Das Gegenkreuz
»Verdammt, was war denn los? Was habt ihr gefunden? Wo müssen wir hin?«
»Auf eine Insel.«
»Toll. Davon gibt es...«
»Ich weiß, Bill, unzählige. Aber unsere liegt bei Cornwall, und zwar in der St. Austell Bay.«
»He.« Er klatschte in die Hände. »Euch kann man sogar alleine lassen. Wie heißt die denn?«
»Das wissen wir nicht. Sie ist so klein, dass man ihr offiziell keinen Namen gegeben hat. Aber wir wissen, wo wir sie finden können, und das ist wichtig.«
»Ich hole mal eine Karte«, sagte Suko. Er verschwand im Büro nebenan, und ich berichtete, was wir durch die Aufzeichnungen von Kate Hogan erfahren hatten.
Ein paar Minuten später kehrte Suko mit der Karte zurück. Auf Glenda’s Schreibtisch breitete er sie aus. Das Internet war jetzt uninteressant geworden. Hier half uns die alte Methode weiter.
Ich deutete auf den kleinen grünen Fleck südlich der Stadt St. Austell. »Das ist sie.«
»Wie ein Möwenschiss im Meer«, sagte Bill. Er schaute mich skeptisch an. »Seid ihr euch sicher?«
»Ja, wir gehen davon aus.«
Der Reporter fuhr über seine rechte Kopfseite. »Wird eine lange Reise, denke ich.«
»Du musst nicht mitkommen.«
Bill lachte. »Von wegen, Alter. Und wenn es Vogelkacke regnet, ich komme mit. Und sag jetzt nicht, dass Sheila... naja, keine Sorge, das bekomme ich geregelt. Schließlich hänge ich mit drin. Und ich habe auch das Kreuz auf dem Bild entdeckt, John, vergiss das nicht.«
»Auf keinen Fall. Wobei wir beim nächsten Problem wären.« Ich ging vom Schreibtisch weg und lehnte mich gegen die Wand. »Über ein Kreuz haben wir keine Hinweise gefunden, das muss ich euch auch sagen.«
»Schade.«
»Wir finden den entsprechenden Hinweis sicher auf der Insel«, sagte Suko, »und ich denke, dass wir uns jetzt um die Reisevorbereitungen kümmern sollten. Wie kommen wir am schnellsten dorthin?«
»Nicht mit dem Auto.«
»Aber mit dem Flieger«, sagte Glenda. »Ich werde euch mal die Verbindungen heraussuchen. Wann wollt ihr denn starten?«
Wir schauten uns an.
»So bald wie möglich«, sagte Suko schließlich.
»Also heute noch?«
Wir hatten nichts dagegen. Dass es in Plymouth einen kleinen Flughafen gab, wussten wir. Dort konnten wir übernachten und am nächsten Morgen mit dem Leihwagen den Rest der Strecke zurücklegen. Wenn alles mit den Verbindungen so lief, wie wir es uns vorstellten.
Es klappte. Am späten Nachmittag würden wir eine Maschine nach Plymouth bekommen. Treffpunkt war der Flughafen. Nicht Heathrow, sondern der alte in Croydon.
Bill musste noch einige Vorbereitungen treffen. Suko und ich natürlich auch, aber zuvor wollten wir unserem Chef einen Bericht geben.
Sir James befand sich nicht im Haus. Glenda bot sich an, das an unserer Stelle zu übernehmen.
Sehr fröhlich war sie nicht eben. Sie wäre gern mit uns geflogen, und so ließ sie sich nicht dadurch trösten, dass das Wetter nicht gerade eine Offenbarung sein würde...
***
Es war alles glatt gegangen. Die Maschine landete ohne Probleme in Plymouth, aber wir hatten dort den Wetterumschwung mitbekommen. Es war wärmer geworden. Die dunklen Wolken schickten Regen und Wind, und das graue Meer erinnerte an ein aufgewühltes Steinfeld.
Ein Hotel hatten wir auch gefunden. Es lag in Sichtweite des Hafens, war ein hoher Backsteinbau mit einer großen, jetzt leeren und nur von Pfützen bedeckten Terrasse davor.
Die Zimmer ähnelten mehr Kajüten, so klein waren sie, aber für die eine Nacht reichte es.
Morgens trafen wir beim Frühstück zusammen. Es wurde im Restaurant eingenommen. Breite Scheiben sorgten für einen prächtigen Blick nach draußen, aber den konnten wir uns auch ersparen, denn dort war alles grau in grau. Vom Wasser her trieb der Dunst heran, die Wolken waren wie gewaltige graue Säcke noch tiefer gesunken, und nur der Wind hatte sich gelegt, was wir als günstig ansahen.
So spärlich die Zimmer waren, so gut war das Frühstück. Wir hatten uns am Abend zuvor mit der Leihwagenfirma in Verbindung gesetzt. Dafür hatte Bill gesorgt. Vor der Tür stand bereits ein Jeep, mit dem wir nach Charlestown fahren wollten, denn dieser kleine Ort lag noch näher an der Küste als St. Austell.
Mit Sheila hatte Bill auch schon gesprochen. Begeistert von dem Ausflug ihres Mannes war sie nicht gewesen, aber ändern konnte sie es auch nicht.
»Man muss sich auch mal durchsetzen«, hatte er gesagt.
Da wir zeitig aus den Betten gekommen waren, würden wir unser Ziel gegen Mittag erreicht
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