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Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Das Gegenteil von Schokolade - Roman

Titel: Das Gegenteil von Schokolade - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirijam Muentefering
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begegnen können. Und erst recht werde ich sie nicht noch einmal küssen können, während ich weiß und sie nicht weiß, dass ich weiß. Nein, diese einfache Lösung scheidet von vornherein aus.
    Bleibt noch die Möglichkeit, sie zu treffen und mit meinem Wissen zu konfrontieren. Ich weiß zwar nicht, wo genau sie wohnt, aber ich könnte an der Tierarztpraxis auf sie warten. In irgendeinem Café oder meinetwegen auch beim Griechen in der Nähe könnte ich dann zusehen, wie ihr der Unterkiefer runterfällt, wenn sie hört, dass sie durchschaut ist.
    Diese Möglichkeit erwäge ich nicht so lange und ausgiebig wie die erste. Denn wenn ich ehrlich bin, glaube ich nicht, dass ich das fertig bringe. Ich beginne ja jetzt schon wie Espenlaub zu zittern, wenn ich mir diese Situation ausmale: sie vor mir, mit ihren grauen Augen, die sich verdunkeln, und diesem Blick, den ich schon auf eine ganz andere Art und Weise kennen gelernt habe. Ich bin momentan innendrin viel zu wackelig, um so was durchzuziehen. Aber wenn ich das auch nicht kann, dann bleibt eigentlich nur noch eine weitere Lösung …
    Irgendwann schlafe ich ein. Ich träume unruhig und wache morgens völlig übernächtigt und mit verrenkten Knochen wieder auf, Loulou unter meinen Kniekehlen.
    Das ist so eine müde Traurigkeit, die mich umfängt wie eine klamme Decke.
    Gerade noch an einem aufregenden Beginn gewähnt, sitze ich nun im Nichts des Unmöglichen.
    Im Kopf die alles überschattende Frage: Und wozu jetzt das alles?
    Den Gang auf den Berg schenk ich mir heute Morgen. Das jämmerliche Frühstück auch.
    Stattdessen schreibe ich eine E-Mail, klar und deutlich und endgültig:
Emma, ich habe endlich begriffen, was du hier tust. zwar kann ich nicht verstehen, wieso du dich so verhältst, aber ich habe es jetzt zumindest durchschaut.
leb wohl!
    Danach bin ich derart aufgekratzt, dass ich dreimal bei Katja anrufe und ihr den Anrufbeantworter so voll quatsche, dass er beim vierten Anruf nicht mehr anspringt.
    Michelin fällt rückwärts fast vom Stuhl, als ich sie anrufe und ihr sage, dass ich heute nicht ins Büro komme.
    »Aber Frauke, auf die Idee hätten wir doch auch kommen können!«, haucht sie erschüttert, und ich höre ein Geräusch, das so klingt, als stelle sie ihre Kaffeetasse mit einem Ruck auf dem Tisch ab.
    »Sind wir aber nicht«, erwidere ich lässig, während in mir wieder alles erbebt. »Und es hätte auch nichts geändert. Sie ist, wie sie ist, und tut, was sie tut. Und das schließt einfach alles Weitere aus.«
    Michelin schweigt ein paar Sekunden.
    »Aber sie wird sich doch bestimmt auf deine E-Mail noch einmal melden …«
    Ich schlucke. Daran habe ich natürlich auch schon gedacht. »Könnte sein.«
    »Und was wirst du dann tun? Triffst du dich mit ihr?« Michelins Stimme klingt angespannt. Sie kann es nicht leiden, wenn Liebesgeschichten oder Geschichten, die zu solchen hätten werden können, in den Sand gesetzt werden.
    »Quatsch!«, spucke ich aus und hätte gern, dass es so klänge, als hätte ich mit dieser Sache bereits abgeschlossen. Stattdessen mischt sich ein merkwürdiges Quieken in meine Stimme. »Das hat doch eh keinen Sinn.«
    »Aber interessiert es dich denn nicht, wieso sie das gemacht hat?«, will Michelin wissen.
    Natürlich. Genau betrachtet, interessiert mich nichts dringlic her als das.
    »Was spielt das denn für eine Rolle? Wenn zu Beginn einer Freundschaft schon solche Schoten ablaufen, dann kann man das Ganze ja wohl vergessen.«
    »Freundschaft?« Meine Arbeitskollegin hüstelt leicht. »Wenn es um eine Freundschaft ginge, hättest du wohl Recht. Aber jetzt mal ganz ehrlich, Frauke, hier gehts doch um was anderes. Und wie heißt es immer so schön: ›Im Krieg und in der Liebe sind alle Tricks erlaubt.‹ Wer weiß, ob sie nicht vielleicht einen guten Grund hatte für ihr Versteckspielchen.«
    »Fällt dir einer ein?«
    »Wer ist denn hier von uns die Rätsel-Löse-Tante?«
    Ich seufze. »Wenn es mehr nicht wäre! Ein Rätsel zu lösen, das wär doch kein Problem. Aber hier geht es nicht um irgendeine fiktive Geschichte, die man mit dem Kopf knacken kann. Hier geht es schließlich um meine Gefühle!«
    »Nicht nur um deine Gefühle. Das, was du von Antonie erzählt hast, klingt nicht so, als sei sie ein gefühlskalter Klotz.«
    Warum nur werde ich den Verdacht nicht los, dass Michelin nicht ganz einverstanden ist mit meiner Sicht auf die Dinge?
    »Das sage ich ja gar nicht. Ich sage nur, dass die Vertrauensbasis

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