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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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Woche hatte ich mir vorgenommen. Und die ersten zwei Abende war es auch nicht besonders schwer. Weil ich anderes zu tun hatte.
    Gestern Abend hätte ich schon fast kapituliert. Aber ich bekam gerade noch die Kurve. Mit einer langweiligen Gewerkschaftszeitung, in der ich ausgiebig die Stellenangebote studierte, obwohl ich nicht im Traum daran denke, meine Selbstständigkeit aufzugeben zu Gunsten einer Festanstellung bei irgendeinem Medienhai.
    Aber dann ging ich heute Morgen etwas später als sonst mit Loulou rauf auf den Berg. Ich hatte verpennt, weil die Ablenkung von Dingen, die man eigentlich tun möchte, doch ungeahnt viele Energien abzapft.
    Und so konnte es passieren, dass ich in der Gasse, die zum Berg hinaufführt, eine junge, blonde Frau mit Hund traf.
    Loulou war von dem Pudelmix mehr als angetan, und die beiden tobten derart ausgelassen miteinander, dass wir »Erwachsenen« beschlossen, die Runde um den Berg gemeinsam zu machen.
    Ich erfuhr, dass sie den Hund Oscar mit der Flasche aufgezogen hat und er am liebsten mit blauen Bällen spielt. Sie erfuhr, dass Loulou Rollerfahrer nicht ausstehen kann und dass ich mich neuerdings für Hundesportarten interessiere, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, über einen Hindernisparcour zu rennen. Das konnte sie sich auch nicht vorstellen. Wir stellten fest, dass Oscar und Loulou eine besondere Schwäche für dieselben billigen Leckerchen hegen. Und wir zeigten uns vom besten Aussichtspunkt dort oben gegenseitig markante Punkte in der Umgebung.
    Als wir uns schließlich verabschiedeten, sah ich ihr genau in die Augen, die zweifellos braun waren, und war auf eine unbekannte Art ein wenig enttäuscht.
    Es war ein netter, unverbindlicher Spaziergang gewesen mit einer sympathischen Frau, die Humor hatte und eine angenehme Stimme. Es war genau so ein Spaziergang gewesen, wie ich ihn mir neulich Nachmittag, in der griechischen Grillstube sitzend, ausgemalt hatte. Zwei ganz normale Frauen treffen sich zufällig, werden durch die Willkür der gegenseitigen Sympathie ihrer Hunde für eine halbe Stunde zueinander gebracht und gehen dann wieder auseinander, ohne auch nur die Spur verwirrt zu sein. Ohne feuchte Hände und Magengrummeln. Ohne sich zu fragen, welche Augenfarbe die andere denn nun hat.
    Ich denke ganz gewiss nicht mehr an die Frau selbst. Ich weiß nicht einmal mehr, wie sie genau aussah. Und trotzdem hat diese Begegnung irgendetwas in mir losgetreten, das ich die letzten drei Tage mühsam angekettet hatte.
    Und jetzt sitze ich hier auf meinem Sofa, ein Hund, ein Buch, sogar noch eine Zeitschrift und ein guter Film im Fernsehen, und der Baum regt sich auf.
    Jedenfalls hört es sich für mich so an.
    Besonders laut wird er, wenn ich offensiv zum Computer rübersehe. Dabei überlege ich nur, ob ich heute Abend noch einmal meine E-Mails kontrollieren sollte. Es könnte sein, dass ich geschäftliche Neuigkeiten im Postkasten habe.
    Als ich mich selbst von dieser Möglichkeit überzeugt habe, verschließe ich meine Ohren gegen das Stöhnen und Ächzen da draußen und bin mit drei großen Schritten – ich habe ja lange Beine – am Schreibtisch.
    Das Einwählen geht schnell.
    Und dann öffne ich mein Postfach.
    Es sind zwei neue Nachrichten da.
    Eine stammt von Lothar und die andere …
    Silbermondauge hat geschrieben.
    Ich schlucke.
    Meine Hand bewegt die Mouse wie von selbst, doch ich gewinne kurz vor dem Klick die Kontrolle über sie zurück.
    Lothar schreibt: He, Kleene, ich hab ’ne Weile nichts gehört von dir. Geht es dir gut? Was macht der gefleckte Blitz (so nennt er Loulou manchmal) ? Tante Hanne hat uns eine gemeinsame Einladung zu ihrem Geburtstag am 25. geschickt, soll eine Riesensause werden, so wie es klingt. Sie weiß ja, dass wir kein Paar mehr sind, aber ich glaube, sie hätte trotzdem ganz gerne, dass du kommst. Ich hab sie gestern angerufen und sie gebeten, dass sie dir doch auch eine Einladung schicken möge. Na ja, was soll ich sagen. Ich glaube, bei ihr setzt langsam der Altersstarrsinn ein. Könntest du dir also vorstellen, schick angezogen mit mir auf diese kreuzlangweilige Feier zu gehen? Ich wette, es gibt eine Menge dick machender Sachen zu essen, an denen wir unsere helle Freude hätten. Auf alle Fälle meld dich doch mal wieder. Du weißt doch, dass ich immer gleich einen auf Papa mache, wenn ich mich sorge. Bussi Lothar.
    Einen auf Papa machen. Wie er schon Witze machen kann über etwas, das uns so zu schaffen gemacht hat. Seine

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