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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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dort festsaß. »Ich habe sie offenbar mit jemandem verwechselt.«

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17
    Charles
    E s herrschte Verwirrung. Collins, der in Ungnade gefallene Schatzmeister. Das verunstaltete Wandgemälde. Es war eine Ironie des Lebens, dass diese beiden Ereignisse damals zusammenfielen.
    Anfangs war es ganz einfach, sich einzureden, dass Charles, der alles andere als ein Zahlenmensch war, sich Sorgen machte, wo gar keine Sorge angebracht war. Reserven, Wertverzehr, Abschreibungen – all dies verschleierte, was tatsächlich vor sich ging. Immer schien es für alle Unregelmäßigkeiten absolut gute Gründe zu geben: Ein Betrag, der für eine Sache vorgemerkt war – zum Beispiel Musikstipendien –, wurde ein wenig abgesenkt, während gleichzeitig ein anderer – etwa Stipendien für besonders Bedürftige – offenbar angehoben wurde.
    »Es gibt in diesem Jahr weniger musikalische Kinder, Charles, und mehr gute vielseitig Begabte, deren Eltern im Moment schwere Zeiten durchmachen.« Wenn er so etwas sagte, sah Collins Charles fest in die Augen, und Charles spürte seine Fürsorge für die Kinder und deren Eltern.
    Collins lagen diese Familien am Herzen, so viel stand fest. Er war nicht einfach nur ein Erbsenzähler. Er setzte sich mit der verwitweten Mutter eines Dreizehnjährigen eine Stunde lang zusammen und versicherte ihr, dass die Zukunft ihres Sohnes gesichert sei, finanzielle Unterstützung geleistet werde und sie sich keine Sorgen zu machen brauche. Die Frau verließ daraufhin das Büro des Schatzmeisters mit einem Lächeln auf ihrem müden Gesicht. Währenddessen nahmen die neuen Gebäude – die Turnhalle und das Schwimmbad – auf dem Gelände Gestalt an, und sie sparten bei den unnötigen Ausgaben so viel wie möglich ein. Eine Zeit lang sah es tatsächlich so aus, als wäre Collins ein Finanzgenie.
    Auch dem Schulbeirat mangelte es damals an finanziellem Scharfsinn. Erst später begriff Charles, dass Collins die Gelder aus einem einzigen Grund so schnell verschob: Er wollte es ihnen erschweren, die Kontrolle darüber zu behalten, wie viel davon tatsächlich vorhanden war. Die Sum men, die er für sich selbst beiseiteschaffte, waren klein: Zwei - oder dreihundert Pfund hier und da, gelegentlich auch einmal tausend, die sich leicht erklären ließen, weil man ja Bargeld zur Hand haben musste, um die für das Bauvorhaben benötigten Materialien zu bezahlen. »Die Handwerker bekommen die Fliesen zu besseren Konditionen, wenn sie bar zahlen«, erklärte er Charles einmal.
    Die für das Bauvorhaben eingereichten Kostenvoranschläge: Wie viele davon waren aufgebläht, damit Collins eine Rückerstattung bekam? Das zu beweisen wäre schwer. Schließlich war es nicht im Interesse der Bauunternehmen, irgendwelche Schmiergeldzahlungen zuzugeben.
    Meistens wurde Charles um drei Uhr morgens wach und lauschte dann dem ruhigen Atem von Susan neben ihm im Bett. Um ihn herum seufzte das alte Haus und ließ Ruhe einkehren. Nachts war Letchford ein tröstlicher Ort. Aber jetzt nicht mehr. Da war etwas faul. Jemand musste genauer hinsehen. Die Mitglieder des Schulbeirats waren die Ersten, denen er von seinen Befürchtungen berichten musste. Aber wenn er sich nun irrte?
    Er drehte sich im Bett um und versuchte, sich zum Schlafen zu zwingen. Aber die Ängste jagten durch seinen Kopf. John Andrews. Er war inzwischen im Ruhestand, gab aber immer noch Mathematiknachhilfe für den Common Entrance Test oder die Abschlussprüfungen. John war immer ein Mann der Zahlen gewesen und gehörte zu den Mathematikern, die sich zur Zahlenwelt nicht nur aufgrund von deren theoretischer Schönheit hingezogen fühlten. John hatte im nördlichen Böhmen mit Charles’ Vater in einem Kriegsgefangenenlager Schwarzmarkthandel betrieben. Sie hatten diesen mit skrupelloser Effizienz geführt – Fehler konnten eine Kugel im Kopf bedeuten. John Andrews hatte Buch geführt, verschlüsselt, sodass die Deutschen nichts damit anfangen konnten, und jede einzelne Zigarette, jeder altbackene Brotkanten war aufgelistet worden. John war der Mann, den Charles hier in Letchford brauchte. Und John wäre damit auch geholfen. Seine Pensionierung hatte ihn nicht mit Wohlstand gesegnet.
    »Es stünde ein wenig Mathematikunterricht an«, unterbreitete Charles ihm sein Angebot, als er ihn in Abingdon besuchte. »Ganz unkomplizierte Sachen: nur für die jüngeren Kinder im ersten und zweiten Jahrgang.« Selbst jetzt brachte er es nicht über sich, seinen

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