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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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erkannte. Ich werde nicht ununterbrochen von tendenziell lesbischen Frauen angerufen, die ich zufällig auf Bergen oder beim Tierarzt treffe. Und sie ist so … ich hatte es schon fast wieder vergessen, wie sie war, beim Griechen. Sie ist nämlich wirklich irgendwie unbeschreiblich, und damit meine ich nicht nur ihre Augenfarbe. In ihr ist so ein Brausen und Rumoren, das mich mitreißt, wenn ich mich nur einen Schritt darauf einlasse. Ich glaube, mir ist noch nie ein so aufrührender Mensch begegnet, bei dem ich fortwährend das Gefühl habe, ich müsse mich in Sicherheit bringen. Bevor ich mich aber fragen kann, wovor ich denn Schutz suchen möchte, schreibe ich mir bereits die Telefonnummer der Trainerin auf, die den Kurs durchführt, und verspreche, Loulou und mich noch an diesem Abend anzumelden.
    »Cool!« Dass sie gar nichts dafür tut, um ihre unverhohlene Freude etwas zu vertuschen! »Das wird witzig, wirst sehen. Ist doch nett, dass wir uns dann wiedersehen. Ach, ich hab mir übrigens im Vorverkauf eine Karte für das Stück besorgt. Wenn, dann soll es ja auch die Premiere sein, nicht?«
    »Oh, wirklich?«, quietsche ich unkontrolliert. »Die Premiere seh ich mir natürlich auch an.«
    »Dann sehen wir uns da ja schooon wieder«, meint Antonie lachend.
    »Ach, es gibt doch Schlimmeres«, gebe ich zurück. Hat meine Stimme da gerade gegurrt?
    »Das höre ich gern«, erwidert sie, und ich stelle fest, dass wir flirten.
    Und nicht nur das! Ich stelle außerdem fest, dass es mir unglaublichen Spaß macht.
    Als ich aufgelegt habe, drehe ich mich um und schaue direkt in Loulous braune Hundeaugen, die unverwandt auf mir ruhen.
    »Guck mich bloß nicht so an!«, sage ich zu ihr. »Ich weiß, was du denkst. Aber eins sag ich dir: Eine Frau, die mich alte Hete verwirrt, reicht aus. Also hör auf, so zu gucken!«

    Warum sollte ich ihr davon erzählen?
    Ich fummele den Schlüssel in meine Wohnungstür und lasse Loulou kurz draußen warten, bis ich mich meiner Jacke und der Schuhe entledigt habe.
    Dann lotse ich sie ins Bad, in die Wanne, wo sie eine ordentliche Unterbodenwäsche bekommt.
    Es besteht wirklich kein Grund, wieso ich davon erzählen sollte, überlege ich wieder, während ich Loulou die Füße abtrockne.
    Emma ist nicht mehr als eine Internet-Bekanntschaft, mit der mich lediglich der gleiche Hang zu Barbra Streisand, italienischen Antipasti und Duftlampen verbindet. Sie mag noch nicht einmal Krimis. Und wer sich wo meine Telefonnummer stiehlt, um sich mit mir auf einem Hundesportplatz zu verabreden, geht sie nichts an. So!
    Loulou lässt beim Abfrottieren den Kopf hängen. Ich lache sie ein bisschen aus.
    Sich nette Bücher anzuschauen, in denen auf farbigen Bildern sportliche Hunde über hübsche Hindernisse springen, ist eine tolle Sache. Die Frauchen auf diesen bunten Fotos sehen engagiert, ehrgeizig, erfolgreich und selbstbewusst aus.
    Ich glaube, das ist auch ein Grund, wieso ich heute Nachmittag zu diesem Verein gefahren bin. Ich wollte mich gerne so fühlen, wie die Frauen auf diesen Bildern aussehen.
    Und es hat tatsächlich auch geklappt. Loulou stellte sich prima an, und wenn ich mit ihr rannte, fühlte ich mich so, wie jeder sich wohl gern fühlen möchte: eins mit mir.
    Meine Gedanken kamen zur Ruhe, und ich brachte es fertig, eine halbe Stunde und länger an nichts anderes zu denken als nur an die Hindernisse, die richtige Führhand und Loulous Hechtsprung nach dem Schleuderball.
    Nur hat mir niemand vorher gesagt, dass ich nach diesen Stunden derartig platt sein würde. Ich habe das Gefühl, unter einer Tür durchzupassen.
    Loulou schießt aus dem Bad mit dem letzten Rest ihrer üblichen Energie zum Fressnapf, inhaliert die komplette Trockenfuttermahlzeit in drei Sekunden und schleppt sich dann zum Sofa, vor dem sie mit einem Aufstöhnen zusammenbricht.
    Ich selbst schaffe es gerade noch, eine Tiefkühl-Pizza in den Ofen zu werfen und mit einer Tasse Kaffee auf den Küchenstuhl zu sinken.
    Hier sitze ich nun.
    Verfroren. Erschöpft. Aber irgendwie … ja, glücklich. Ich bin friedlich in mir. Ein Zustand, der mir mittlerweile schon beinahe fremd ist.
    Hier sitzen. Kleine Schlucke Kaffee nehmen. Den Moment auskosten, in dem er heiß und würzig im Hals hinunterrinnt.
    Draußen der Wind in den Zweigen. Der Baum singt leise.
    Ich sehe ein Bild vor mir.
    Von einer blonden Strähne gegen das strahlende Blau des Herbstnachmittags. Wie sie weht.
    Wir haben nur hin und wieder miteinander geredet. Es

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