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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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laut heraus.
    »Was ich damit …? Nichts! Nichts will ich damit sagen. Ich dachte nur, dass es dir gefallen würde, mal unter Frauen auszugehen, wenn du schon in der letzten Zeit so …« Ich merke richtig, wie es mich reizt. Es reizt mich, wie Michelin diesen Satz abbricht und dann seine Vollendung so in der Luft schweben lässt.
    »Nein, Michelin, ehrlich. Nur weil ich mit Emma … also … wirklich nicht. Das bedeutet doch nichts«, erwidere ich mit betont ruhiger Stimme. Ich frage mich, wen ich damit denn eigentlich überzeugen will. Michelins Antwort kommt mit ein wenig Verzögerung. Ich kenn sie. Sie hat sich jetzt genau überlegt, was sie sagen wird. Vielleicht wähnt sie, dass ich mich durch ihre Mutmaßungen verletzt fühlen könnte.
    »Es bedeutet auch nichts, wenn du mit mir und Angela zusammen tanzen gehst. Die Frauenschwofs sind nun mal die einzige Gelegenheit dazu. Ich geh doch sonst in keine Disco, das weißt du.«
    »Ich weiß, ja. Aber bitte versteh doch …«
    »Du warst doch auch schon mal mit. Weißt du noch?« Sie kann es sich nicht verkneifen, das noch schnell nachzuschieben.
    Sicher kann ich mich daran lebhaft erinnern. Es war die Zeit, zu der sie Lena und dann auch deren Mutter Angela kennen lernte, vor rund einem Jahr. Ich hatte ihr in dieser Krisensituation treu zur Seite gestanden und auf dem Frauenschwof Mund und Augen aufgesperrt.
    »Ich dachte, es hätte dir gefallen?!«
    Ich räuspere mich kurz. »Ja. Natürlich. Sicher. Es hat mir ja auch gefallen. Aber jetzt gerade … ich weiß nicht, ob du das verstehst, Michelin, aber … es wäre mir einfach zu viel.«
    Für einen Moment ist es still in der Leitung.
    Dann höre ich sie lächeln.
    Michelin hat so eine Art, durchs Telefon zu lächeln, dass man es förmlich hören kann, wie sich ihr Mund liebevoll verzieht und ihre Augen einen warmen Freundinnen-Ausdruck bekommen.
    Sie versteht mich, weiß ich da. Keine Frage, sie versteht mich.
    »Wenn du dich mal auskotzen willst – über Frauen im Internet oder sonst wo, du weißt ja, wo du mich finden kannst.«
    Ich gebe ihr einen Gruß an Angela mit auf den Weg, und wir legen auf.
    Ein- und ausatmen. Als hätte ich die Luft angehalten. Oder als hätte ich eine von diesen widerlichen Konfirmantinnenblusen getragen, bei denen der oberste Knopf immer so eng gesetzt ist, dass man nach zwei Minuten darin schon kurz vor dem Erstickungstod steht.
    Ein unruhiges Flattern in meinem Bauch beim Blick hinaus.
    Es ist spät genug.
    Manchmal ist sie schon um diese Uhrzeit da.
    Also fahre ich den Computer hoch. Das Geräusch, das er dabei macht, begleitet mich bis in meine Träume. In der Nacht, und jetzt auch am Tag.
    Ich betrete den Chatraum. Aber Silbermondauge steht nicht auf der Mitgliederliste. Ich suche ihren Namen. Aber ich erhalte die ärgerliche Antwort, dass der Teilnehmer derzeit nicht angemeldet ist.
    Na gut, dann schaue ich mir doch mal an, ob der doofe Redakteur von neulich noch einmal einen Kommentar zu meinem Exposé rausgedrückt hat.
    In meinem Mail-Kasten habe ich eine neue Post. Ich öffne sie mit plötzlich leicht zittriger Hand an der Mouse.

Hi, steht da. Ich dachte, wir sollten es vielleicht noch mal versuchen. Du kennst doch sicher den Schwof im Bahnhof. Hättest du Lust, mich da zu treffen? Wir könnten sagen: Um halb zwölf im Durchgang zum Café-Bereich, direkt gegenüber der DJ -Kabine. Du weißt ja: Ich habe lange dunkle Haare, graue Augen und sehe immer so aus wie bestellt und nicht abgeholt. Holst du mich ab?

    Ein paar Sekunden lang starre ich den Bildschirm an. Dann sage ich zu ihm: »Also, tut mir Leid, aber wenn hier eine aussieht wie bestellt und nicht abgeholt, dann bin ja wohl ich das!«

    Ich fackel nicht lange rum.
    Die rote Hüfthose mit dem breiten Gürtel und das helle Kurzshirt, das mir die Amiflagge auf die Brüste zaubert. Meine Haare sehen aus wie ein misslungener Versuch des Britpop-Stylings. Ich zause noch ein bisschen Gel rein und finde mich danach zumindest ungewöhnlich.
    Es ist schon Viertel nach elf, als ich Loulou in rasender Hast vor die Tür zerre und mit mühsam gesäuseltem »Mach mal fein!« zum Pinkeln animiere.
    Meine Hände flattern. Meine Knie schwabbeln unter meinem offenbar hohlen Bauch nach links und rechts, wie es ihnen gerade gefällt.
    Ich stopfe mir Geld in die Tasche der Jeansjacke und lasse beinahe meinen Wohnungsschlüssel von innen stecken.
    Gott sei Dank habe ich keine Probleme mit einem möglicherweise altersschwachen Auto, das

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