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Das geheime Bild

Das geheime Bild

Titel: Das geheime Bild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliza Graham
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die Nahrungsmittel knapp waren, versteckt. Sie hatte ihn mit diesem letzten Schatz auf den Weg geschickt, damit er sein neues Leben im Westen nicht mittellos beginnen musste.
    Karel starrte die Münzen an, bis ihm die Augen brannten.
    Aus England traf ein Telegramm ein. Lieber Junge, wie bald kannst Du kommen? Ich werde Dir telegrafisch Geld schicken …
    Er zeigte der Dame mit der Hornbrille den Brief, den sie ihm zusammen mit Karels Ausweispapieren abnahm, um sie dem britischen Konsulat vorzulegen. Als sie Karel das nächste Mal traf, reichte sie ihm einen braunen Umschlag: Fahrkarten, Visum, Bargeld für Essen während der Reise.
    »Ich habe das hier.« Er zeigte ihr die Münzen. »Ich wollte sie für Pfund Sterling eintauschen.«
    »Heb dir dein Gold auf. Wer weiß, wozu du es noch brauchen kannst.« Sie schob ihm die drei Münzen wieder zu. »Du wirst feststellen, wie ungesund das englische Essen ist«, klärte sie ihn auf. »Das Gemüse ist verkocht. Deshalb rate ich dir, es dir noch einmal zu überlegen, aber wenn du es wirklich möchtest, Karel, dann viel Glück.« Ihr Ton ließ keinen Zweifel daran, dass er ihrer Meinung nach Glück brauchen konnte, um in diesem Königreich mit seinen verkochten Karotten zu überleben.
    Aber als der Zug die Liverpool Street Station erreichte, erwartete ihn dort John Andrews. Sein schmales Gesicht begann zu strahlen. »Das konntest nur du sein.« Er klopfte Karel auf die Schulter. Karel wusste bereits, dass die Engländer sehr reservierte Menschen waren. »Hier.« Er reichte ihm einen zusammengefalteten Regenmantel. »Es regnet. Ich dachte, den wirst du nötig haben.«
    Karel zog ihn über seine Jacke.
    »Eigentlich sollte ich mit dir gleich nach Hause gehen, aber ich denke, wir besuchen erst mal einen Pub.«
    John kannte einen, der beim Bahnhof gleich um die Ecke lag. Nachdem sie den warmen, stickigen Raum betreten hatten, stellte er vor Karel einen Krug warmes Ale. »Dann bist du also problemlos aus der Tschechoslowakei herausgekommen?«
    Karel zwang sich zu nicken. Das Bier schmeckte anders als das, was er von zu Hause kannte: schwer und eichig.
    »Gut.« Er trank einen Schluck. »Es tat mir leid, das von deinem Vater zu erfahren. Er hatte etwas Besseres verdient. Aber das gehört alles der Vergangenheit an. Die Frage ist nun, wie bringen wir deine Ausbildung wieder auf Kurs. Ich denke«, meinte John Andrews, »wir werden als Erstes an deinem Englisch arbeiten. Es sei denn, du möchtest immer noch Kunst machen?«
    Bei ihm klang es, als wäre dies ein interessantes Hobby.
    »Nein«, sagte Karel. »Das gehört der Vergangenheit an.« Und er legte Nachdruck in seine Worte, um ganz sicherzugehen.

28
    Meredith
    A ls er mir von seiner Ankunft in England erzählte, klingelte etwas bei mir. »John Andrews hat doch später in Letchford unterrichtet, oder?« Ich erinnerte mich an den großen, schlaksigen älteren Herrn mit den durchdringenden Augen.
    Dad nickte. »Da war er schon im Ruhestand. Er war achtundsechzig, aber sein Geist war noch der eines jungen Mannes. Ich brauchte jemanden, der Mathematik unterrichten konnte.« Er brachte sein Messer und seine Gabel auf seinem leeren Teller in die Vier-Uhr-Position. Anders als zu Hause, wo er sie auf die englische Art in die Sechs-Uhr-Position legte. »Und Hilfe bei den Aufgaben eines Schatzmeisters.«
    Die Rolle des Schatzmeisters dürfte damals, in den alten Zeiten des Unterrichtens, wie ich sie nannte, vor den Computern, viel zwangloser gewesen sein. Heute waren Schatzmeister für gewöhnlich bestens qualifizierte Leute, oftmals Buchhalter und demzufolge Cracks, was Tabellen und Cashflow-Ermittlung betraf, und verwalteten Schulen wie eine Firma.
    John hatte im Hauptgebäude gewohnt, erinnerte ich mich, wie es sich für jemanden gehörte, der eher Teil der Familie als des Lehrpersonals war. Nachdem Mr. Collins gegangen war, hatte er den Raum mit dem großen Eichenschrank geerbt.
    »Du siehst müde aus, Meredith. Wir heben uns den Rest der Geschichte lieber für morgen auf.« Dad sprach mit sanfter Stimme, wie er das auch in meiner Kindheit getan hatte. Ich war ein sehr lebhaftes Kind gewesen, ein Mädchen, das man zügeln musste. Seine Toleranz gegenüber meinem lebhaften Wesen war sehr groß gewesen, bis auf das eine Mal, als ich das Wandgemälde verunstaltet hatte. In letzter Zeit war diese Sanftheit allerdings verschwunden. Seit ich in Letchford arbeitete, hatte ich immer nur seinen kritischen professionellen Blick auf mir

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