Das Gegenkreuz
erklären Sie den Beamten, dass ein Kollege und ich unterwegs sind.«
»Ja, Sir.«
Als ich auflegte, stand Suko schon an der Tür. Sie war offen, und er sprach in den anderen Raum hinein und erklärte mit wenigen Worten, was passiert war.
Glenda und Bill waren überrascht. Bevor sie allerdings Fragen stellen konnten, waren wir weg.
Ich dachte daran, wie Kate Hogan ums Leben gekommen war. Ein Sprung aus dem Fenster. Das deutete auf einen Selbstmord hin, aber daran wollte ich nicht glauben. Eine andere Erklärung lag mir näher...
Durch das Wimmern der Sirene auf dem Dach meines Rover hatten wir uns freie Bahn verschafft. Dennoch dauerte es eine Weile, bis wir unser Ziel erreichten und durch ein hohes offenes Gittertor rollten und den wuchtigen grauen Bau des Seniorenheims vor uns sahen, dessen Vorderseite mit zahlreichen Fenstern gespickt war.
Kollegen in Uniform waren da und ebenso welche von der Spurensicherung. Das Zentrum bildete die Tote, die aus dem letzten Stockwerk gefallen war.
Vor der Absperrung aus Flatterband ließ Suko den Rover ausrollen. Beim Aussteigen sahen wir die offene Eingangstür, dahinter den breiten Bereich einer Halle oder Lobby, in dem sich zahlreiche alte Menschen aufhielten und sicherlich nur über ein Thema sprachen.
Wir sahen auch die jüngeren Mitglieder des Personals. Über dem Gelände lag eine ungewöhnliche Stille, als hätte der Tod persönlich für diese Ruhe gesorgt.
Die Leiche war bereits zum Abtransport fertig gemacht worden. Sie lag in einer Wanne. Bevor der Deckel geschlossen wurde, schauten wir uns die Tote an.
Manchmal ist es so, dass man in den erstarrten Zügen eines Toten den letzten Schrecken erkennt, den der Verstorbene als lebendiger Mensch noch durchmachen musste.
Das war auch hier der Fall!
Da standen die Augen unnatürlich weit offen, als hätte die Frau in den letzten Sekunden ihres Lebens den großen Schrecken an sich gesehen und nichts anderes.
Ich spürte in meinem Innern eine gewisse Kälte hochsteigen. Beweise lagen nicht vor, und doch ging ich davon aus, dass dies kein Selbstmord war. Wenn doch, dann war Kate Hogan in den Suizid hineingetrieben worden.
»Sie hatte keine Chance«, erklärte der Arzt. »Nicht die Spur davon. Das war der vierte Stock.«
Suko und ich nickten, und mein Freund fragte: »Wissen Sie, wo sich das Zimmer befindet?«
Der Arzt nickte und deutete in die Höhe. »Es steht dort oben nur ein Fenster offen.«
»Danke.«
Er ließ uns noch nicht gehen. »Dann wollen Sie hoch?«
»Ja. Warum fragen Sie?«
»Dort oben finden Sie auch den Chef der Spurensicherung.«
»Danke.«
Wir legten die Strecke schnell zurück. Die Tür zum Zimmer war nicht geschlossen. Wir hörten die Stimme eines Mannes und die einer Frau. Den Kollegen kannte ich vom Ansehen, die Frau war mir unbekannt. Sie stellte sich als Heimleiterin vor, und sie war sehr blass geworden, sprach mit leiser Stimme, und ich schätzte sie vom Alter her um die fünfzig.
Als sie unsere Ausweise sah, schrak sie zusammen. »Warum interessiert sich Scotland Yard für die Sache? Hier hat sich jemand aus dem Fenster gestürzt, weil er das Leben nicht mehr ertragen konnte. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
»Da gebe ich Mrs. Wright Recht.« Unser Kollege stand ihr bei. »Auch für mich gibt es hier nichts mehr zu tun.«
»Sie haben keine Spuren gefunden?«, erkundigte sich Suko.
»So ist es. Nichts, was auf das Eindringen einer fremden Person hindeuten könnte.«
Mrs. Wright starrte ins Leere und flüsterte: »Sie hat sich selbst in den Tod gestürzt. Es ist auch niemand bei ihr gewesen.«
»Das wissen Sie genau?«
»Ja.« Sie nickte überzeugt. »Jeder, der hier ins Haus will, muss sich anmelden. Das ist nun mal so.«
»Und wenn sich jemand heimlich hineinschleicht?«, fragte ich.
»Warum sollte er das tun?«
»Nun ja, vielleicht hat er seine Gründe gehabt.«
»Aber doch nicht bei uns. Hier gibt es nichts zu holen. Es ist zwar mal etwas gestohlen worden, aber die Diebin gehörte dann zum Haus. Ansonsten...« Sie hob die Schultern. »Tut mir Leid. Ich weiß nicht, weshalb Kate Hogan Selbstmord beging. Jedenfalls hat nichts darauf hingewiesen, dass sie es vorhatte. Sie war nicht depressiv, und sie hat auch nie davon gesprochen, sich in den Tod stürzen zu wollen. Ich kann mir diese Tat nicht erklären.«
Der Kollege wandte sich an uns. » Sorry , aber ich denke, dass Sie den Weg umsonst gemacht haben. Ich habe nichts gefunden, was auf die Anwesenheit eines
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