Das geheime Leben der CeeCee Wilkes
getan, oder?”
Verdammt. Warum musste er sie so direkt fragen? Wie konnte sie den Mann, den sie liebte, anlügen? Würde eine solche Lüge nicht ihre ganze Beziehung in Frage stellen?
“Natürlich nicht.” Ihr Herz krampfte sich dabei ein wenig zusammen.
Tim seufzte tief. “Der Tag morgen wird hart, Babe. Und als ich dich mit dieser Dornröschenmaske sah, wurde mir klar, dass du von uns dreien die schwerste Aufgabe hast. Bereust du schon, dass du mitmachst?”
Sie zögerte. Bereute sie es? Naomi hatte gesagt, dass es großartig sei, was sie vorhatten. “Das werde ich wohl erst wissen, wenn es vorbei ist. Ich … du weißt, was ich bereuen würde, Tim. Ich habe es dir so oft gesagt, dass du es bestimmt nicht mehr hören kannst.”
“Was denn?” Er klang verwirrt.
Warum wusste er nicht, was sie meinte? “Ich mache mir Sorgen darüber, ob wir uns danach jemals wiedersehen.”
Er umarmte sie. “Das, mein kleines Dornröschen, sollte deine geringste Sorge sein.”
Wie meinte er das nun wieder? Warum konnte er ihr nicht ein einziges Mal konkret sagen, wie sie es anstellen sollten? Sie war seine vagen Antworten leid. Sie musste mehr wissen. Sie brauchte Details. Und jetzt war die letzte Gelegenheit, danach zu fragen.
“Tim”, flüsterte sie und nahm all ihren Mut zusammen. “Ich muss wissen, was genau du meinst, wenn du sagst, dass alles gut wird. Verrate mir wenigstens, was geschehen wird. Wie wirst du mich wissen lassen, wo du bist? Wie willst du das anstellen, ohne dass du … dass wir beide in Gefahr geraten?”
Als er nicht antwortete, drehte sie sich zu ihm um. Seine Augen waren geschlossen, er atmete ruhig und gleichmäßig und sie wusste, dass sie von ihm in dieser Nacht keine Antwort mehr bekommen würde.
10. KAPITEL
G erade geht mir auf, dass du inzwischen vielleicht schon den Führerschein hast. Dazu kann ich nur sagen: “Leute, passt auf!”
Mit dieser Komplikation hatte niemand gerechnet: Obwohl CeeCee einigermaßen gut Auto fuhr, konnte sie mit einer Gangschaltung nicht umgehen. Sie kannte nur die Automatikschaltung.
“Wir haben nichts anderes.” Forrest blies eine Rauchwolke aus und blickte von einem verrosteten und verbeulten Auto zum nächsten. Der Lack war bei den meisten schon so abgeblättert, dass man die ursprüngliche Farbe kaum mehr erkennen konnte.
Sie zitterte unter ihrer Jacke. “Tut mir leid”, sagte sie zu Tim.
“Warum hast du uns nicht gesagt, dass du nicht fahren kannst?”, fragte Marty.
“Ich
kann
fahren. Bloß nicht mit Gangschaltung.”
“Gut.” Tim legte eine Hand in ihren Nacken. Sie war sich nicht ganz sicher, ob es sich um eine liebevolle oder eine bedrohliche Geste handelte. “Das ist keine große Sache. Sie ist klug. Ich bringe es ihr in zehn Minuten bei.”
Zum Glück wohnten Naomi und Forrest am Ende der Welt, und so hatten sie die Waldwege für sich allein. Mehrfach würgte CeeCee den Motor ab bei dem Versuch, die Balance zwischen Gaspedal und Kupplung zu finden, und spürte nervöses Gelächter in sich aufsteigen, das sie allerdings unterdrückte, nachdem Tim ganz offensichtlich nicht zu Späßen aufgelegt war.
“Tja”, sagte Tim, als sie später wieder vor dem Haus parkte. “Die gute Nachricht ist, dass du hier draußen nicht allzu viel Schaden anrichten kannst. Allerdings solltest du dir viel Zeit lassen, wenn du zurück nach Chapel Hill fährst. Für die Autobahn bist du noch nicht bereit.”
Später in der Küche wiegte CeeCee Emmanuel in ihren Armen, während die drei Männer die Straßenkarte studierten. Naomi buk Plätzchen, es duftete köstlich.
Tim warf CeeCee über die Schulter einen Blick zu. “Du solltest dir das auch anschauen, Babe.”
“Warte, ich nehme ihn dir ab.” Naomi steckte das Baby in das Tragetuch, das sie immer umgehängt hatte.
CeeCee trat zwischen Tim und Forrest und beugte sich über den Tisch.
“Wir sind jetzt genau hier.” Tim legte einen Finger auf die Karte. “Und die Hütte ist dort. Das hier ist der Neuse River. Die Hütte liegt direkt an einem Weg, der hier nicht verzeichnet ist. Aber ich werde ihn wiedererkennen, wenn ich ihn sehe.”
“Und wo bekommen wir die Lebensmittel her?”, fragte CeeCee.
“Der nächste Laden ist zehn Meilen entfernt”, erklärte Forrest. “Etwa hier.” Er zeigte auf die Karte.
CeeCee und Tim fuhren mit dem Bus zum Einkaufen. Tim bestand darauf, dass sie ihre Handschuhe anzog, damit auf den Packungen keine Fingerabdrücke zu finden sein würden. Sie kauften
Weitere Kostenlose Bücher