in drei Tagen, erst seine Geliebte, und dann eine zweite Leiche auf seinem Hof. Ich würde wirklich verdammt nochmal gerne wissen, wer der Tote ist.«
Matthias sah sie scharf an. »Hast du schon mal an die Frau von diesem Bergur gedacht? Sie hatte einen triftigen Grund, Birna loswerden zu wollen, vorausgesetzt ihre Ehe hat nicht nur auf dem Papier existiert.«
Dóra nickte langsam. »Das ist natürlich absolut richtig. Vielleicht sollten wir ihr mal einen Besuch abstatten. Aber unter welchem Vorwand?«
»Wir können ihr Hilfe beim Stallausmisten anbieten«, schlug Matthias grinsend vor. »Die kann sie bestimmt gut gebrauchen.«
Dóra grinste
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